Nach Wohnzimmerkonzerten kommt nun De Zauberfläut

Experiment gelungen — die Künstlerische Leiterin der Opernale, Henriette Sehmsdorf, ist zufrieden mit der Festival-Saison. Das Experiment 2015 hieß „Wohnzimmerkonzerte“. Nicht der Opernale-Verein agierte als Gastgeber für die 15 Aufführungen, sondern Privatpersonen, Vereine, Firmen hatten die Möglichkeit, die Opernale zu engagieren, Gäste einzuladen oder für die Aufführungen Karten an den Mann zu bringen. „Es gab weit mehr Gastgeber-Bewerber als schließlich Gastgeber, aber mehr konnten wir nicht annehmen“, sagt Sehmsdorf. Dargeboten wurde ein Querschnitt der vergangenen vier Opernale-Jahre, denn seit mittlerweile fünf Jahren gibt es den Verein schon. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, Oper aufs und ins Land zu bringen und neues Publikum zu gewinnen. „Das Projekt hat sich gelohnt, auch für die Darsteller“, sagt Henriette Sehmsdorf, jetzt zu Hause an ihrem Küchentisch. Offizielle Geschäftsräume des Vereins gibt es nicht. Von der Vorbereitung, Planung bis zur Abrechnung, die gerade auf Hochtouren läuft, geschieht das meiste im Privatbereich der Künstlerischen Leiterin und ihres Partners Hans-Henning Bär, Initiator, Mitbegründer sowie Vorsitzender des Opernale-Vereins im Örtchen Jager nahe Greifswald. Zwischen zwei und vier Sänger, dazu jeweils ein Pianist und ein Moderator, standen in dieser Saison auf den völlig unterschiedlichen Bühnen der Wohnzimmerkonzerte, erzählt Henriette Sehmsdorf. Etwa auf einem privaten Heuboden in Jager, im Naturerlebnispark Gristow, im KulturKonsum in Loitz, einer Arztpraxis in Ribnitz-Damgarten, im Reuter-Saal Elmenhorst, der Kirche in Kirchdorf, in der Deutschen Bank in Stralsund und im Haus der Begegnung in Greifswald. Deshalb habe es auch nicht ein Programm gegeben, sondern 15 unterschiedliche, je nach Platz, Publikum, Zuschauerwünschen. Dabei hatte Henriette Sehmsdorf noch vor einem Jahr geplant, es 2015 etwas ruhiger angehen zu lassen. „Aber das hat nur teilweise geklappt — beispielsweise, weil wir eben für die Bewerbung nicht verantwortlich waren“, resümiert sie. Insgesamt sei das Projekt Wohnzimmerkonzerte für alle Beteiligten sehr bereichernd gewesen: Die Sänger hätten neue schöne Ecken Vorpommerns kennengelernt, die Initiative sei bekannter geworden, neue Opernfans seien gewonnen worden und das treue Publikum habe ganz neue Aufführungsorte kennengelernt. „Unser Konzept ist einhundertprozentig aufgegangen.“ Solch einen Erfolg erhofft sich die Opernale-Macherin auch fürs nächste Jahr. Das, und natürlich, dass es wieder um Oper geht, ist dann auch fast das Einzige, was im Jahr sechs der Opernale und im jetzigen Jubiläumsjahr gleich sein soll. 2016 gehen die Macher der Opernale Mozarts Zauberflöte an. „Die Künstler freuen sich darauf, etwas aus dem Grundrepertoire eines jeden Opernsängers bieten zu können“, weiß deren Leiterin. Und doch soll es ganz anders sein als alles, was bisher von Mozart gezeigt wurde. Schon der Name „De Zauberfläut“ ist neu und dennoch traditionell. Denn gemeinsam mit Petra Schwaan-Nandke, der Niederdeutsch-Fachfrau aus Wilmshagen, wird die Oper mit dem Wiener Charme auf Platt geboten. „Zumindest teilweise, die Sprechtexte sind Niederdeutsch“, sagt Sehmsdorf. Die Texte der bekannten Melodien bleiben unverändert. „Niederdeutsch trifft Hochkultur“, lautet das Motto dieses Unternehmens, mit dem Sehmsdorf & Co. mehrere Ziele verfolgen: Nach wie vor wollen sie Publikum im ländlichen Raum an Oper heranführen. „Diese Klassiker bieten sich dafür und für ganze Familien einfach an.“ Zweitens soll es etwas Besonderes werden, auch um alle Fördermöglichkeiten ausschöpfen zu können. Traditionsreiches Plattdeutsch, traditionsreiche Musik und die Förderung im ländlichen Bereich sollen verbunden werden. Sehmsdorf erhofft sich vom Projekt wegen der Interessenkopplung ein Zuschauerplus und will gleichzeitig Niederdeutsch fördern. „Und mit dem Pfund Petra Schwaan-Nandke in der eigenen Gemeinde Sundhagen muss man einfach wuchern“, ist sie überzeugt. „Wir möchten auch einen Teil dazu beitragen, dass das Niederdeutsche als Tradition nicht an den rechten Rand geschoben und dort missbraucht wird.“ Die „heißen“ Proben beginnen Mitte Juli in Bröllin bei Pasewalk; alle Künstler kommen dazu bereits einstudiert. Dort gibt es auch die Premiere und eine weitere Aufführung. Ab dem 1. September folgen sieben Opernale-Veranstaltungen in der Griebenower Turmscheune. 2016: Sieben Mal in Griebenow 15 Mal gastierte die Opernale bei Wohnzimmerkonzerten. 2016 geht die Opernale nicht auf Reisen: Nach der Premiere gibt es sie 7 Mal in Griebenow. De Zauberfläut heißt das Programm für 2016, bei dem Mozarts Oper teilweise auf niederdeutsch und mit Petra Schwaan-Nandke zu erleben sein wird. 58 000 Euro Fördermittel erhoffen sich die Opernale-Macher aus dem Leader-Topf für das Projekt. Die Entscheidung des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt steht aus. Almut Jaekel

Jager - Nach Wohnzimmerkonzerten kommt nun De Zauberfläut