Lubmin will Fracht aus Vorpommern

Ladebow erwächst weitere Konkurrenz. Lubmin steigt in den vorpommerschen Wettbewerb um Fracht — Baustoffe, Getreide und Co. — ein. „Wir wollen uns in diesem Jahr dem freien Seehandel weiter öffnen“, sagt Axel Vogt. Der Bürgermeister des Seebades Lubmin ist seit 2014 auch Vorsteher des Zweckverbandes Energie- und Technologiestandort Freesendorf, dem der Hafen im früheren Auslaufkanal des Kernkraftwerks Nord gehört. „Nach dem Ende der Pläne für ein Steinkohlekraftwerk sind nun auch die für ein Gaskraftwerk beendet worden“, erinnert Vogt. Überhaupt hätten sich bislang die Hoffnungen auf die Ansiedlung von Industrie nur teilweise erfüllt. Genau dafür wurde bekanntlich der Hafen im August 2006 eröffnet. Die Unterstützung von Industrieansiedlungen und die Förderung bestehender Betriebe habe weiter Vorrang, betont Vogt. Sie stehe nicht im Widerspruch zur Aquirierung weiterer Fracht. Dabei sieht Vogt eine Konkurrenz im regionalen Wettbewerb vor allem mit Ladebow und eventuell Wolgast. „Zu Vierow sehen wir keine ernsthafte Konkurrenz“, schätzt der Verbandsvorsteher ein. „Dieser Hafen hat sein Marktsegment gefunden.“ Ohne die Umorientierung droht Lubmin ein massiver Umschlageinbruch. Im August 2014 verließen die Erntebrücker Eisenwerke Lubmin. Sie hatten bislang mit der Verschiffung von Offshore-Windanlagen für viel Umschlag gesorgt. Daneben gingen insbesondere Holz und Schüttgüter über die Kaikante. 2014 wurden 106000 Tonnen umgeschlagen, 131 Schiffe liefen Lubmin an, erzählt Vogt. Größter Pott war bisher die „Stade“, 145 Meter lang und mit 8000 Tonnen Ladung. Das sei das Maximum des Möglichen. „Mit 157 Pötten hatten wir 2012 die meisten Schiffsankünfte“, berichtet der Verbandsvorsteher. 2010 waren es zwar nur 104, aber dafür 161000 Tonnen Ladung. Lubmin sei konkurrenzfähig nicht nur in Bezug auf die Gebühren, ist er überzeugt. Man habe nicht nur die Straßenanbindung, sondern auch ein eigenes Eisenbahninfrastrukturunternehmen mit allen erforderlichen Berechtigungen. Das Gleis verläuft parallel zur Kaikante. Unter den sechs im Hafenbecken vorhandenen Liegeplätzen sei einer für Schwerlasten geeignet. Den nutzt derzeit vor allem der Kranbauer Liebherr. „Der Weg zur offenen See ist mit drei Kilometern kurz“, wirbt Vogt weiter. „Und wir haben die Zertifizierung für die internationale Schifffahrt.“ Um Lubmin besser zu positionieren und zu betreiben, ihn erfolgreich zu vermarkten, soll ein Eigenbetrieb gegründet werden. „In dieser Woche wird es Abstimmungen mit dem Rechtsamt dazu geben“, informiert der Vorsteher. Dann würden die Unterlagen dem Zweckverband und den Gemeindevertretungen vorgelegt. Axel Vogt betont noch einmal, dass die Ansiedlung von Unternehmen Vorrang habe. Der direkte Hafenzugang sei ein wichtiges Werbeargument. Derzeit arbeite man zwei Projekten. Mehr wollte er dazu nicht sagen. Nach seinen Worten handelt es sich aber nicht um Projekte, die mit dem Zwischenlager Nord in Verbindung stünden, betont Vogt. Ausbaggern 6,10 Meter beträgt der Tiefgang der Anbindung des Hafens an die Bundeswasserstraße. Auf Grund natürlicher Versandung des Einfahrtbereiches durch Meeresströmungen war die Ausbaggerung der Einfahrt nötig. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hatte davor (nur noch 5,40 Meter Tiefe) Beschränkungen für die Schiffsgröße angeordnet. Sie wurde am 5. Februar aufgehoben. Axel Vogt hat jetzt regelmäßige Messungen veranlasst. Die Unterhaltungsbaggerung hat der Zweckverband aus Rücklagen bezahlt. Diese ist laut Vogt in der Regel alle fünf bis sieben Jahre nötig. Eckhard Oberdörfer

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