Gristows Gospelchor überwindet sein Tief

Sie sahen ihr Ensemble schon so gut wie am Ende. Seit vorgestern aber schöpfen die Mitglieder des Gristower Gospelchores wieder Hoffnung. Nach einer Werbeaktion zum Semesterstart der Greifswalder Uni fanden sich am Dienstagabend überraschend viele neue Gesichter zur allwöchentlichen Probe im früheren Pfarrhaus des Dorfes ein. Sollte auch nur ein Teil von ihnen der Sängerschaft treu werden — der Chor wäre aus dem Besetzungstief heraus. Gerademal neun Frauen und Männer zählte er zuletzt. In Stralsund traten sie am vergangenen Wochenende mit fünf anderen Gospelchören auf, alle 20 bis 40 Mitstreiter stark. „Wir waren trotzdem gut. Richtig gut. Das hat uns bestärkt weiterzumachen“, schwärmt Ensembleleiter Christoph Probst. Auch wenn der Chor mit der Zeit immer kleiner wurde, weil Sänger eines Studiums oder Arbeitsplatzes wegen wegzogen, dachten langjährige Mitstreiter wie Karin Weidauer nie ans Aufhören. „Wir waren fünf Leute (!), als wir im Februar 2001 begannen“, schildert sie. Damals, erklärt der Gristower Bernhard Gibb, sei die örtliche Kirchengemeinde von einer Aufbruchstimmung erfasst gewesen. „Unsere Kirche wurde nach jahrelangem Leerstand wieder aufgebaut und dann war da Edwin Schulz, ein junger Pfarrvikar. Er hat mit seiner Art und Weise dazu beigetragen, den Glauben auf lebendige Weise nach außen zu tragen“, sagt er. „Wir waren wie eine Familie und sind es noch“, meint Karin Weidauer. Die Riemserin Jutta Markmann fühlte sich „gleich wohl“, als sie 2009 zum Gristower Gospelchor stieß, erzählt sie. Mehrmals habe sie ihn vorher erlebt und für gut befunden. Dennoch traute sie sich lange nicht, an die Sänger heranzutreten, „um zu fragen, ob ich mal bei einer Probe zuhören kann“. Als sie sich schließlich überwand, „war es so, als ob ich schon hundert Jahre dazugehörte“. Solche Schilderungen mögen Anna Krawutschke und ihre Freundin Alexandra Machines zum Mitmachen ermuntern. Die jungen Frauen aus Kiel und Osnabrück sind erst seit einer Woche in Greifswald, um hier zu studieren. Auf einer Veranstaltung für Erstsemestler, mit der Vereine, Hochschulgruppen und Organisationen auf sich aufmerksam machten, entdeckten sie den Gristower Gospelchor. Beide sangen bereits vorher in Chören. Aufwärmrituale zu Beginn der Probe — sich schütteln und strecken, mit den Beinen wippen, pusten, schlürfen und schnalzen... — sind ihnen geläufig. Gristows Gospelchor steht für christlich geprägte Lieder. „Das“, betont Bernhard Gibb, „ist unser Anspruch.“ „Im kommenden Jahr“, schildert Christoph Probst, „würden wir gerne in mehreren vorpommerschen Dorfkirchen auftreten. Dafür würden wir ein entsprechendes Repertoire einstudieren.“ Bislang sei das nur eine Idee gewesen. Doch unter den veränderten Vorzeichen könnte sie durchaus Wirklichkeit werden. Denn Gristows Gospelchor, so scheint es, ist noch lange nicht am Ende. Wir sind wie eine große Familie.“Karin Weidauer, langjähriges Chormitglied Sven Jeske

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