Schloss Quilow: Nach aufwendiger Sanierung wieder geöffnet

Herrenhäuser gibt es viele in Vorpommern, aber erhaltene Bauten der Renaissance nur wenige. Das um 1575 im Auftrag Rolew von Owstins errichtete Quilower Schloss besitzt darum dank seiner erhaltenen Originalsubstanz überregionale Bedeutung für Mecklenburg-Vorpommern, zumal es vielen als kleinere Kopie des nicht mehr vorhandenen Wolgaster Herzogschlosses gilt. Sanierung kostete fast fünf Millionen Euro: Seit 2007 ist die Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern Eigentümer. Sie hat knapp fünf Millionen Euro mithilfe von Stiftungen und Spenden investiert, um das stark geschädigte Denkmal zu erhalten. 90 Prozent des Geldes, es sind EU-Mittel, kamen vom Wirtschaftsministerium. Anfang September konnte die Eröffnung gefeiert werden. Statt Grau mit Rissen präsentiert sich das Schloss jetzt ganz in Weiß. „Es ist schön geworden“, sagt Eleonore Hennig aus Behrenhoff, die sich das Gelände mit anderen anschaut. Ihr gefällt, dass auch ein Teil des Wassergrabens wiederhergestellt wurde. Bereits geöffnet hat das Restaurant im Erdgeschoss. Die Ausstellung im Obergeschoss zur Gutswirtschaft am Quilower Beispiel ist aufgebaut. „Bis Ende September wird hoffentlich alles fertig sein, und wir können sie dann für den Besucherverkehr öffnen“, sagt Uwe Eichler, der Vorsitzende des Fördervereins und Projektmanager. Mit Schautafeln werden verschiedene Perioden der Geschichte lebendig geschildert. Auch archäologische Funde werden präsentiert. Überschriften der insgesamt 13 Stationen wie „Barocke Kunst in Öl und ein rotes Schloss“ oder ein „Schwuler Rittmeister findet sein Zuhause“ machen neugierig. Letztere bezieht sich auf den letzten Eigentümer bis zur Bodenreform 1945, Claus von Ploetz. Werbung nahm es schon im 18. Jahrhundert nicht so genau: Der genauere Blick auf die Exponate lohnt und kann sehr unterhaltend sein, So pflegte der Besitzer des Jahres 1802 zwar zum zweiten Frühstück einen Kümmel zu sich zu nehmen, trank aber ansonsten nur das kühle Quilower Wasser. „Werbetexter nahmen es auch früher nicht so genau“, verweist Eichler auf eine Anzeige. Werbung des 18. Jahrhunderts pries amerikanischen Tabak an. In Wahrheit kam er aus der Uckermark. „Die Wände in der Ausstellung lassen wir erst einmal so, wie sie sind“, informiert Eichler. „Das dokumentiert auch die Schlossgeschichte.“ Bauhistoriker haben herausgefunden, dass das Bauwerk in der Schwedenzeit rot gestrichen wurde und dass es immer statische Probleme gab. „1690 heißt es, dass man durch Risse in der Mauer nach draußen blicken konnte“, erzählt Eichler. „Diese Probleme wurden immer nur kaschiert, wir haben die Statik jetzt grundlegend in Ordnung gebracht.“ Verein stellt DDR-Fahrzeuge aus: Damit die Besucher die Ausstellung jederzeit gefahrlos verlassen können, wird hinterm Schloss eine Metallkonstruktion gebaut, über die Besucher das Haus im Katastrophenfall verlassen können. „Ein interessanter Auftrag, so etwas haben wir noch nie gemacht“, sagt Robert Wolzin von der Neubrandenburger Metallbaufirma Boettcher, der beim OZ-Besuch mit Kollegen gerade letzte Arbeiten an der Konstruktion ausführt. Schloss Quilow spielt auch eine wichtige Rolle beim Baltic-Manor-Projekt zur gemeinsamen Vermarktung der Herrenhäuser im Ostseeraum eine wichtige Rolle. Federführend ist der Tourismusverband Vorpommern. Quilow ist der deutsche Ausstellungsstandort von insgesamt sieben in den beteiligten Ländern. Das Schloss mit seiner Exposition zur Geschichte der Gutswirtschaft ist ein Teil des „Historical Showcase Quilow“. Ferner gehören dazu eine touristische Basisstation für die Flusslandschaft Peenetal und die Ausstellung eines Partners, des Trabi-Buggy-Clubs, die am 19. September in einer benachbarten Halle des Schlosses eröffnet wird. „Hier sind IFA-Fahrzeuge wie Mopeds, Autos, aber auch Campinghänger zu sehen“, kündigt der Vereinsvorsitzende Jens Rüberg an. IFA ist die Abkürzung für den Industrieverband Fahrzeugbau in der DDR. Kunst im historischen Kuhstall: In dem sanierungsbedürftigen Kuhstall gleich neben dem Schloss soll Kunst präsentiert werden. Er befindet sich ebenfalls im Besitz des Fördervereins. „Wir planen für den 31. Oktober eine erste Vernissage“, so Eichler. Das Projekt Quilow müsse allmählich weiter wachsen. Eichler war in Berlin für eine freie Spielstätte, das Ballhaus Ost, verantwortlich, kennt sich also aus mit Projekten. „Wir sind offen für alles, für Kurse, Veranstaltungen und so weiter“, sagt er. „Es gibt schon erste Anfragen zur Anmietung.“ Neugierige finden sich viele auf dem Gelände ein. „Wir waren in den letzten Jahren mehrfach hier. Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagt der Anklamer Erich Witte. Er wollte mit seiner Frau Kaffee trinken, aber es ist Mittwoch, da ist zu. „Wir schaffen noch keinen Betrieb an fünf Tagen in der Woche“, bedauert Eichler. „Auch suchen wir noch einen Koch oder eine Köchin.“ Info: Schloss Quilow hat derzeit Donnerstag bis Sonnabend 14 bis 22 Uhr und Sonntag 12 bis 18 Uhr geöffnet. Lesen Sie auch Renaissancebau in Quilow wird aus Dornröschenschlaf erweckt Sieben Ausstellungen zu Gütern im Ostseeraum Quilow - Wertvolles Schloss wird wieder aufgebaut – OZ - Ostsee-Zeitung Von Eckhard Oberdörfer