Stadtwerke übernehmen Wackerower Stromnetz

Der Energieriese e.on-edis büßt seine bisherige Monopolstellung in der Stromversorgung des Greifswalder Umlands ein. Am 1. Januar übernehmen die Stadtwerke Greifswald das bisher von edis betriebene Stromnetz im Gebiet der Gemeinde Wackerow (31,7 Quadratkilometer, 1355 Einwohner). Damit wird nun Realität, was die Vertreter der an die Hansestadt grenzenden Kommune vor drei Jahren schon beschlossen hatten. Damals entschied man in Wackerow, den bestehenden Stromkonzessionsvertrag mit der e.dis aufzukündigen und sich den Stadtwerken Greifswald zuzuwenden. Anlass war eine Veröffentlichung 2010 im Bundesanzeiger, von der es später hieß, sie sei aus Versehen erfolgt. Mit der Anzeige hatten die zehn Gemeinden des Amtes Landhagen auf das Ende ihrer Anfang der 1990er Jahre mit e.dis eingegangenen Stromkonzessionen hinwiesen. Zugleich riefen sie Unternehmen öffentlich auf, sich um ihre Stromkonzession für die Zeit nach 2012 zu bewerben. Mit der Konzession überlassen Kommunen Unternehmen das Nutzungsrecht an öffentlichen Verkehrsflächen zur Verlegung und den Betrieb von Stromversorgungsanlagen. Mehr als zwei Jahrzehnte hatte edis das Stromnetz in der Gemeinde Wackerow betrieben. Die 1992 abgeschlossene Konzession hatte eine Laufzeit von 20 Jahren und wäre demnach tatsächlich Ende 2012 abgelaufen. 2004 jedoch bat das Unternehmen Wackerow und alle anderen Gemeinden des Amtes um eine Verlängerung des Vertrags. Diesen vorzeitigen Schritt rechtfertigte edis-Regionalleiter Axel Mesing seinerzeit mit der hohen Anzahl von Kommunen, mit denen vor 20 Jahren ein Versorgungsvertrag abgeschlossen worden sei. Um nicht einer Flut von Neuabschlüssen im Jahr 2012 ausgesetzt zu sein, habe edis sich frühzeitig um solche bemüht. Dazu sei seinerzeit ein Mustervertrag mit dem Städte- und Gemeindetag ausgearbeitet worden. Bei den Stadtwerken Greifswald berief man sich auf die Neuausschreibung der Konzession im Bundesanzeiger und zweifelte die Rechtmäßigkeit der vorzeitigen Konzessionsverlängerung durch edis an. Auch die Gemeinde Wackerow bestand auf einen Betreiberwechsel, obgleich sie im Jahr 2004 der edis-Bitte auf Vertragsverlängerung entsprochen hatte. Die Stadtwerke kündigten nun an, alle störanfälligen Strom-Überlandleitungen auf dem Gemeindegebiet durch unterirdische Stromkabel zu ersetzen. Für die Ortslagen Wackerow und Dreizehnhausen werde dies bereits im Januar geschehen. Die anderen Ortslagen würden bis Ende 2016 an das Kabelnetz der Stadtwerke angeschlossen. Um die Gemeinde Wackerow zu übernehmen, mussten die Stadtwerke eine Entflechtung vom Netz der edis vornehmen. Diese wurde erst kürzlich abgeschlossen. In Jarmshagen und Groß Kieshof wurden sogenannte Übergabestationen mit Messeinrichtung aufgestellt. Sie werden als Ortsnetzverteilanlagen weiter genutzt. Die Netzentgelte der Stadtwerke sollen deutlich niedriger sein als jene der edis. Das werde sich auch auf die Strompreise auswirken, hieß es gestern aus Greifswald. Von wem Wackerower Privathaushalte und Firmen ihren Strom beziehen, bleibt ungeachtet der Konzessionsübernahme durch die Stadtwerke allein ihre Entscheidung. Der Elektrizitätsmarkt ist liberalisiert und unterliegt dem freien Wettbewerb. Sven Jeske

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