Greifswald - Hubert Schwarz — Sturkopf mit Stil

Wer Hubert Schwarz‘ Galerie im Greifswalder Westend betritt, kommt oft in einen fast menschenleeren Raum. Zwei, vielleicht drei Kunden schleichen von Bild zu Bild, und eher im Ausnahmefall verlässt einer von ihnen das Geschäft nachher mit einem Original, um tausende Euro erleichtert. Eine Galerie nur mit zeitgenössischer Kunst — läuft sowas überhaupt in Greifswald? Es läuft, irgendwie: Hubert Schwarz, inzwischen 58, feiert an diesem Freitag 20-jähriges Galerie-Jubiläum. „Und ich hab‘ auch nicht vor, in Rente zu gehen“, brummt er. „Das ist wie bei meinen Künstlern. Die machen weiter bis zum Umfallen.“ Hubert Schwarz, aufgewachsen in Thüringen, ist eigentlich studierter Grafik-Drucker — einer, der die Originale von Malern vervielfältigt, was selbst schon als Kunst gilt und ihm immer wieder das elektrisierende Gefühl gibt, ein Gemeinschaftswerk zu kreieren. Als Drucker war Schwarz 1981 auch nach Greifswald gekommen, angezogen von der Liebe zu einem alten Segelboot, das er mit Freunden retten wollte. „Das Boot ist nie gefahren“, sagt er. Aber Schwarz blieb und eröffnete 1993 seine Galerie. In Berlin hatte er andere Galeristen kennengelernt. „Diese Arbeit hat mir imponiert.“ Vor allem Maler stellt Schwarz nun aus, zeitgenössische aus ganz Deutschland, einzelne auch aus dem Ausland. „Ich nehme, was gut ist und was mich berührt“, erklärt er. „Und ich versuche, verschiedene Arbeitswege zu zeigen, die man in der Malerei gehen kann.“ Künstler wie Thomas Hartmann, die heute 60 sind und als höchst erfolgreich gelten, gehören zu seinem Stamm. Aber auch jüngere wie Julia Körner. Knapp 20 insgesamt. Schwarz hält engen Kontakt zu ihnen, alle paar Monate fährt er in ihre Ateliers, sucht nach neuen Stücken für Ausstellungen oder die nächste internationale Messe, auf der er meist besser verkauft als in Greifswald. Thomas Hartmann sagt, Hubert sei so zu einem Freund für ihn geworden. Schwarz umgekehrt sagt, „diese persönlichen Kontakte und dass ich verfolgen kann, wie sich ein Künstler über Jahre entwickelt, das ist das Reizvollste an meiner Arbeit“. Doch der Preis ist hoch: immer wieder schlaflose Nächte. Nicht, weil die Galerie schon drei Mal zum Umzug gezwungen war, von der Hunnen- in die Brüggstraße, von der alten Post ins Westend. „Mit jedem Umzug konnte ich mich ja verbessern“, sagt Schwarz. Hart waren die wirtschaftlichen Krisen, in denen das Geld bei niemandem mehr locker sitzt. „Das spürt man als Galerist sofort“, sagt Schwarz. Vor ein paar Jahren hätten er und seine Frau Anita Kaegi, eine versierte Kunstkennerin, die das Hotel Galerie am Markt betreibt, daher ernsthaft überlegt, in einen Ballungsraum zu ziehen. Ein paar Wochen testete Schwarz den Betrieb in Berlin, dann bestätigte sich, was er heimlich gehofft hatte: „In Berlin läuft eine Galerie auch nicht von selbst. Dort bist Du einer von Hunderten.“ In Greifswald ist Schwarz der einzige auf seinem Gebiet. „Und hier habe ich sogar das Gefühl, gebraucht zu werden.“ Anita Kaegi sagt, dass ihr Mann nie aufgegeben habe, sei die reine Notwendigkeit. „Hubert brennt einfach für diese Arbeit.“ Stur sei er auch. „Und er weiß, was er will.“ Dass Schwarz in Greifswald gebraucht wird — genau so sehen es auch Kenner der Kunstszene in MV. „Er ist unverzichtbar“, meint etwa Annett Hauswald, Leiterin des Greifswalder Kulturamts. „Er hat ein unglaubliches Gespür für Ästhetik.“ Und er bereichere die Stadt auch als Vermittler zwischen Künstlern und Institutionen. Im Rathaus etwa hängt ein Thomas Hartmann. Und bei Veranstaltungen des Koeppenhauses oder des Nordischen Klangs klinke sich Schwarz gern ein. „Ich hoffe, er bleibt mindestens 20 weitere Jahre.“ Vernissage heute Die Jubiläumsausstellung „20 Jahre Galerie Schwarz“, Teil I, eröffnet heute um 19 Uhr in der Langen Straße 21. Hubert Schwarz zeigt Werke von Max Neumann, Oskar Manigk, Julia Körner und anderen seiner Stammkünstler. Teil II folgt ab dem 23. August. Die Galerie STP feiert heute zeitgleich im hinteren Teil des Raums Vernissage. Galerist Peter Konschake präsentiert unter dem Titel „Nice in HGW“ Arbeiten der „Art of the Prom Nizza“. Bis 16. August. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 13 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung Sybille Marx