Ein altes Amt und viel DDR-Geschichte

Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer, eine Schusterwerkstatt, Teile eines historischen Klassenzimmers und viel, viel mehr gibt es im Heimatmuseum von Ferdinandshof. Die Ausstellung füllt das Obergeschoss des Brandstalles im Ortszentrum. Den Namen erhielt das Haus, weil es einmal teilweise abbrannte. Es ist eine liebenswert unprofessionelle, aber durchaus gut aufgeräumte Ausstellung mit Exponaten vor allem aus der DDR-Zeit. Im Arbeiter- und Bauernstaat galt Ferdinandshof als größtes Dorf des Landes. Das Projekt der Entwässerung der nahen Friedländer Großen Wiese für die Rinderzucht war Unterrichtsstoff in der Schule. Unter den DDR-Exponaten sind seltene Gebrauchsgegenstände wie ein Eierwender, der in Dresden hergestellt wurde. Ein drehbares Gestell mit Draht, in dem die Eier einzeln verwahrt wurden. „Durch den Einsatz des Wenders blieben sie länger frisch“, erklärt Christiane Ikierski, Vorsitzende des Heimatvereins Ferdinandshof. Seit 2006 sitzt der Verein im Brandstall, erzählt Ikierski. „Die Heimatstube gibt es seit 1995, sie war zuerst im Neubaugebiet und dann ab 2001 in der alten Schule untergebracht.“ Am Anfang stand ein Projekt des Landfrauenverbandes für arbeitslose Frauen zur Erforschung bäuerlicher Traditionen. „Wir hatten keine professionelle Beratung und haben alles selbst aufgebaut“, erzählt Christiane Ikierski. Sie selbst hatte Landwirtschaft studiert und später zum Ver- und Entsorger umgeschult. „Am Anfang hatten wir null Ahnung.“ Das hat sich geändert, Ikierski kennt sich mit der Geschichte von Ferdinandshof inzwischen gut aus. Mitte der 1990er Jahre entstanden viele Heimatstuben, erinnert sie. Die meisten sind inzwischen wieder eingegangen. Am Anfang der Ausstellung kann sich der Besucher über wichtige Daten der Geschichte informieren. 1707 baute Johann Jürgen Gundelach eine Glashütte auf dem „Scharmützel“ nahe dem heutigen Dorf. „Da findet man heute noch Glas im Boden“, erzählt sie. Die Ausstellung zeigt eine Glasmacherpfeife und Produkte der Glashütte. Gundelach, der auf dem Scharmützel auch die heutige Dorfkirche bauen ließ, liegt seit 1736 in der Gruft, ebenso wie Christoph Ludwig Henrici (verstorben 1758). Letzterer wurde 1736 Generalpächter der Ämter Ueckermünde, Torgelow und Königsholland. Zu Königsholland gehörten elf zum Teil im 18. Jahrhundert neu gegründete Orte, darunter Ferdinandshof. Henrici spielte eine große Rolle bei der Besiedlung des seit 1720 preußischen Altvorpommern, wofür vor allem Menschen aus anderen Teilen Deutschlands geworben wurden. Henrici holte neue Bauern ins Land und gründete zahlreiche Glashütten. Er ließ einen Amtshof in Ferdinandshof bauen. Teile seines Amtssitzes sollen in dem Gutshaus genannten Gebäude erhalten geblieben sein. Hier wohnte der Pächter der Domäne. Das Gutshaus wird gerade saniert und gehört wie der Brandstall zu einem denkmalgeschützten Ensemble, das sich Besucher der Heimatstube näher ansehen sollten. Es sind Wirtschafts- und Wohngebäude des preußischen Remonteamtes. 1862 übernahm das Kriegsministerium die Domäne. In Ferdinandshof wurden nun bis 1945 Pferde für die Kavallerie ausgebildet. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand ein Landesgestüt. Auf dem Gelände erinnert das vom Ferdinandshofer Karnevalverein gestiftete Holzpferd „Laurentius“ an das Remonteamt. Ferner steht hier ein Kunstwerk der Berliner Professorin Leni Hoffmann, das das Motiv der Glashütte aufnimmt. Kontakt ☎ 039778 2 29 25, www.ferdinandshof.de Ein Kapitel Geschichte 1707gründet Johann Jürgen Gundelach eine Glashütte, in der Gebrauchsglas produziert wurde. 1736pachtet Christoph Ludwig Henrici die Ämter Ueckermünde, Torgelow und Königsholland (Sitz Ferdinandshof). 1862übernahm das preußische Kriegsministerium die Domäne und richtete ein Remonte-Amt ein. Eckhard Oberdörfer

Kleine Schätze im Großkreis Vorpommern-Greifswald: Ferdinandshof und sein Heimatmuseum - Ein altes Amt und viel DDR-Geschichte