Schwimmer: Freizeitbad viel zu klein

Teuer im Eintritt, voll auf den Bahnen: Schwimmer in Greifswald sind unzufrieden mit dem Freizeitbad. Außer in den Schulferien sind vier der sechs Bahnen im Sportbecken die meiste Zeit von Schülern und Vereinsschwimmern belegt. Aber auch Vereinsleute jammern — weil sie für‘s Training noch viel mehr Bahnen bräuchten. Jörg Küster, Chef des Schwimmteams der Hochschulsportgemeinschaft HSG, hat schon vor Wochen Gespräche mit den Stadtwerken als Betreibern des Freizeitbads aufgenommen. Seine Idee: Im Außenbereich des Bads müsste man ein weiteres Becken anlegen. „Wir brauchen mehr Wasserfläche.“ Denn zig weitere Gruppen trainieren hier, darunter die Triathleten, die Sporttaucher, die Mitglieder der Wasserwacht und der Deutsche Lebensrettungsgesellschaft. Das Problem: „Die Stadt räumt uns Vereinen zwar unheimlich viele Trainingszeiten ein“, sagt Küster. Aber die Nachfrage sei noch viel größer. Beispiel Schwimmteam HSG: „Wir haben fast 100 Mitglieder, aber noch viel mehr würden gern ein, zwei Mal pro Woche bei uns mittrainieren.“ Aus Platzgründen unmöglich. Auch das Vario-Becken sei für heutige Anforderungen zu klein, meint Jörg Küster. Immer mehr Senioren wollten gelenkschonend etwas für ihre Fitness tun. „Das geht nur im Wasser.“ Gleichzeitig brauche die HSG das Vario-Becken eigentlich, um schon Kleinkinder ans Wasser zu gewöhnen und früh Talente zu sichten. „Das können wir bisher gar nicht.“ Vom Tauchclub Uni Gryps heißt es, die Kinder könnten im Freizeitbad kaum für Wettkämpfe trainieren. „Da drängen sich 20 Kinder auf zwei Bahnen“, erzählt Vereinschef Volkmar Lang. „Die müssten eigentlich auch mal Monoflossen anschnallen, aber bei der Enge würden sie sich damit verletzen.“ War das Freizeitbad also eine Fehlplanung? Hätte die Bürgerschaft 1998 lieber ein reines Sportbad beschließen sollen? Stadtsprecherin Andrea Reimann erinnert: Fördermittel von Bund und Land gab es damals nur für Spaß- und Freizeitbäder. „Das Ansinnen war, ein zweckmäßiges Bad zu bauen.“ Also mit 25-Meter-Bahnen zum Schwimmen, einem Vario-Becken für Kinder und Rentner, „ergänzt mit ein wenig Erlebnisbad.“ Nach Ansicht von Bernt Petschaelis, Leiter des Schulverwaltungs- und Sportamtes, eine ganz sinnvolle Kombination. Petschaelis vergibt auf der Grundlage des Betreibervertrags mit den Stadtwerken die Trainingszeiten an Schulen und Vereine. Auch er räumt ein: „Die Bahnen für den Vereinssport sind knapp bemessen.“ Doch bekämen die Vereinsschwimmer mehr Bahnen, hätten die zahlenden Gäste noch weniger Platz zum Schwimmen. Freizeitschwimmer wie die Greifswalderin Susanne Hertenstein finden, schon jetzt ist es oft zu voll, der Eintritt zudem zu hoch. „Schwimmen wird zu einem Luxussport“, meint sie. Wenn noch mehr Bahnen für Vereine reserviert würden, stiege bei den zahlenden Gästen die Unzufriedenheit, sagt auch Andrea Reimann. „Zum anderen würde sich auch das Defizit erhöhen.“ Ohnehin ist ein Schwimmbad ein Verlustgeschäft, sagt Geschäftsführer Ronny Stieber von den Stadtwerken. 1,6 Millionen Miese machte das Freizeitbad 2012 (die OZ berichtete). „Noch mehr Verlust wären die Stadtwerke nicht bereit auszugleichen.“ In Greifswald ein neues Sportbad zu bauen, hält Stieber im Moment für nicht machbar. „Sowas kostet Millionen“, sagt er. Die Stadt Schwerin investiert gerade gut zehn Millionen Euro in ein Sportbad, wobei über sieben Millionen Fördermittel sind. „Aber dann hat man noch die jährlichen Betriebskosten“, sagt Stieber. Also Verluste, die jemand ausgleichen müsste. „Wer soll das bezahlen?“ Auch zusätzliche Bahnen im Außenbereich des Freizeitbads sind laut Stieber unbezahlbar. „Unsere Schwimmbadtechnik könnte man nicht auf ein weiteres Becken ausdehnen“, erklärt er. Im Winter müsste es zudem beheizt werden. „Dann sind wir bei zwei Millionen Euro.“ Aus seiner Sicht sind bei dem Thema ohnehin nicht die Stadtwerke gefragt. „Das ist eine politische Entscheidung.“ Die besten Schwimmtarife Late Night Plus: 3,50 Euro für 1 Stunde, und zwar 21 bis 22 Uhr wochentags oder 20 bis 21 Uhr Sonntags/Feiertags. Frühschwimmen: 4,50 Euro für 2 Stunden ab 6 oder 7 Uhr. Late Night: 6,50 Euro ab 2 Stunden vor Badschließung, Mo bis Sa: 19 bis 21 Uhr; So/ Feiertags: 18 bis 20 Uhr. Vip: 20 Prozent Rabatt auf Regeltarif. Der reguläre Preis pro Tag und Erwachsener im Freizeitbad beträgt 9,50 Euro. Sybille Marx

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