Nach 9 Jahren: Straße Neuenkirchen - Leist bei Greifswald wird saniert

Der Zustand vieler Kreisstraßen von Vorpommern-Greifswald ist sehr schlecht. Aber eine Sperrung für den gesamten Verkehr ist doch die Ausnahme. Sie gilt seit fast neun Jahren für Autos, Kräder, ja sogar Radfahrer (zumindest theoretisch) zwischen Neuenkirchen und Leist II und dann weiter nach Leist I und Groß Karrendorf. Sie sollen eine Umleitung über Leist III nutzen. Nur landwirtschaftlicher Verkehr ist erlaubt. Wahlkampfversprechen wurde nicht eingehalten: Immer neue Hürden verhinderten die noch von der damaligen ostvorpommerschen Landrätin Barbara Syrbe für 2012 versprochene Sanierung. Die Linkenpolitikerin hatte im Wahlkampf um die für sie dann auch erfolgte Wahl zum Landrat des 2011 neu gebildeten Kreises Vorpommern-Greifswald nach Bürgerprotesten ohne Erfolg eine Notreparatur durchführen lassen. 2012 erfolgte die Sperrung. Lesen Sie außerdem: Ausbau der Kreisstraße K2 zwischen Neuenkirchen und Leist weiter unklar Straßensanierung: Jetzt fallen die Pappeln zwischen Leist und Neuenkirchen Zoff um Straßenbau in Vorpommern-Greifswald Gesperrte K 2: Bauer aus Neuenkirchen kämpft um Grund und Boden Jetzt stehen die Zeichen auf Baubeginn in diesem Jahr, weil endlich alle für den erforderlichen Ausbau nötigen Grundstücke dafür zur Verfügung stehen. Baumfällungen und der Rückschnitt von Gehölzen wurden bereits im Januar letzten Jahres durchgeführt. Vor Baubeginn muss Hecke umgesetzt werden: „Gebaut werden kann frühestens ab Mai dieses Jahres“, schränkt Kreissprecher Achim Froitzheim ein. Ein erster Spatenstich vor Ostern ist nicht möglich. Denn wegen der in diesem Bereich rastenden Vögeln dürfe im März und April nicht gebaut werden. Außerdem müssten vor dem Baubeginn Auflagen zum Artenschutz erfüllt werden. Das heißt, ein Soll müsse vertieft und eine Hecke umgesetzt werden. „Dazu führt das Kataster- und Vermessungsamt des Landkreises jetzt Vermessungsarbeiten durch“, informiert Froitzheim. Im Zuge des Straßenausbaus sollen mehr als 300 Bäume neu gepflanzt werden – als Allee- und als Einzelbäume. Das Problem: Kreis fehlten Grundstücke: Die Unterlagen für die Ausschreibung der Bauarbeiten für die K 2 würden durch das Greifswalder Ingenieurbüro erarbeitet, so Achim Froitzheim. Dass die Anwohner schon so lange warten müssen, hängt vor allem mit dem grundgesetzlich verbrieften hohen Schutz des Eigentums zusammen, der nun auch im Osten Deutschlands gilt. Der gesperrte Abschnitt der K 2 ist etwa zwei Kilometer lang. Allerdings entspricht die Straße nicht den geforderten Maßen, die für eine Kreisstraße Anfang der 2010er Jahre für eine Förderung des Landes galten. Auch für Baumpflanzungen auf einem Randstreifen fehlte Land. Inzwischen wäre wohl auch ein einspuriger Ausbau förderfähig, aber das hätte die Planungen noch einmal zurückgeworfen. Den hatte der Grünen-Kreistagsabgeordnete Waldemar Okon mehrfach gefordert. Allerdings hätten laut Kreis auch Grundstücke gefehlt. Eigentümer wollten Grundstücke nicht verkaufen: Hintergrund der Probleme: Drei Eigentümer wollten ihre Flächen nicht zur Verfügung stellen. Die Eigentümer klagten gegen den Straßenbau, darum musste der aufwendige Weg eines Planfeststellungsbeschlusses gegangen werden. Einfacher gesagt, der Kreis musste nachweisen, dass sein geplanter Ausbau die optimale Variante ist. Der Planfeststellungsbeschluss erfolgte zwar 2016, aber gebracht hat er auch nichts. Auch ein Mediationsverfahren scheiterte. Die Grundstückbesitzer klagten gegen den Planfeststellungsbeschluss vor dem Verwaltungsgericht Greifswald. Sie scheiterten. Seit 2018 ist der Planfeststellungsbeschluss juristisch nicht mehr anfechtbar. Um bauen zu können, reichte auch das noch nicht aus. Denn die die Grundstücksbesitzer weigerten sich weiter zu verkaufen – das waren ein Landwirtschaftsbetrieb, die Uni Greifswald und der kleine Landwirt Hardmut Schoenke. Der Kreis strebte nun durch die Enteignung durch das Innenministerium an. Grundstückstausch kam nicht zustande: Mit dem Landwirtschaftsbetrieb gelang als Erstes eine Einigung, und Anfang 2020 informierte die Uni auf Nachfrage, dass auch auf ihren Grundstücken gebaut werden könne. Nur Schoenke gab nicht nach. Er betonte, dass er als kleiner Bauer seine Flächen nicht hergeben könne und forderte ein etwa gleich großes Ausgleichsgrundstück neben seinem Betrieb in Neuenkirchen. In mehreren Anläufen kam es zu keiner Einigung. Er wurde nun nach Anhörung im Innenministerium im letzten Jahr enteignet. Sanierung der Kreisstraße soll weitergehen: Der vorgesehene Bereich übrigens ist der dritte Bauabschnitt der Kreisstraße Neuenkirchen – Karrendorf. Der erste, der Alwine-Wuthenow-Ring in Neuenkirchen, wurde schon vor Jahren realisiert. Weitere Bauabschnitte sind die Straßenerneuerung im Bereich Leist I sowie die Strecke von Leist I bis Karrendorf. Wann es hier losgeht, ist noch unklar. Mittel für den Ausbau zwischen Neuenkirchen und Leist wurden 2018 zur Verfügung gestellt. Von den knapp 830 000 Euro wurden laut Doppelhaushalt 2020/21 etwa 430 000 Euro bis 2019 ausgegeben. Im Doppelhaushalt standen beziehungsweise stehen ferner für die K 2 – und zwar inklusive der Strecke bis Karrendorf – im letzten Jahr 1,3 Millionen und in diesem Jahr 800 000 Euro zur Verfügung. Lesen Sie auch Geldmangel: Pegel will marode Straßen in MV zur Not aufgeben FLI-Chef von der Insel Riems: „Diese Straße ist peinlich und gefährlich“ Vorpommern-Greifswald – Kostendruck: Landkreis will Straßen loswerden Von Eckhard Oberdörfer