Rankwitzer (81) fährt 170 Kilometer umsonst zur Corona-Impfung

170 Kilometer umsonst gefahren und über sechs Stunden Zeit vergeudet: Das ist das Resümee des 81-Jährigen Ferdinand Beyer aus Rankwitz beim Termin für seine zweite Corona-Impfung. Was war passiert? Ferdinand Beyer hatte am Donnerstag, dem 11. Februar, durch das Callcenter des Landes seinen Termin für die 2. Coronaimpfung im Greifswalder Impfzentrum erhalten. Beyer ist auf der Insel Usedom im Lieper Winkel in Rankwitz zu Hause. Für den Rentner ist es ein weiter und sehr beschwerlicher Weg, den er nicht mehr ohne Hilfe zurücklegen kann. Um zum Impfzentrum zu kommen, kann er keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, sondern muss sich fahren lassen. 85 Kilometer bis zum Impfzentrum: Weil es am Donnerstagmorgen im Lieper Winkel Schneegestöber und dichten Flockenwirbel gab, war der ältere Herr etwas zögerlich und rief vorsichtshalber beim Callcenter an, was wohl wäre, wenn er nicht oder später käme. Dort machte man ihn freundlich darauf aufmerksam, dass der 11. Februar der letzte Tag der 28-Tage-Frist ist, innerhalb derer die 2. Impfung vorgenommen werden muss. Sonst muss die Corona-Impfung von vorn wiederholt werden. Lesen Sie auch: Corona in Vorpommern-Greifswald: Lage in Pflegeeinrichtungen entspannt sich Corona-Impf-Standorte in Wolgast und Koserow sind startklar – aber nichts passiert Michael Sack (CDU) in Quarantäne: Vorpommern-Greifswalds Landrat darf Haus nicht verlassen Also ließ sich Ferdinand Beyer überzeugen und bat eine gute Freundin, dass sie ihn bei dem Schneegestöber nach Greifswald fährt – 85 Kilometer hin und 85 Kilometer zurück. Sie seien wegen des Wetters und glatter Straßen vorsichtig gefahren. „Wir waren zwei Stunden unterwegs und kamen aber pünktlich zur bestellten Zeit 12 Uhr in Greifswald an. Ich war überzeugt, dass ich gleich meine zweite Coronaimpfung erhalte“, sagt der Rankwitzer. Kein Impfstoff vorhanden: Im Impfzentrum wurde ihm dann nach einer kurzen Wartezeit und Überprüfung der Papiere mitgeteilt, dass er die weite Reise umsonst gemacht habe. „Ich dachte, ich hätte mich verhört, aber es war tatsächlich so. Eine Mitarbeiterin des Impfzentrums hat mich aufgeklärt, dass kein Impfstoff vorhanden sei und dass schon vor mir vier Personen weggeschickt wurden“, berichtet Ferdinand Beyer und fügt an, dass damit der Ärger noch lange nicht vorüber war. Da nun seine vier Wochen für die zweite Impfung vorbei seien, müsste zudem wieder von vorn begonnen werden, habe man ihm eröffnet. Man wolle sich dafür einsetzen, dass er für die erneut erforderliche Erstimpfung noch einen Termin im Februar bekomme, versprechen könne man aber nichts. „Ich war fassungslos, denn andere Senioren wurden ja an dem Tag geimpft. Ich will auch nicht meckern, denn in Greifswald rührt man ja den Impfstoff nicht selbst an. Es waren auch alle Mitarbeiter sehr freundlich. Aber ich bin 81 Jahre alt und komme vom Lieper Winkel ins Impfzentrum. Beim ersten Mal hat doch auch alles wunderbar geklappt. Hier haut ganz offensichtlich die Abstimmung des Callcenters mit dem Impfzentrum nicht hin“, schimpft der Rentner. Fünf Senioren für falsches Serum gebucht: „Der Herr schimpft zu Recht. Aber den Landkreis trifft definitiv keine Schuld“, sagt Achim Froitzheim, Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald. Eine Rücksprache mit dem Impfmanager des Kreises habe ergeben, dass Ferdinand Beyer genau wie die vier anderen Senioren entweder durch das Callcenter des Landes oder die ebenfalls beim Land angesiedelte koordinierende Stelle bei ihrer Zweitimpfung für den falschen Impfstoff gebucht worden seien. „Und dieser Impfstoff war im Impfzentrum natürlich überhaupt nicht vorrätig, denn sie hätten ja das gleiche Serum der ersten Impfung erhalten müssen. Das tut uns sehr leid, dass den älteren Menschen durch diesen Fehler solche Unannehmlichkeiten entstanden sind“, bedauert Froitzheim. Erneute Erstimpfung erforderlich: Ferdinand Beyer aus Rankwitz hofft nun, dass er noch in diesem Monat erneut geimpft wird. Denn noch einmal will er nicht 170 Kilometer umsonst fahren und fast einen Tag vergeuden. Übrigens: Auf die Frage des Insulaners, wer ihm denn nun die Kosten für die Umsonst-Fahrt erstatte, wurde ihm geraten, diese doch über die Fahrtkostenpauschale abzurechnen. „Als ob ich noch arbeite. Ich bin doch Rentner“, meint kopfschüttelnd Ferdinand Beyer. Von Cornelia Meerkatz