Schüler des Jahn-Gymnasiums verschönern Plattenbau

Die Fassade ist verwittert und mit schwarzen Flecken übersät. Ein trister, noch aus DDR-Zeiten stammender Neubaublock in Diedrichshagen, der nicht gerade zum idyllischen Wohnen einlädt. Die Berlinerin Kersten Moritz nahm sich dessen an, kaufte 2005 den Plattenbau und begann mit Umbaumaßnahmen. Ein Teil der Außenfassade wurde mittlerweile neu gestrichen und glänzt jetzt in einem frischen Weiß. Zwölf von 24 Wohnungen sind auch schon renoviert, „wir haben die alten Heizöfen entfernt“, erklärt die Bauherrin. Doch das reichte Kersten Moritz und ihrem Ehemann Christian Szerwinski nicht. Sie wollten etwas Besonderes für das Haus, das zukünftig auch Studentenwohngemeinschaften beherbergen soll. „Mein Mann kam auf die Idee, dass Künstler aus der näheren Umgebung den Innenteil der Aufgänge kreativ gestalten sollen“, sagt Moritz. Im Internet wurde das Ehepaar schnell fündig. Der Auftrag, sich kunstvoll zu verewigen, ging an 35 Schüler des Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasiums in Greifswald. Die Freude war bei den Schülern groß, berichtet die 16-jährige Marlene Lorenz. Schnell kamen auch die ersten Einfälle zur Verschönerung des Hauses: „Wir wurden in Gruppen mit acht bis zehn Schülern aufgeteilt und mussten ein Thema ziehen. Zur Auswahl standen die vier Jahreszeiten, wir haben den Winter gezogen“, erklärt die Elftklässlerin. Zwei Monate hatten Marlene und ihre Mitschüler Zeit, ihre Entwürfe fertigzustellen. Jede Gruppe schickte reichte ein bis zwei Vorschläge ein. Marlenes Idee einer Schneeflocke schaffte es ins Finale. Die Auswertung fand unter den Augen der Bauherren statt, die sich zur Unterstützung den Berliner Architekten Hans-Joachim Prast ins Boot holten, der die Entwürfe der Schüler auf die Umsetzbarkeit überprüfen sollte. Doch die Schüler und Architekt Prast waren sich nur teilweise einig. Während der Architekt darauf bestand, die Innenwände neutral zu halten und nur die Stirnwände zu bemalen, konnten sich einige Gymnasiasten mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Es entstand eine hitzige Diskussion während der Präsentation — sehr zur Freude der Kunstlehrerin Kirsten Senz: „Die Schüler lernen hier nicht nur mehr über Ästhetik und Kompositionen, sie lernen auch, mit etwas Negativem umzugehen und Argumente zu liefern“, erklärt sie. Am Ende kamen die Schüler, der Planer Hans-Joachim Prast und die Bauherren doch noch auf einen Nenner und einigten sich darauf, lediglich die Stirnwände zu bemalen. „Außerdem werden die Podeste, die sich in den Aufgängen befinden, auch noch bemalt“, sagt Christian Szerwinski, der über die schnelle Lösung überrascht war. Zwei Wochen vor den Sommerferien startet das Projekt Umgestaltung der „Casa Vivaldi“ nun. Aufgeregt sind die Schüler nicht. „Ich freue mich natürlich sehr darauf. Zumal das auch als Facharbeit gewertet wird“, sagt die 17-jährige Sandra Nikusch, die damit liebäugelt, nach ihrem Abitur die Studienrichtung Architektur einzuschlagen. Vorher jedoch wird sie mit ihren Mitschülern einen Plattenbau mit den vier Jahreszeiten umgestalten, damit der Block nicht mehr nur ein Block ist. Die Schüler lernen hier nicht nur mehr über Ästhetik und Kompositionen, sie lernen auch, mit etwas Negativem umzugehen und Argumente zu liefern.“Kunstlehrerin Kirsten Senz Christin Weikusat

Greifswald - Schüler des Jahn-Gymnasiums verschönern Plattenbau