Petruswerk plant über 300 Wohnungen und Kongresshotel in Greifswald

An der Marienstraße ist in den letzten Jahren ein richtiger Wald herangewachsen. Einst stand hier das Greifswalder Möbelwerk. Nun soll die etwa drei Hektar große Fläche durch das Berliner Petruswerk wieder bebaut werden. Auch die Tage der großen Speicherruine an der Marienstraße scheinen endgültig gezählt. Am Mittwoch wurden seine Dachziegel entfernt. Er steht nun ganz offen. Wegen herabfallender Ziegel war zuvor ein Teil der Hafenstraße gesperrt worden, um Unfälle zu vermeiden. Kongresshotel mit 180 Zimmern an der Promenade: 300 bis 400 Wohnungen, darunter auch in Stadthäusern, sind in dem neuen Gebiet geplant. Direkt am Ryck soll ein Kongresshotel mit 180 Zimmern entstehen. Und statt des über 80 Jahre alten Speichers möchte das Petruswerk ein Gebäude in gleicher Kubatur errichten. Der aktuelle Plan sieht ein Boardinghouse vor, also ein Zuhause auf Zeit, in dem hotelähnliche Leistungen angeboten werden. Im Erdgeschoss sollen Läden und gastronomische Angebote die Uferpromenade beleben. Ankündigungen fürs Bauen durch Petruswerkchef Douglas Fernando gab es in den letzten zehn Jahren immer wieder. Aber nach dem dritten Architektenwechsel und vielen Gesprächen mit der Verwaltung könnte es jetzt tatsächlich klappen. Die grundlegenden Linien wurden mit den Experten des Bauamtes abgesteckt. Im Bauausschuss gab es Zustimmung für die Vorstellung der Ideen für das städtebauliche Konzept durch den Berliner Architekten Michael Bäckmann (Büro BQB), so Monique Wölk (SPD): „Ein gutes, interessantes Konzept.“ Petruswerk plant nun mit seinem „Hausarchitekten“: Bäckmann war mit Douglas Fernando und dessen Technischer Leiterin Ursula Scharmberg zur Sitzung gekommen. Er ist so etwas wie Fernandos Hausarchitekt. Das Büro BQB hat schon mehrere große Wohngebiete für das Petruswerk realisiert, insgesamt rund 1000 Wohnungen. Aktuell geht es um rund 300 neue Wohnungen in zwei Berliner Stadtteilen. Alle Autos sollen in einem großen Parkhaus stehen: Ein Knüller der vorgestellten Planung für Greifswald ist das Parkkonzept. Sichtbares Blech soll die Ausnahme sein. „Im gesamten mittleren Teil ist ein unterirdisches Parkhaus vorgesehen“, erläutert Bäckmann. Das soll um die 300 Plätze haben und sich über den gesamten Bereich erstrecken. Bewohner und Hotelgäste können hier ihre Pkw abstellen. Genauer gesagt, gehe es bei der Tiefgarage um ein halbes Geschoss unter und ein halbes über der Erde, ergänzte Holger Hagemann. Der Geschäftsführer des Greifswalder Büros Ingenieurplanung Ost ist für den B-Plan 55a zuständig. Der umfasst auch die Bereiche Richtung Marienstraße, die nicht dem Petruswerk gehören. „Über die Bebauungsmöglichkeiten in diesem Bereich stimmen wir uns mit den Eigentümern ab“, kündigte Hagemann an. Das Petruswerk kam vor über zehn Jahren in der Amtszeit von Bausenator Reinhard Ahrenskrieger (CDU) nach Greifswald. Erworben wurde zunächst das ehemalige Gesellschaftshaus „Zum Greif“, es sollten Studentenwohnungen entstehen. Das Projekt scheiterte, es gab Proteste gegen den geplanten Abriss. Hier verwirklicht derzeit ein Verein das Projekt eines Kultur- und Initiativenhauses. Übernommen wurdedurch das Petruswerk ein Projekt von Select Werthaus für die frühere Reichsbahndirektion im Bereich Anklamer Straße/Stellingstraße. Hier entstand der studentische Wohnpark „Edith Stein“. Nach der Insolvenz des Greifswalder Möbelwerks erwarb das Petruswerk 2009 das drei Hektar große Grundstück, auf dem nun gebaut werden soll. Im Jahre 