Tänzer tauchen in moderne Bewegungssprache ein

Das erste Kennenlernen fand im Dezember statt. Damals waren Lesley Telford und Pedro Lozano Gomez nach Greifswald gereist. Während eines Workshops lernten die Kanadierin und der Spanier das Ballett Vorpommern kennen. „Wir sahen uns das Training im Ballettsaal, die Videos von den letzten Tanzzeiten an und bekamen einen Einblick in die bisherigen Produktionen“, erinnert sich Pedro Gomez. Ihn habe es gereizt, mit der Kompanie zu arbeiten. So bewarb sich der freischaffende Choreograf aus eigener Initiative und erhielt mit seiner kanadischen Kollegin letztlich die Zusage. „Die Tanzzeit ist ganz wichtig“, sagt Ralf Dörnen, Ballettdirektor des Theaters Vorpommern. Und zwar nicht allein für seine Tänzer. Das Publikum, die Stadt und die Region profitierten ebenfalls von den immer wieder neuen künstlerischen Impulsen und anderen Handschriften. Nach dem ersten Kontakt mit Telford und Gomez stand für ihn die Wahl für die „TanZZeit 2014“ deshalb fest. Innerhalb der vergangenen vier Wochen bereiteten die beiden engagierten Tanzexperten die Doppelpremiere auf der Hinterbühne des Theaters vor. „Die Entscheidung für diesen Auftrittsort fiel bewusst“, sagt Ballettdramaturgin Marie Henrion. So entstehe zwischen Publikum und Akteuren eine andere Nähe als bei den Vorstellungen auf der Bühne im Großen Saal. „Es wird eine schöne, intime Situation. Das Publikum wird den Atem der Tänzer während des Stückes spüren können“, fügt sie hinzu. Offen sei derzeit noch die Reihenfolge der Aufführungen. Lesley Telford bietet mit „Aus den Fugen“ eine halbstündige Studie über eingespielte Strukturen im Alltag, dem Ausbrechen aus Gewohntem sowie der Aneignung von Neuem an. Mit acht Mitgliedern des Balletts Vorpommern entwickelte sie deutliche Sinnbilder für ein Leben, das in klaren Bahnen verläuft und aus den Fugen gerät. Musikalisch wird dies mit Auszügen aus Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ und elektronischer Musik unterstützt. Auf einer kargen Bühne und mit gezielter Lichtführung entfaltet Pedro Lozano Gomez mit „Unworthy words“ eine vertanzte, mehrteilige Meditation über die Stille. Regen oder Wind nutzt er als Naturgeräusche zur atmosphärischen Verdichtung für seine dreizehnte Choreographie. Tanz ist für ihn eine Sprache, die ganz ohne Worte auskomme. „Es ist interessant, mit dem Ballett Vorpommern zusammen ans Limit zu gehen und über uns hinauszuwachsen“, erzählt Pedro Lozano Gomez. Die Grenzen der klassischen Bewegung hätten sie als Gäste mit dem Ensemble ausgedehnt und mit zeitgenössischen Impulsen bereichert. An mehr Bodenarbeit und einem besonderen Einsatz der Hände werde dies augenfällig. Damit erneuern Lesley Telford und Pedro Lozano Gomez den Geist der Tanzzeit in dieser Saison des Theaters Vorpommern auf eigene Weise. Denn letztere hält für das Ballettensemble und dessen Liebhaber durch den kreativen Input aus der internationalen freien Tanzszene ungewohnte Erlebnisräume, forschende Neugier und spannende körperliche Begegnungen bereit. Interessierte Besucher konnten übrigens schon am Sonntag bei der Matinee mit den beiden Gastchoreografen ins Gespräch kommen und mehr über ihre ganz speziellen Intentionen erfahren. TanZZeit 2014: 17. April, 18.45 Uhr Einführung, 19.30 Uhr Premiere Die Tanzzeit ist nicht allein für das Ballett Vorpom- mern wichtig. Sie bereichert auch das Publikum, die Stadt und die Region.“ Ralf Dörnen, Ballettdirektor Uwe Roßner

Greifswald - Tänzer tauchen in moderne Bewegungssprache ein