Hanseyachts Greifswald: Acht Mitarbeiter positiv auf Corona getestet

Die zweite Corona-Welle hat auch den Greifswalder Schiffsbauer Hanseyachts erreicht. Nach derzeitigem Kenntnisstand gibt es acht positive Corona-Fälle unter den Mitarbeitern. Das bestätigt Achim Froitzheim, Pressesprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald, am Mittwoch auf OZ-Nachfrage. Die Infizierten sind alle im Bereich Möbeltischlerei tätig und befinden sich in Quarantäne. „Da offenbar viele Arbeitnehmer der Firma aus dem Ausland, beispielsweise aus Polen, stammen und teilweise nur wenig Deutsch verstehen, bildet die Sprachbarriere eine Herausforderung dabei, die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen“, sagt Froitzheim. Derzeit werden alle Kontakte ermittelt. Ob neben den Infizierten weitere Teile der Belegschaft in Quarantäne müssen, ist noch nicht klar. Anonymer Hinweis von der Belegschaft: Den ersten Hinweis zu den Corona-Infektionen gab es über ein anonymes Schreiben aus Mitarbeiterkreisen von Hanseyachts, welches bei der Greifswalder OZ einging. In diesem Schreiben war von sieben Hanseyachts-Mitarbeitern die Rede, die bereits in der vergangenen Woche positiv getestet worden sein sollen, darunter auch Mitarbeiter aus Polen. Laut Kreissprecher Achim Froitzheim hat Hanseyachts den Landkreis am Dienstagabend um 19.36 Uhr über die Infektionen informiert. Seitdem arbeitet das Gesundheitsamt mit Hochdruck daran, alle Kontakte lückenlos nachzuverfolgen. Labore melden alle positiven Tests an den Kreis: Froitzheim hält es zumindest für möglich, dass ein Teil der positiven Tests bereits mehrere Tage zurückliegt. „Wenn sich die betroffenen Einrichtungen nicht bei uns melden, dauert es sehr viel länger, bis unsere Kontaktverfolgerteams die Zusammenhänge herstellen“, erklärt Froitzheim. Zwar melden die Labore alle positiven Tests direkt an den Landkreis. Wenn dann jedoch mehrere infizierte Hanseyachts-Mitarbeiter bei unterschiedlichen Teams des Gesundheitsamtes bearbeitet werden, fällt eine Häufung erst mit einiger Zeitverzögerung auf, so Froitzheim. Ohne den Hinweis von Hanseyachts hätte es sogar weitere Tage dauern können. Kreis ist dringend auf Mithilfe der Firmen angewiesen: Der Kreissprecher richtet deswegen einen Appell an alle Unternehmen und Einrichtungen, sich unbedingt umgehend beim Gesundheitsamt zu melden, sollte es einen positiven Coronafall geben. Da die Hanseyachts-Mitarbeiter in Sorge um ihre Gesundheit sind, verspricht Froitzheim: „Wir bleiben an den Fällen bei Hanseyachts dran.“ Zum Zeitpunkt des Bekanntwerden der positiven Coronatests wollte sich Hanseyachts am Mittwoch nicht äußern. Pressesprecher Morten Strauch räumt gegenüber der OZ zwar mehrere Infektionen ein. Weitere Angaben will das Unternehmen vorerst jedoch nicht machen. Am Donnerstag soll es weitere Informationen geben. Einer der größten Arbeitgeber der Stadt: Die Firma Hanseyachts gilt als wirtschaftliches Aushängeschild Greifswalds und ist eines der wenigen börsennotierten Unternehmen in MV. Mit rund 750 Mitarbeitern ist das Unternehmen zudem einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Mehr lesen: HanseYachts plant Kapitalerhöhung durch Ausreichung neuer Aktien Hanseyachts Greifswald: Interview mit Vorstand Gerhardt zum Millionenverlust Produktion trotz Corona: HanseYachts in der Kritik Die Unternehmensführung soll nach Angaben von Kreissprecher Froitzheim angeboten haben, die komplette Belegschaft auf eigene Kosten testen zu lassen. Der Landkreis begrüßt diesen Weg, um weitere Infektionen der Belegschaft ausschließen oder schnellstmöglich feststellen zu können und entsprechende Maßnahmen einleiten zu können. Bereits zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr hatte es anonyme Kritik am Corona-Sicherheitskonzept der Firma Hanseyachts gegeben. Illegal gefilmtes Videomaterial zeigte, wie Abstandsregeln und Hygieneregeln verletzt wurden. In dem anonymen Schreiben der Mitarbeiter, das die Coronainfektionen erstmals bekannt macht, wird erneut darauf hingewiesen, dass Hygienestandards nicht eingehalten werden. Zu Beginn des Jahres hatte sich der Betriebsrat klar hinter das Unternehmen gestellt und betont: „Von Seiten der Firma wurde alles gemacht, was möglich ist, um die Mitarbeiter zu schützen, aber auch um die Produktion weiter zu gewährleisten.“ Tatsächlich konnte Hanseyachts bislang „durchproduzieren“, im August und September mussten Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden. Lesen Sie auch HanseYachts plant Kapitalerhöhung durch Ausreichung neuer Aktien Hanseyachts Greifswald: Interview mit Vorstand Gerhardt zum Millionenverlust Produktion trotz Corona: HanseYachts in der Kritik Von Katharina Degrassi und Anne Ziebarth