2011beschloss die Bürgerschaft den Verkauf von sechs Hektar Stadtland an das Petruswerk zwischen An den Wurthen und der Marienstraße in Nachbarschaft des Möbelwerkgeländes. Da das Petruswerk innerhalb der Fristen nicht zahlte, wurde der Verkauf rückabgewickelt. Der Speicher gehört dem Petruswerk seit 2010 Zentraler Platz als Begegnungsort: Im neuen Wohngebiet ist ein zentraler Platz in dem weitgehend autofreien und sehr grünen Quartier als Begegnungsort vorgesehen. Die Zu- und Ausfahrt für die Bewohner wird von der Marienstraße und vom benachbarten, sieben Hektar großen städtischen Bebauungsplangebiet 55 über diesen Platz erfolgen. Der B-Plan 55 reicht bis zur Straße An den Wurthen. Dessen Erschließung soll im nächsten Jahr starten. Nur Anlieferer, Hotelgäste und Rettungsgäste dürfen die Hafenstraße, zur Promenade am Wasser, nutzen. Auch ein Bus soll von An den Wurthen über diesen Platz bis zur Marienstraße fahren können. Bauamtsleiter Thilo Kaiser erinnerte daran, dass die Zufahrt zur Hafenstraße von der Straße An den Wurthen abgepollert wird. Kita und Pflegeheim betreuen Malteser: „Wir wollen in fünf Quartieren einen Mix verschiedener Wohnungen anbieten, für Familien, für Singles, Ältere oder mit Betreuung“, kündigte Fernando an. Ein Bereich mit Pflegeheim und Pflegestützpunkt sowie betreuten Wohnungen entsteht. Auch einen Kindergarten mit 80 Plätzen werde es hier geben, so Fernando gegenüber OZ. „Diese Mischung hat sich in Eberswalde und Spremberg bewährt“, ergänzte Bäckmann. Das Quartier mit Kita und Pflegeheim wird durch die Malteser betreut. Ein weiterer Bereich im südöstlichen Teil wird um die 17 dreigeschossigen Einfamilienhäuser vorgehalten. Tage des Speichers sind gezählt: Den Hotelneubau direkt am Ryck plant das Stuttgarter Büro Reichel+Stauth. Michael Bäckmann geht davon aus, dass es um den Ersatzbau für den denkmalgeschützten Speicher noch viele Debatten geben wird. Eine Abrissgenehmigung wegen Unwirtschaftlichkeit des Erhalts dürfte kein Problem sein. Zwei Mal wurde sie schon erteilt, aber in den Fristen nicht wahrgenommen. Ein Knackpunkt dürfte die Höhe sein. „Wir planen einen Bau in gleicher Größe“, so Bäckmann. Der Speicher sei Teil der jetzigen Silhouette, ein Hingucker, das sollte der Neubau auch sein. Wie Hagemann erläuterte, soll der Bereich zwischen Hotel und Speicher (Boarding-House) mit Freiräumen gestaltet werden, so dass beide Neubauten gut sichtbar für Passanten sind. Planungen werden Bürgern vorgestellt: Wie Greifswalds Chefstadtplaner Erik Wilde informierte, handelt es sich bei dem von Bäckmann vorgestellten Plan um einen abgestimmten Entwurf. Das eigentliche Konzept, den Masterplan, werde man im städtebaulichen Vertrag fixieren. „Wir streben eine frühzeitige Bürgerbeteiligung an“, sagte Wilde. „Vor der öffentlichen Auslegung wollen wir zur Bürgerversammlung einladen.“ Bis wirklich Bauleute anrücken, könnte es nach aktuellen Erfahrungen mit anderen B-Plänen rund zwei Jahre dauern. Für die in MV gewachsenen Bäume muss es einen Ausgleich geben, sie gelten in MV als Wald. Das ist ebenso im Rahmen des Verfahrens nachzuweisen wie der Umzug der Fledermäuse aus dem Speicher, so Hagemann. Das Petruswerk will Gas geben. Wenn möglich, möchten wir die Entwurfspläne noch in diesem Jahr auslegen, so Ursula Scharmberg. Lesen Sie weiter: Denkmal-Speicher in Greifswald verfällt weiter Petruswerk: Architekten sollen es in Greifswald richten Von Eckhard Oberdörfer

Bauen - Plan für Wohngebiet in Greifswald steht: Über 300 Wohnungen in bester Lage entstehen