Megaprojekt Wallanlage ist vollendet

Die Zeit war denkbar knapp, das Risiko ausbleibender Fördermittel in Millionenhöhe hoch. Aber alles ging gut: Die Umgestaltung der historischen Wallanlagen für 6,1 Millionen Euro ist abgeschlossen. Das nach dem Stadthaus am Markt in diesem Jahr größte Bauprojekt der Stadt kann wie geplant zum Jahresschluss beendet werden. 4,3 Millionen Euro stellt das Wirtschaftsministerium MV aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung zur Verfügung, damit der über zwei Kilometer lange grüne Gürtel um die Innenstadt wieder attraktiv aussieht. Bei einem Bauverzug hätte die Stadt die Summe nicht in Anspruch nehmen dürfen. „Bis auf kleine Restarbeiten ist alles fertig. Das war ein hartes Stück Arbeit“, sagt Baudezernent Jörg Hochheim (CDU) über die Mühen der Planer, Bauleute und Verwaltungsmitarbeiter. Kritik an Baumfällungen Dabei riefen die Pläne im Vorfeld harsche Kritik hervor. Insbesondere Baumfällungen und großflächige Buschrodungen betrachteten einige Bürger als Frevel. Landschaftsplanerin Sabine Bentfeld von der Ingenieurplanung Ost sieht das anders: „Viele Flächen waren einfach nur ungepflegt“, urteilt sie und nennt als Beispiel das Areal gegenüber dem Bahnhof. Die alte Schützenanlage mit dem vorgestreckten Plateau, auf dem ein Gedenkstein an die Toten erinnert, sei wie viele andere Ecken zugewuchert gewesen. Jetzt lädt der Platz mit Bank zum Verweilen ein. Die komplette Wallanlage, die unter Denkmalschutz steht, sei freigestellt und deshalb als solche wieder erkennbar. Insgesamt seien allein im Abschnitt zwischen Rubenow- und Steinbeckerstraße inklusive Credneranlagen 16 kranke Alleebäume sowie über 100 wild gewachsene Jungbäume gefällt worden. „Im Gegenzug wurden 72 Hochstämme gepflanzt, um die Allee zu komplettieren“, so Bentfeld. Lümmelbogen und Fledermausquartier Teilweise veränderten die Planer die Wegeführung. „Wir haben praktisch einige Trampelpfade legalisiert“, sagt Bentfeld und deutet auf den Durchlass zur Domstraße. Radler können dort jetzt einen gefälligen Bogen fahren. Einen Katzensprung entfernt warten Fußballtore und eine neue Tischtennisplatte auf bewegungsfreudige Kinder und Erwachsene. Die bereits vorhandenen Spielplätze haben Bestand, wurden teilweise ergänzt, etwa mit einem Lümmelbogen für Kletterfreunde. Und wer mal ein Päuschen benötigt oder in einem Buch schmökern möchte, findet ganz sicher eine Parkbank. Wie an der Fünfeichenstele, Ecke Lange Straße. „Das alte Gehäuse der Blumenuhr wurde zum Fledermausquartier umgebaut“, erklärt Sabine Bentfeld. Auch auf der anderen Straßenseite, am Eingang der Credneranlagen, wurden Bänke und Fahrradanlehnbügel positioniert. Idylle am Teich und energieeffiziente Leuchten Ein neues Gesicht erhielt das Terrain am Teich, der früher kaum noch zu erkennen war. Aus dem Gewässer nahe des Tierparks wurde massig Schlamm entfernt. Spaziergänger können es jetzt ohne nasse Füße umrunden, die Wege wurden komplett erneuert. Ein Entwässerungssystem sorge zudem dafür, dass die Wiese nicht mehr unter Wasser steht. Wer gern abends joggt, muss nicht mehr im Dunkeln laufen: „Die Wege sind alle beleuchtet“, bemerkt Fred Wixforth, Leiter des Tiefbau- und Grünflächenamtes. Bei der Technik handelt es sich um moderne LED-Lampen, die den alten Greifswald-Leuchten absichtlich ähneln. An vier Stellen strahlen zudem Spots die alte Stadtmauer an. Neue Sportanlage und versetzter Parkplatz Eine besonders große Veränderung, so Baudezernent Hochheim, habe der Platz vor der Mensa erfahren: Hier können Passanten tatsächlich wieder auf einer Allee spazieren. Denn der alte Parkplatz ist weg, Bäume wurden gepflanzt. 53 Ersatzstellplätze wurden zwischen Hansering und Loefflerstraße geschaffen. Dort befindet sich auch die neue Sportanlage der Kollwitzschule, die Freizeitsportler ebenfalls nutzen können. Nicht ganz fertig ist das Multifunktionsgebäude für den Kiosk und die neuen Toiletten am Mühlentor. Die Restarbeiten laufen, aber das stelle kein finanzielles Problem mehr dar. Auch die Rasenansaat auf allen neu gestalteten Flächen könne wegen der Temperaturen erst 2015 erfolgen. Ein I-Tüpfelchen sind die fünf Meter hohen Stelen vor der Mensa, wo keine Alleebäume gepflanzt werden konnten. Sie empfinden diese aber optisch nach und klären in Kürze auch noch mit Texten über die Historie des Schießwalls auf. Die Wallanlagen 6,1 Millionen Euro kostet die Umgestaltung der historischen Wallanlagen, 70 Prozent davon wurden vom Land gefördert. 60 neue Alleebäume sowie über 1000 Sträucher wurden allein im Bauabschnitt zwischen Hansering und Mühlentor neu gepflanzt. 53 Parkplätze zählt der neu geschaffene Parkplatz am Hansering/Ecke Friedrich-Loeffler-Straße. 250 Meter misst die Sitzmauer entlang des Wallfußes im Goethegrund. Dieser, wie auch der Müntergrund, wurden bereits im Sommer fertiggestellt. Petra Hase

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