Spendenaktion für Segelschiff "Greif": Ergebnis übertrifft alles

Es ist geschafft! Nur zweieinhalb Monate nach dem Start der OZ-Spendenaktion „Rettet die Greif“ ist das ehrgeizige Spendenziel erreicht. Mehr als 1400 Leser unterstützten mit einem Geldbetrag den Förderverein Rahsegler Greif e.V., der nun mit 125 000 Euro die Erneuerung des Holzdecks des denkmalgeschützten und sanierungsbedürftigen Segelschulschiffes finanzieren kann. Mehr noch: Das Spendenkonto ist bereits auf über 133 000 Euro angewachsen. „Die Spendenaktion hat all unsere optimistischen Erwartungen übertroffen“, freute sich Jens Heineken, Schatzmeister des Vereins am Mittwoch bei der Übergabe des symbolischen Spendenschecks. „Wir werden jetzt nach einem weiteren Projekt suchen, um damit die Sanierung der Greif weiter unterstützen zu können.“ Überwältigende Resonanz nach dem Spendenaufruf: Nach einem Werftaufenthalt im Februar hatte die Crew der „Greif“ die Schocknachricht verkündet: Das 1951 als „Wilhelm Pieck“ gebaute Schiff darf nicht mehr mit Gästen in See stechen. Die Stahlhaut des Schiffes sei so beschädigt, dass die Klasse auf „ruhend“ gesetzt werden musste. Auf rund 3,5 Millionen Euro schätzte Schiffsgutachter Detlev Löll die Kosten, damit das Schiff – letztes ziviles Berufssegelschulschiff in Deutschland und Denkmal von nationaler Bedeutung – wieder auf Fahrt gehen kann. Die OZ rief die Leser auf, sich mit einer Spende zu beteiligen. Die Resonanz war überwältigend. „Schiffe wie die Greif haben Seele“: Bei der OSTSEE-ZEITUNG meldeten sich Leser aus Wismar, aus Rostock oder auch aus Dresden, Essen und sogar aus Brasilien, die mit Spenden die Sanierung des Schiffes unterstützen wollten und von ihren Erlebnissen auf dem Schiff berichteten. Ein Hamburger Unternehmer, der über Facebook von der Spendenaktion erfuhr, brachte ein historisches Schiffsmodell der Greif nach Greifswald. Die Kühlungsborner Segelmalerin Jeannine Rafoth holte sich ein altes zerschlissenes Segel und gestaltete darauf Kunstwerke, die die OZ zugunsten der Greif versteigerte. „Für Menschen, die mit der Seefahrt nicht verbunden sind, mag ein solches Schiff nur ein schwimmendes altes Stück Stahl sein“, sagte OZ-Chefredakteur Andreas Ebel bei der Spendenübergabe. „Aber die vielen Spenden haben gezeigt, dass traditionsreiche Schiffe wie die Greif eine Seele haben.“ Anfang September signalisierte der Bund, sich mit der Hälfte der Kosten an der Sanierung beteiligen zu wollen. Greifswaldern war Bedeutung des Schiffes so nicht bewusst: Doch sind angesichts der gewaltigen Sanierungskosten die 125 000 Euro aus der OZ-Spendenaktion nur ein vergleichsweise bescheidener Anteil? „Nein, das Geld aus der Spendenaktion ist ein ganz großer und bedeutender Beitrag“, betonte Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne). „Die große Resonanz hat uns gezeigt, wie viele Menschen bundesweit mit dem Schiff verbunden sind.“ Das sei den Greifswaldern so bislang nicht bewusst gewesen. Lesen Sie auch: Irre Verhandlungen mit der Treuhand: Wie Greifswald zur „Greif“ kam Bürgerschaft ist jetzt am Zug: Wie geht es nun weiter? Am kommenden Montag entscheidet die Greifswalder Bürgerschaft darüber, ob sich die Stadt mit knapp einer Million Euro an der Sanierung des Schiffes beteiligt. Die Signale aus den Fraktionen klingen positiv. Der Eigenbetrieb Seesportzentrum Greif, Tochtergesellschaft der Hansestadt Greifswald, hat inzwischen Pläne für die Zeit nach der Instandsetzung vorgelegt. Große Pläne: Raus aufs Mittelmeer: Bislang ist die Greif für Fahrten in Ost- und Nordsee zugelassen. Das soll sich mit der Instandsetzung des Schiffes ändern, denn der Eigenbetrieb strebt die Zulassung des Schiffes für „mittlere Fahrten“ an. „Die Greif könnte dann mit einem Abstand von bis zu 200 Seemeilen entlang der Küsten reisen, der zulässige Fahrtbereich wäre auf den Englischen Kanal, die Biskaya, das Mittelmeer und Schwarze Meer erweitert“, so der Leiter des Eigenbetriebes, Friedrich Fichte. Mit der Schaffung von attraktiven Zielen soll sich die Nachfrage und die durchschnittliche Auslastung des Segelschulschiffes erhöhen. Hauptrevier der „Greif“ soll aber weiter die Ostsee bleiben. Den Ausbildungscharakter soll das Schiff trotz des Einbaus von Viermann- und Zweimannkabinen behalten. Wer mitfährt, muss anpacken. Forschungsreisen für Kinder, Studentenaustausche: Kinder und Jugendliche sollen den Plänen zufolge künftig eine größere Rolle spielen. Als Schiff der Jugend konzipiert, soll die Greif wieder ihrem originären Satzungszweck entsprechen. Geplant sind Forschungsreisen für Kinder, Studentenaustausche, ein „Klassenzimmer auf der Ostsee“, Schüler-AGs. Ab 2022 plant der Eigenbetrieb eine Kinderwoche auf der Greif. „Wir halten an unserem Ziel fest, dass jedes Greifswalder Kind einmal auf dem Segelschulschiff mitgesegelt sein muss“, so Fichte. Förderverein will wieder in See stechen: Die Bürgerschaft muss nun auch über den vom Eigenbetrieb vorgelegten Geschäftsplan befinden. Sensibelster Punkt sind die im Geschäftsplan genannten jährlichen Zuschüsse, die durch die Stadt zu leisten sind. Fichte prognostiziert sie auf 298 000 bis 398 000 Euro. Am Mittwochabend wollten Finanz-, Wirtschafts- und Bildungsausschuss in einer gemeinsamen Sondersitzung über die Pläne beraten. Für den Förderverein steht das Ziel fest. „Wir wollen, dass die Greif als fahrendes Denkmal erhalten wird“, sagt Jens Heineken. Deshalb führt der Verein das Spendenkonto weiter. Spendenkonto: Zahlungsempfänger: Förderverein Rahsegler Greif eV, Verwendungszweck: Rettet die GreifIBAN: DE 57 1505 0500 0102 1025 11Kreditinstitut: Sparkasse Vorpommern Lesen Sie auch Segelschulschiff „Greif“ vor dem Aus: Das Ende einer Legende? 8314 Seemeilen Abenteuer: Die größte Fahrt der Schonerbrigg „Greif“ Von Martina Rathke