Mutter fotografiert Wildschweine in Greifswald: Störaktionen ohne Erfolg

Wildschweine fühlen sich in der Stadt weiter wohl: Nachdem zunächst ein Video in den sozialen Netzwerken zeigte, wie neun der Tiere samt Frischlingen in der Lomonossowallee im Boden wühlen, tauchen nun Fotos auf, die mehrere Wildschweine am Studentensteig in Eldena zeigen. Wildschweine in Schönwalde und Eldena: Auf dem Video ist zu sehen, dass eines der Tiere verletzt ist und die Rotte erst davonläuft, als sich direkt ein Auto nähert. „Die ist hinten ganz doll kaputt“, sagt eine Person in dem Mitschnitt. Nicole Tonn-Turczynski bestätigt gegenüber OZ, dass sich die Tiere unbeeindruckt zeigen, wenn sie in der Nähe von Wohngebieten unterwegs sind. „Es ist schon erschreckend, dass sie mittlerweile so an Menschen gewöhnt sind“, sagt sie. Video: Wildschweine in der Greifswalder Lomonossowallee Sie habe die Tiere am Montagabend im Stadtteil Eldena fotografiert, direkt am Studentensteig, der erst vor wenigen Wochen gesperrt wurde, mittlerweile aber freigegeben ist. Ein Schild weist darauf hin, dass sich Wildschweine in dem Gebiet aufhalten. Ihr Sohn habe die Tiere bemerkt und Angst bekommen. Die Mutter habe ihn beruhigt, sie seien vorsichtig weitergegangen. „Wir gehen da mit einem mulmigen Gefühl lang“, fasst Tonn-Turczynski zusammen. Bogen um Bachen mit Frischlingen machen: Sie mache sich Sorgen, dass die Wildschweine Hunde oder Menschen angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Heiko Gust, Wildtiermanager der Stadt, ruft die Bürger weiterhin zur Vorsicht auf. Lesen Sie auch Vorpommern-Greifswald: So viele Wildschweine wurden geschossen Wildschweinplage in Greifswald: Was dieser Tierarzt dagegen tun würde Tipps: So können Greifswalder ihr Grundstück wildschweinsicher machen Nicole Tonn-Turczynski hat mit ihrem Verhalten vieles richtig gemacht: Begegnet man Wildschweinen, solle man sich ruhig verhalten, auf sich aufmerksam machen, falls die Tiere einen auf kurze Distanz nicht bemerken und ihnen die Chance zur Flucht geben, rät die Stadtverwaltung. Um weibliche Tiere mit Frischlingen solle man einen großen Bogen machen. Rund 100 Tiere halten sich derzeit im Stadtgebiet auf. Störaktionen mit wenig Erfolg: Zur Zeit seien es drei verschiedene Rotten, sagt Wildtiermanager Gust. Zusammenschlüsse seien durchaus möglich. Störaktionen an den Einständen hätten bisher jedoch wenig Erfolg gezeigt. „Die Einstände der Wildschweinrotten verlagern sich in der Regel nur innerhalb des Stadtgebietes.“ Um das Problem in den Griff zu bekommen, hat die Stadtverwaltung einen 7-Punkte-Plan vorgelegt, für den die Politik grünes Licht geben soll. Er reicht vom möglichen Jagen der Tiere in der Stadt über das Entfernen von Einständen bis zu einer besseren Vermarktungsstrategie für Wildschweinfleisch. Sowohl im bürgerschaftlichen Bau- als auch im Klimaausschuss erhielten alle Vorschläge auf der Liste eine Mehrheit. „Gefahr für den Menschen“: Für Jörg König (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Klimaschutz und Umwelt, stehe die Sicherheit der Menschen im Vordergrund. „Das ist ein ernst zu nehmendes Problem. Es bedeutet eine Gefahr für Menschen“, sagt König mit Verweis auf einen tödlichen Jagdunfall bei Wampen im Jahr 2017. Ein angeschossenes Wildschwein hatte damals einen Jäger angegriffen und so schwer verletzt, dass er verstarb. Ähnliches könnte womöglich auch in Greifswald passieren, sollte beispielsweise ein Auto ein Wildschwein anfahren und das Tier daraufhin aggressiv werden. „Wir sollten über alle möglichen Maßnahmen sprechen und nach dem Urteil von Fachleuten auch entscheiden, ob das Abschießen der Wildschweine in der Stadt die erhoffte Wirkung erzielt. Die Stadtverwaltung sollte die Bürgerschaft engmaschig über Planung und Umsetzung aller Maßnahmen informieren, damit die Politik im Zweifelsfall nachjustieren kann“, so König. Die Bürgerschaft entscheidet am 12. April. Von Christopher Gottschalk