Impfstart in Greifswald: Was die ersten geimpften Menschen sagen

Helmut Jaschhof (85) musste nicht lange überlegen, als er gefragt wurde, ob er sich gegen das Coronavirus impfen lassen möchte. „Durch die Impfung bekomme ich ganz persönlich eine höhere Sicherheit“, sagt der Bewohner des Greifswalder Altenhilfezentrums der Odebrechtstiftung. „Mit meiner Teilnahme möchte ich außerdem zur Verbesserung der gesamten Situation beitragen. Denn es muss eine bestimmte Impfdichte geben.“ Das Paul Gerhardt Haus gehört am Sonntag zu den ersten Heimen, in denen Bewohner und Pflegepersonal geimpft werden. Zum Impfstart stehen in Vorpommern-Greifswald etwa 1000 Impfdosen parat. Zum Auftakt wurden mobile Teams zu Einrichtungen in Greifswald, Lubmin und Pasewalk geschickt. Bis zu sechs mobile Teams im Einsatz: In den kommenden Tagen werden bis zu sechs mobile Teams unterwegs sein, um in Senioren- und Pflegeheimen Bewohner und Mitarbeiter auf freiwilliger Basis zu immunisieren. Ein mobiles Impfteam besteht aus einem Arzt, einer medizinischen Fachkraft sowie einem Dokumentar und einem Fahrer. In der Odebrechtstiftung nimmt die medizinische Leiterin Dr. Roswitha Bruns die ersten Impfungen vor. Wie die Ärztin der Unimedizin sagt, werden die Impfungen auf Pflegekräfte und Ärzte auf den Stationen mit Corona-Patienten ausgedehnt, sobald ausreichend Impfstoff vorhanden ist. „In Abhängigkeit von der Impfbereitschaft und den zur Verfügung stehenden Impfdosen werden wir strikt nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission des Robert-Kochs-Instituts vorgehen“, so Bruns. Lesen Sie auch: Grimmen: Probleme bei Corona-Impfung: "Ich war erschüttert" „Die nächste Generation soll von dem Übel befreit werden“: Auch Lisa Bahr (86) gehört zu den ersten Geimpften in Greifswald. Die Bewohnerin des Altenhilfezentrums Paul Gerhardt hat keine Angst vor Nebenwirkungen. Sie hat sich mehrere Dokumentationen über die Impfung angesehen und einiges gelesen. „Ich möchte, dass die nächste Generation von diesem Übel befreit wird. Das wünsche ich mir vor allem für meine Kinder und Enkelkinder“, sagt die fünffache Mutter. Sie fühlt sich im Heim der Odebrechtstiftung rundum wohl und ist dankbar für die Freundlichkeit der Mitarbeiter dort, die sie auch direkt nach der Impfung liebevoll umsorgen. Eine Impfung dauert sieben Minuten: Dirk Mischkale, Geschäftsführer des Altenhilfezentrums, ist zufrieden mit dem Ablauf des ersten Impftages. „Eine Impfung dauert etwa sieben Minuten. Das ist eine gute Zeit, damit an einem Tag auch genügend Personen geimpft werden können. Die Ärzte nehmen sich Zeit für die Bewohner und erklären genau, was passiert“, sagt Mischkale. Am Sonntag konnten zunächst nur 30 Personen behandelt werden. Debatte zum Impfstart in MV: "Das dauert noch eine Ewigkeit" Großteil der Bewohner möchte sich impfen lassen: Hintergrund ist, dass das Ministerium am Tag vor der Impfung ein neues Formblatt herausgegeben hat, das von den Geimpften unterzeichnet werden muss. Da viele Bewohner nicht mehr mündig sind, sondern Verwandte unterschreiben müssen, ließ sich das nicht in allen Fällen auf die Schnelle organisieren. „Das ist aber kein Problem. In den kommenden Tagen gehen die Impfungen bei uns weiter. Von unseren 158 Bewohnern wollen sich etwa 110 derzeit impfen lassen“, sagt Mischkale. Einige wollen lieber einen anderen Impfstoff abwarten oder generell etwas warten. Ähnlich sieht es beim 100-köpfigen Team des Pflegepersonals aus. Altenpfleger John Wudtke hat Vertrauen in das Impfsystem. „Ich finde es wichtig, mich impfen zu lassen“, sagt der 27-Jährige, der ebenfalls zu den ersten Teilnehmern der Impfung gehört. Landrat Sack spricht von „Mammutaufgabe“: Die Impfzentren werden erst Anfang des neuen Jahres öffnen. Das Impfzentrum Greifswald wird von der Unimedizin geleitet. Das in Pasewalk wird vor allem mit Fachpersonal der Bundeswehr unterstützt. Landrat Michael Sack (CDU) spricht von einer „Mammutaufgabe“. Der Landkreis bekomme auch Unterstützung vom Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz sowie vom Arbeiter-Samariter-Bund und von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. „Zudem haben sich eine ganze Reihe von Ärzten sowie auch medizinisches Fachpersonal freiwillig für den Dienst in den Impfzentren gemeldet. Für diese Unterstützung sind wir außerordentlich dankbar“, sagt Sack. Von Katharina Degrassi