Stadt investiert in Fahrradfreundlichkeit

Die Hansestadt will ihrem Ruf als Fahrradstadt gerechter werden. Konkretes Vorhaben: die Umgestaltung der Kreuzung Walter-Rathenau-Straße/Rudolf-Petershagen-Allee. Die birgt derzeit „jede Menge Konfliktpotenzial“, wie Stadtplaner Gerhard Imhorst bei der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag erklärte. Nach seiner Auffassung sei die Situation für Radler, aber auch für Fußgänger völlig unbefriedigend, auch wenn es bislang keine Unfälle gab. Mit Rammsteinen, zwei Bäumen im Mittelstreifen der Fahrbahn, Querungshilfe und einer Geschwindigkeitsbegrenzung von zehn Kilometern pro Stunde sollen es Radler künftig leichter haben, die Straße zu passieren. So die aktuellen Planungen der Stadt. Ullrich Bittner, grünes Mitglied im Bauausschuss der Bürgerschaft, fordert eine Vorfahrtänderung zugunsten der Radler. „Das wäre dann ein deutliches Zeichen“, sagt er. Imhorst gibt ihm recht. Plädierte er ursprünglich doch selbst für eine Vorfahrtänderung an dieser Stelle. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr indes lehnte die Idee ab. Die Alternative sieht Gerhard Imhorst deshalb in einer „Verkehrsberuhigung mit deutlich unter 30 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung für Kfz“. Immerhin hätte eine Zählung ergeben, dass täglich 7000 Radler und 7000 Autofahrer diesen Knotenpunkt passieren. Dass keine Unfälle auftreten, sei angesichts der unklaren Verkehrsführung für Radler fast ein Wunder. Der Bauausschuss stimmte deswegen zu, den Auftrag für Vorplanungen an ein Architektenbüro zu übergeben. Die Mittel sind im Haushalt 2013 eingeplant, die Realisierung soll 2014 erfolgen. Die Grünen in der Bürgerschaft wollen es aber schneller, möchten 60 000 Euro aus dem Soforthilfepaket des Landes (die OZ berichtete) noch in diesem Jahr dafür nutzen. Baudezernent Jörg Hochheim (CDU) hat Bedenken: „Die Frage ist, ob sich das so schnell umsetzen lässt und dafür dann auch das Geld reicht.“ Daneben verfolgt die Stadt zwei weitere Kreuzungsumbauten: die Anklamer/Ecke Beimlerstraße und die Bahnhof-/Goethe-/Gützkower Straße sollen im Haushalt 2014 Berücksichtigung finden. Und noch in diesem Jahr sollen fast 400 000 Euro in den Ausbau von Geh- und Radwegen fließen. Zu den Vorhaben zählen ein Abschnitt an der Anklamer Straße vor der Lehmhaussiedlung bzw. im Bereich des Klinikums ein Radschutzstreifen in der Loitzer Straße/Landstraße sowie die Geh- und Radwege im Liebknechtring von der Anklamer bis hinter der Sauerbruchstraße und in der Wolgaster Landstraße auf Höhe der Klosterruine. Für Torsten Wierschin vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Nordost, sind das alles gute Nachrichten. Denn Greifswald habe erheblichen Nachholbedarf bei der Sanierung von Radwegen. Auch die Erweiterung der Fahrradstraße vom Mühlentor bis zum Ende der Domstraße Anfang dieser Woche sehe er positiv. Die Verwaltung investierte hier übrigens für Beschilderung und Markierung gut 6600 Euro. Dennoch müsste laut Wierschin viel mehr getan werden: „44 Prozent der Greifswalder fahren Rad. Dementsprechend muss auch die Infrastruktur ausgebaut werden“, fordert das VCD-Vorstandsmitglied. Auch die Idee einer Diagonalquerung der Europakreuzung hat er noch nicht beerdigt: „Das sind keine Flausen von ökologisch Engagierten, sondern Vorschläge von Fachleuten“, wirbt er erneut für das Projekt. Die Stadtverwaltung hat die Sache erst einmal ad acta gelegt — solange, bis sich in der Bürgerschaft wieder eine neue Initiative dafür formt. Petra Hase

Greifswald - Stadt investiert in Fahrradfreundlichkeit