Raser machen die Peene unsicher

Verkommt die beschauliche Peene zur sommerlichen Rennpiste? Touristiker und Behörden sind beunruhigt. Viele Boote seien einfach zu schnell unterwegs, beklagt der Leiter der Naturparkverwaltung, Frank Hennicke. Mehr als einmal habe er Kanufahrer fast kentern sehen, weil Raser ganz schön Welle machten. Die Wasserschutzpolizei sei de facto nicht präsent. Das gebe Temposündern Auftrieb. 12 Stundenkilometer dürfen Motorboote auf dem träge dahinfließenden „Amazonas des Nordens“ fahren. „Schon das ist nicht wirklich langsam“, gibt Hennicke zu bedenken. Dennoch heize so mancher Bootsbesitzer mit höherem Tempo über den Fluss. „Besonders schlimm ist es am Kummerower See“, weiß Antje Enke, Mitglied im Tourismusnetzwerk „Abenteuer Flusslandschaft“. Doch auch vor ihrer Haustür, in Anklam, geraten Paddler schon mal ins Wanken, weil Motorboote zu zügig an ihnen vorbeiziehen. „Es kommt vor, dass wir Kunden nicht ins Kanu steigen lassen können, weil ein Motorboot gerademal wieder für unruhiges Wasser sorgte“, schildert Grit Köhn, Mitarbeiterin der Anklamer Kanustation. Sie nervt derlei inzwischen. Michael Woitacha, Betreiber einer Marina in Loitz, sah letzte Woche sogar ein Jet-Ski „mit einem Affenzahn die Peene runterrauschen“. „Das fanden wir schon bizarr!“ Die Wasserschutzpolizei, so Woitachas Eindruck, „ist relativ selten auf dem Fluss zu sehen“. „Die müsste sich auch mal auf die Lauer legen und die Geschwindigkeit von Booten messen“, findet die Anklamerin Antje Enke. Herbert Schalau, Schichtdienstleiter der für die Peene zuständigen Wasserschutzpolizei-Inspektion Wolgast, kann die Kritik nicht nachvollziehen: „Wir sind zwar nicht jeden Tag auf dem Fluss, aber doch öfter und im Grunde regelmäßig.“ In Anklam liege dafür sogar ein Streifenboot, das auch an Wochenenden und des nachts auf dem Fluss verkehre. „Da wird viel gemacht“, beteuert Schalau. Vor allem Fischwilderei sei ein Problem. Die beklagte Raserei hingegen könne er nicht bestätigen. „Wir haben keine entsprechenden Feststellungen.“ Laut Antje Enke vom Netzwerk „Abenteuer Flusslandschaft“ gibt es mit Motorbooten auf der Peene schon seit einigen Jahren Ärger. „Das Problem ist, dass viele Fahrer keine Rücksicht auf die Paddler nehmen.“ Der Naturwacht, bedauert Naturparkleiter Frank Hennicke, seien die Hände gebunden. „Wir können nichts gegen Raser unternehmen, das geht uns rein ordnungsrechtlich nichts an.“ Wer rast, ist Hennicke überzeugt, tue dies in der Regel bewusst. Nicht auszuschließen sei, dass einige Bootsführer kein Gefühl für Geschwindigkeit hätten. Denen käme man vielleicht mit öffentlichen Ermahnungen in Form von Schildern bei, wie es sie beispielsweise an Autobahnen gibt. Auch Schilder, mit denen auf das im Fluss zulässige Tempo von 12 km/h hingewiesen wird, hält Hennicke für sinnvoll. Sie fehlten an der Peene gänzlich. Sollte die Raserei auf dem Naturpark-Fluss nicht aufhören, müsste man an die Ministerien in Schwerin herantreten, meint Antje Enke. Womöglich gäbe es dann Schilder und mehr Kontrollen. Sven Jeske

Anklam/Loitz - Raser machen die Peene unsicher