Sieg bei Griebenow kriegsentscheidend

Vor 690 Jahren, im Juni 1328, endete mit dem Frieden von Broderstorf der erste Rügensche Erbfolgekrieg zwischen Pommern und Mecklenburg. Greifswald – Grenzstadt zwischen Rügen und Pommern – hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Der Krieg war auch eine Folge von Auseinandersetzungen in Dänemark. Dessen König Christoph II. war Lehnsherr des Fürstentums, zu dem auch ein großes Stück Festland bis Tribsees, Damgarten und Greifswald gehörte. Als der letzte Rügenfürst Wizlaw III. (geboren 1265 oder 1268) am 8. November 1325 starb, übernahm sein Neffe, Pommernherzog Wartislaw IV. (1290 bis 1326), das Fürstentum Rügen auf der Grundlage eines Erbvertrages von 1321. Dänenkönig Christoph II. (1276 bis 1332) belehnte 1326 indes nach dem Tod Wartislaws IV. sowohl die Pommernherzöge als auch Heinrich II. von Mecklenburg und die Fürsten von Werle mit dem rügischen Fürstentum. Von Letzteren erhoffte er militärische Hilfe im Kampf um seinen Thron. Heinrich II. von Mecklenburg besetzte ab Spätsommer 1326 die westlichen Festlandsgebiete Rügens. Barth und Grimmen kapitulierten rasch. Loitz ergab sich kampflos, Schloss Loitz hielt Stand. Auf pommerscher Seite standen die Städte des Fürstentums Rügen und Pommern-Wolgast unter Führung Greifswalds und Stralsunds, wie Horst-Diether Schroeder in einem Aufsatz über den Erbfolgekrieg schreibt. Die Ritterschaft verhielt sich nicht so eindeutig. Im März des Jahres 1327 konnten Truppen Demmins und Greifswalds sowie die Schlossbesatzung Loitz zurückerobern. Im August widerstand die Stadt am Ryck einer Belagerung durch die Mecklenburger. Und im Oktober 1327 konnten Greifswalder Bürger und Soldaten die Mecklenburger bei Griebenow schlagen. Zu diesem Zeitpunkt wohnten die Witwe Wartislaws IV., Elisabeth, und deren Kinder in Greifswald. In seiner Geschichte der Stadt Greifswald von 1897 hat Julius Ziegler patriotisch die Ereignisse beschrieben: „Als das Mecklenburgische Heer näher rückte, führten die Bürgermeister de Lubecke und Hinrik Westfal die beiden ältesten Söhne Elisabeths auf das Rathaus, zeigten sie den anwesenden Rittern und Bürgern und entflammten durch beredte Ansprachen die Begeisterung derselben zur Vertheidigung der jungen Fürsten. 600 Bürger bewaffneten sich, brachten noch 88 schwer- und 250 leichtbewaffnete Söldner zusammen, besetzten gemeinschaftlich mit den Anklamern die Burg Wolgast und eroberten, vereint mit den Demminern, die von den Mecklenburgern besetzte Burg Loitz. Endlich schlugen sie die Mecklenburger Anfang Oktober 1327 bei Griebenow und nahmen ihnen in dem glänzenden Siege das Banner und 28 Gefangene ab, die Schwertgegürteten aber erschlugen sie sämmtlich. Der Besitz des Fürstenthums Rügen war durch das tapfere Eintreten Greifswalds den Pommerschen Herzögen gesichert.“ Es war der wohl bedeutendste militärische Erfolg der Stadtgeschichte, der Greifswald 2185 Mark feines Silber (250000 Reichsmark laut Ziegler) kostete. „Der Magistrat bestimmte zur dauernden Erinnerung an den siegreichen Krieg die Feier einer jährlichen Siegesmesse, an welche sich die Vertheilung von Wecken (Semmeln) an an die Schuljugend und die Armen anschloß.“ Das „Fürsten- oder Weckenfest“ wurde bis 1833 gefeiert. Laut Schroeder wurde das Fest zur Erinnerung an die Wiederoberung von Loitz und den Sieg bei Griebenow tatsächlich seit 1333 begangen. Die Armen erhielten Bier und zwei Semmeln. Die Ratsherren versammelten sich zur Messe. Im Frieden von Brodersdorf verzichteten die Mecklenburger auf Rügen. Pommern verpflichtete sich bis 1340 immerhin 31000 Mark lötigen Silbers nach kölnischem Gewicht (234 Gramm) zu zahlen. Dafür wurden die Vogteien Barth, Grimmen und Tribsees verpfändet. Wie viel das in Euro ist, lässt sich nicht sagen. Es gibt Schätzungen zwischen 14 Millionen und 465 Millionen Euro. Eckhard Oberdörfer

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