Schulstandort Gützkow so begehrt wie nie

Kein anderer Schulstandort im Umland Greifswalds erfährt derzeit so viel Zulauf wie Gützkow. An der Regionalschule und am Schlossgymnasium beginnt das neue Unterrichtsjahr mit Neuschüler-Zahlen, die im ländlichen Raum ihresgleichen suchen. „Wir erwarten mehr als 80 Fünftklässler“, teilte gestern Regionalschulleiter Ulf Hadrath mit. Ulf Uhlig, Leiter des Schlossgymnasiums, heißt 68 Siebtklässler willkommen. „Es ist ein Segen!“, frohlockte er gestern. Uhligs Freude ist verständlich. Mehr als einmal war die Zukunft des Gymnasiums öffentlich in Frage gestellt worden. Weil die jährlichen Schüler-Neuzugänge gering waren, gab es ein ums andere Mal Zweifel, ob die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Klassenanzahl erreicht wird. Zwischenzeitlich erlangte das Gymnasium eine Sondergenehmigung. Danach durfte es mit mindestens 44 Siebtklässlern weitermachen. „In den letzten Jahren hatten wir jeweils so etwa 50. Jetzt also 68. Das macht uns sehr glücklich“, sagt Ulf Uhlig. Am Gützkower Gymnasium gibt es nunmehr drei siebte Klassen. Und womöglich wird das auch in den Folgejahren so sein. Denn mit der Gebietsreform ist die vormals am Rande des Kreises gelegene Schule in den Mittelpunkt gerückt. Schüler aus dem Loitzer Raum, die aufgrund der Landkreisbindung und der Ausrichtung des Schulbusverkehrs jahrelang an das Demminer Gymnasium verwiesen wurden, dürfen und können nunmehr nach Gützkow. Bereits zum Unterrichtsjahr 2012/2013 war eine Schulbuslinie „Loitz - Gützkow“ eingerichtet worden. Allerdings zunächst vergeblich. Weil zum Zeitpunkt der Schulanmeldung noch nicht klar war, dass die Linie kommt, hatten ein Dutzend Eltern ihre Kinder statt nach Gützkow nach Demmin geschickt. „Die Buslinie wurde glücklicherweise aufrechterhalten“, sagt Ulf Uhlig. Nun profitiere Gützkows Gymnasium von ihr. Und nicht nur das Gymnasium. Auch die Regionalschule verzeichnet Zuspruch aus dem Loitzer und dem Jarmener Raum. „Ich denke, für Eltern dort ist es attraktiv, ihr Kind an ein und demselben Ort in der Regionalschule und am Gymnasium unterrichten zu lassen“, spekuliert Schulleiter Ulf Hadrath. Die mehr als 80 Neuzugänge für seine Schule und damit vier fünfte Klassen sind jedoch nicht nur Loitz und Jarmen zu verdanken. Auch 2013 kommt ein Gutteil der neuen Schüler aus Dersekow (Amt Landhagen). Die Grundschule dort zählte jahrelang zum Einzugsgebiet der Regionalschule Neuenkirchen. 2011 waren erstmals deutlich mehr Viertklässler als üblich von Dersekow nach Gützkow gewechselt. Grund damals war die Totalsanierung des Regionalschulhauses in Neuenkirchen und ein damit verknüpfter Standortwechsel sämtlicher Neuenkirchener Klassen. Offenbar wollten Eltern angehender Fünftklässler ihren Kindern den Wechsel damals nicht zumuten und meldeten sie schon deshalb in Gützkow an. Inzwischen ist die Schule Neuenkirchen saniert. Dennoch zogen neuerlich viele Eltern von Dersekower Grundschülern Gützkow vor, was auch an der direkteren und schnelleren Schulbuslinie dorthin liegen könnte. Der immense Zuspruch hat für die Gützkower Regionalschule auch einen Haken: Sämtliche Räume sind belegt. Sollte der Zulauf unter anderem aus dem greifswaldnahen Dersekower Gebiet auch in den Folgejahren so groß sein, müsste wohl ernsthaft über eine Lösung des Raumproblems in Gützkow nachgedacht werden. Sven Jeske

Gützkow - Schulstandort Gützkow so begehrt wie nie