Sonne satt: Getreideernte läuft auf Hochtouren

Die Wintergerste ist unter Dach und Fach. 11500 Tonnen lagern in den Boxen des Pommerschen Landhandels an der Gützkower Landstraße. „Auch die Rapsernte ist für uns bereits abgeschlossen“, sagt Lagerleiter Ralf Timm, der in den vergangenen Tagen mit seiner langjährigen Kollegin Christine Lüttjohann und fünf Saisonarbeitern 6000 Tonnen dieser Ölsaat von den Landwirten entgegennahm. Jetzt laufe auf den Feldern rings um Greifswald die Weizenernte. „15000 Tonnen werden wir davon etwa erfassen“, schätzt der erfahrene Meister für Mischfutterindustrie ein. 20 bis 25 Prozent davon lägen bereits in den Hallen beziehungsweise auf dem Hof. Trotz des wechselhaften Wetters in den vergangenen Wochen sei die Qualität der Ware gut und mit der des Vorjahres vergleichbar, urteilt der 54-Jährige. Auch der Feuchtegehalt der Feldfrüchte habe bislang kaum Wünsche offen gelassen: „Zwölf bis 14,5 Prozent Feuchte bei der Gerste — da konnten wir problemlos einlagern“, sagt Timm, der einst den Beruf des Müllers lernte. Und habe der Wert doch mal höher gelegen, kam die Trocknungsanlage auf dem Gelände zum Einsatz. Erntezeit heißt beim Pommerschen Landhandel der Wolgaster GmbH teilweise Arbeit rund um die Uhr. Bis zu 2000 Tonnen Getreide bringen die Landwirtschaftsunternehmen zurzeit täglich. An einem Tag wie gestern kommen die ersten Lieferfahrzeuge gegen Mittag. Die Sonne muss erst Trocknungsarbeit leisten, bevor das Korn vom Halm kann. Doch an Hitzetagen wie in der vorigen Woche geht es auch schon mal früher los — und bis in die Nachtstunden hinein. Auf Trockenheit und Sonne hoffte gestern zum Beispiel Landwirt Gerd Rupnow aus Neuenkirchen bei Anklam, zugleich Vorsitzender des Bauernverbandes Ostvorpommern. „Ich befasse mich zurzeit mindestens achtmal am Tag mit dem Wetter“, verrät er. Ob Regenradar, die verschiedenen Apps auf dem Handy oder der Meteorologenbericht von der Insel Hiddensee: „Wenn wir Glück haben, bleiben wir vom Unwetter verschont und der Regen setzt erst Sonnabendabend ein“, sagt Rupnow. Doch nicht nur mit dem Wetter haben die Bauern regelmäßig ihre Sorgen. Auch die Einkünfte machen ihnen zu schaffen. „Wie in jedem Jahr zur Erntezeit fallen die Preise. Momentan geht es täglich bergab“, kritisiert der Chef des regionalen Bauernverbandes. Da seien jene Landwirte gut beraten gewesen, die ihre Verträge mit dem Landhandel zumindest für einen Teil der Ware schon vor dem Sommer schlossen. „Wir haben das Risiko auf diese Weise gedeckelt“, sagt Rupnow und betont, dass ein Landwirt heutzutage nicht mehr nur ein guter Landwirt, sondern auch ein genau so guter Kaufmann sein müsse. Die Rapspreise seien bislang mit 350 Euro pro Tonne noch ganz akzeptabel. Doch beim Weizen sehe der Verkauf nicht mehr so rosig aus. Für besten Qualitätsweizen zahlten die Händler gestern um die 167 Euro pro Tonne. „Erfüllt das Getreide aber wegen der Witterung oder anderer negativer Einflüsse nicht mehr die Qualitätsansprüche, erhalten die Unternehmen nur 134 Euro für Futterweizen“, so Rupnow. Das sei für die Betroffenen bitter. Zumal Weizen nach Raps in MV die am häufigsten angebaute Ackerfrucht sei. Zwei Wochen noch, so rechnet Lagerleiter Ralf Timm, dann sei die Ernte rings um Greifswald beendet: „Nach dem Weizen kommt noch ein bisschen Roggen, dann ist Schluss.“ Rund 40000 Tonnen werden dann über die Waage des Landhandels gegangen sein, bevor sie in den nächsten Monaten verkauft werden und vorwiegend nach Skandinavien auf Reisen gehen. Petra Hase

Greifswald - Sonne satt: Getreideernte läuft auf Hochtouren