MV will hoch ansteckende Corona-Mutationen systematisch erfassen

Angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen droht bundesweit eine Verschärfung des Lockdowns. Besondere Sorge bereitet die Ausbreitung der Corona-Mutationen, die als vielfach ansteckender gelten. Das Land Mecklenburg-Vorpommern will nun die grassierenden Corona-Mutationen erfassen, um Ausbrüche schnell eingrenzen zu können. Es sei bislang nicht zu erklären, warum trotz des harten Lockdowns die Infektionszahlen nicht signifikant sinken, sagte der Chef-Virologe der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Nils-Olaf Hübner. „Vermutlich kommen zwei Dinge zusammen: eine gewisse Corona-Müdigkeit der Bevölkerung und das Auftreten neuer Varianten, die deutlich ansteckender sind.“ Bislang keine systematische Erfassung von Varianten: Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) wurden im Nordosten noch keine Infektionen mit den besonders ansteckenden Virus-Stämmen registriert. Das bedeutet allerdings nicht, dass es sie nicht gibt. Denn bislang, so das Lagus weiter, wurden nur wenige Analysen durchgeführt. Von einer systematischen Erfassung möglicher Virus-Varianten ist das Land noch weit entfernt. Das soll sich jetzt ändern. Den Virologen bereiten aktuell vor allem zwei Corona-Mutationen Sorgen, weil sie deutlich leichter übertragbar sind: Die in Großbritannien grassierende Variante B.1.1.7 und die Virusvariante B.1.351, die zuerst in Südafrika auftauchte. „Die Dynamik der Verbreitung beider Varianten in einigen Staaten ist besorgniserregend“, heißt es vom RKI. Mehr lesen: Kommentar: Corona-Mutationen in MV: Warum sie kein Grund zur Panik sind Schärfere Corona-Regeln für MV: Schwesig ist vor Merkel-Gipfel dafür Stralsunder Intensivschwester: „Schwere Corona-Verläufe – nicht nur bei Vorerkrankten“ Mehr als die Hälfte der Bewohner infiziert: Wie das Barther Pflegeheim jetzt weitermacht Beide Varianten wurden inzwischen auch in Deutschland nachgewiesen. Bisher gibt es laut RKI zwar keine Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe oder eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe. Aber: Die Ausbreitung der leichter übertragbaren Varianten müsse eingedämmt werden, um eine Überbeanspruchung der Kliniken zu verhindern. Virologe: „Wir fahren mit Standlicht“: Unter Federführung der Universitätsmedizin Greifswald plant das Land in einem landesweiten Monitoring ab kommender Woche die genaue Untersuchung. „Bei der Erfassung von Virus-Varianten fahren wir derzeit mit Standlicht über die Straße. Wir müssen endlich das Fernlicht einschalten, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen“, sagte der Chef-Virologe der UMG, Prof. Nils-Olaf Hübner. Das Monitoring soll als eine Art Frühwarnsystem fungieren. Die Forscher untersuchen vor allem Proben von infizierten Personen, die zuvor in einem Land waren, in denen Mutationen auftraten. Auch bei besonders schweren Krankheitsverläufen, ungewöhnlichen Ausbrüchen oder einer Zweitinfektion sollen die Viren genetisch analysiert werden. In diesen Fällen werden die zuständigen Gesundheitsämter die Forscher informieren. Derzeit wird in den Primär-Laboren nur nachgewiesen, ob der Betroffene an Corona erkrankt ist oder nicht. Für die Sequenzierung der Isolate und damit den Nachweis neuer Varianten fehlt in diesen Laboren die entsprechende Technologie. „Wir sprechen hier über Raketentechnologie, die eigentlich nur an den beiden Universitätsmedizinen vorhanden ist“, so Hübner. Von Martina Rathke