Großprojekt im Wasser: Neuer Düker bringt Gas nach Usedom

„Düker Marsch“ hieß es gestern für die Männer von Klaus Breßer. Der Projektleiter der Firma Hülskens Wasserbau aus Weser am Niederrhein setzt gegen 10.30 Uhr rund 100 Tonnen in Bewegung. Stück für Stück verschwindet der lange, graue Rohrstrang im Wasser. Im Auftrag des überregionalen Ferngasnetzbetreibers Ontras Transport GmbH aus Leipzig wurde gestern zwischen Hohendorf und Ziemitz der Düker unter dem Peenestrom verlegt. Damit wurde ein Abschnitt der Erdgas-Hauptversorgungsleitung zur Insel Usedom erneuert. „Das Teilstück ist in das 7000 Kilometer Leitungen umfassende Ontras-Netz eingebunden“, sagt Sprecherin Susann Surma. Die bisherige, 1976 verlegte Stahlleitung wurde auf einer Länge von insgesamt etwa 900 Metern ausgetauscht. Zu den Wasserarbeiten kommt noch ein knapp 400 Meter langes Teilstück am Ostufer des Peenestroms. Bei Untersuchungen wurden Beulen im alten Rohrstrang — hauptsächlich im Bereich der Peenestromquerung — entdeckt. „Die Deckschicht über dem alten Düker war im Laufe der Jahrzehnte abgetragen worden, so dass die Leitung eine zu geringe Überdeckung auswies, stellenweise schon freigespült war“, nennt Thomas Preuss, Projektmanager von Ontras, weitere Gründe für die Baumaßnahme. Die neue Leitung hat einen Durchmesser von 30 Zentimetern und ist für einen maximalen Betriebsdruck von 25 bar ausgelegt, wie Susann Surma weiter informiert. Die neue Leitung wird rund drei Meter unter der Gewässersohle liegen. Rückblick: Im Frühjahr wurde eine Baustraße errichtet, die östlich von Hohendorf zum Peenestrom verläuft. Anschließend erfolgte die Lieferung der 18 Meter langen Leitungssegmente, die auf dem Festland vormontiert wurden. Im Juli konnte der alte Düker vom Grund des Peenestroms mittels einer 80-Tonnen-Winde vom Festland aus geborgen, an Land gezogen und zerlegt werden. Gestern kam die tonnenschwere Winde nun wieder zum Einsatz — der neue Düker wurde in einen vorgefertigten Graben in den Peenestrom gebracht. „Wir haben etwa dreieinhalb Stunden gebraucht“, sagt Susann Surma, die mit der Inbetriebnahme der neuen Erdgasleitung am 15. September rechnet. Die Kunden haben von dem Bau nichts mitbekommen. Von Ende Mai bis Ende September werden sie über eine Leitungsverbindung bei Kamminke über die deutsch-polnische Grenze versorgt. In Spitzenzeiten würden bis zu 20 000 Kubikmeter Erdgas pro Stunde durch den Düker auf die Insel strömen — das entspreche dem Jahresverbrauch von gut zehn Einfamilienhäusern. Mit dem Ende der Arbeiten sollen die Geländeoberflächen hergestellt und renaturiert werden. Ein Netz, drei Länder 100 Tonnen schwer ist der etwa 500 Meter lange Düker (Unterführung eines Rohres), der unter den Peenestrom eingezogen wurde. 3 Millionen Euro hat die Erneuerung des Leitungsabschnitts vor der Insel Usedom gekostet. Das Ontras-Leitungsnetz ist über seine Kopplungspunkte mit mehr als 60 Netzbetreibern in Deutschland, Tschechien und Polen verbunden. Zudem sind über 40 Abnehmer und neun Erdgasspeicher direkt an das Netz von Ontras angeschlossen. Der Sitz der Firma befindet sich in Leipzig. Henrik Nitzsche

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