Teure Baustellen: Greifswald investiert 170 Millionen Euro

In der Hansestadt werden in diesem Jahr neben vielen kleinen Bauprojekten auch etliche große Maßnahmen weitergeführt, begonnen oder zum Abschluss gebracht. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung verantworten große Bauvorhaben mit einem Gesamtvolumen von 170 Millionen Euro. „Dies ist einerseits positiv für lokale und regionale Firmen und Handwerksbetriebe“, sagt Baudezernentin Jeannette von Busse (CDU). Ein Großteil der Bauaufträge bleibe nämlich in der Region und in MV. „Gleichzeitig zeigt diese Summe aber auch die Herausforderung für den städtischen Haushalt, der wir mit vorausschauenden Planungen und einer engmaschigen Bau- und Projektüberwachung begegnen“, sagt sie. Für das bislang größte Bauprojekt der Stadt, das Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, konnte im November die Richtkrone gesetzt werden, der fünfgeschossige Rohbau ist fertig. Jetzt läuft der Innenausbau. Rund 38 Millionen Euro investiert Greifswald mit Unterstützung des Landes. Geplante Fertigstellung: II. Quartal 2022. Kita-Neubau soll im März fertig werden: Endspurt in Schönwalde II für den Neubau der Kindertagesstätte „Samuil Marschak“, die künftig „1000 Farben“ heißen wird. „Wir gehen von einer Fertigstellung im März aus. Dann nämlich kommen die Möbel, bis dahin müssen alle Arbeiten abgeschlossen sein“, sagt Achim Lerm, Leiter des städtischen Kita-Eigenbetriebes Hanse-Kinder. Eigentlich sollte das Objekt längst seiner Bestimmung übergeben sein. Doch auch hier kam es coronabedingt zu Verzögerungen im Bauablauf. Das Land unterstützt den Neubau der Kita Marschak, der insgesamt um die 4,8 Millionen Euro kostet, mit Städtebaufördermitteln in Höhe von 2,27 Millionen Euro, hinzu kommt eine Sonderbedarfszuweisung von einer Million Euro. Die Kita am Thälmannring ist übrigens baugleich mit der Einrichtung „Zwergenland“ im Ostseeviertel, erhält im Innern jedoch andere Farben. Das Haus weihte der Kita-Eigenbetrieb bereits im Spätherbst ein – allerdings wegen der Corona-Pandemie leider ohne Feier. Zwei neue Turnhallen – Baustart 2022: War vor Jahren noch von einer Sanierung der Sporthallen II (an der Fischerschule) und III (am Humboldtgymnasium) die Rede, begann 2020 in der Stadtverwaltung die Planung für einen Neubau beider Sportstätten. Sie sollen baugleich errichtet werden. „Noch in diesem Jahr soll die Entwurfsplanung vorliegen und der Bauantrag gestellt werden“, berichtet Stadtsprecherin Andrea Reimann. Dies sei notwendig, um Städtebaufördermittel beantragen zu können. Noch sei die Kostenschätzung nicht abgeschlossen, heißt es aktuell. Vor einem Jahr ging die Verwaltung von ca. 4,9 Millionen Euro pro Turnhalle und einem Baustart Ende 2021 aus. Nun rechnet sie mit einem voraussichtlichen Baustart in 2022. In Abstimmung mit dem Stadtsportbund und dem Sportausschuss sollen die Funktionsbauten für den Schul- und Vereinssport so gestaltet sein, dass die Hallen jeweils dreigeteilt werden können. Hinzu kommen eine Tribüne sowie ein Fitnessraum. Die neue Zweifelder-Turnhalle der Friedrichschule, die im Dezember 2018 nach 16-monatiger Bauzeit in Betrieb ging, kostete noch 4,5 Millionen Euro. Stadtarchiv für Nutzer ab Frühjahr offen? Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit konnten im Sommer 2020 die Arbeiten am neuen Stadtarchiv in der Straße An den Wurthen abgeschlossen werden. Im November, nachdem die für Archivalien erforderlichen raumklimatischen Bedingungen erreicht waren, begann der schrittweise Umzug der Archivalien. „Dieser soll im Frühjahr vollzogen sein, dann folgen auch der Umzug der Mitarbeitenden und die Eröffnung für alle Nutzerinnen und Nutzer“, kündigt Stadtsprecherin Andrea Reimann an. Besucher und Mitarbeiter können sich auf ein modernes und nachhaltig gebautes Gebäude freuen, das ebenso Möglichkeiten für Veranstaltungen bietet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund acht Millionen Euro, das sind 1,6 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Das Land unterstützt den Bau mit 3,67 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln. Die Landesregierung will das Pommersche Landesarchiv ebenfalls an diesem Standort unterbringen. Die Gespräche zur konkreten Umsetzung laufen, heißt es aus dem Rathaus. Radstation kurz vor der Eröffnung: Die seit Jahren geplante Radstation am Hauptbahnhof, ein Leitprojekt des Radverkehrsplans aus dem Jahr 2010, steht nun endlich kurz vor der Eröffnung. Mit dem Bau der Fundamente wurde im Oktober vorigen Jahres begonnen, die drei vorgefertigten Module sind ebenfalls schon montiert. In zweien stehen Doppelstock-Fahrradparker für insgesamt 96 Fahrräder zur Verfügung. Darüber hinaus sind zusätzliche Stellflächen für Liegeräder, Tandems, Lastenräder oder Fahrradanhänger vorgesehen. In einem dritten Modul sind 20 einzeln verschließbare Doppelstock-Fahrradboxen für insgesamt 40 Fahrräder untergebracht. Die Kosten belaufen sich auf rund 435.000 Euro. Das Energieministerium des Landes fördert das Projekt zu 75 Prozent aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung speziell für den ÖPNV. Mit der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes wurden zwar einst viele Fahrradabstellplätze installiert; allerdings reichten sie oft nicht aus und bieten bislang auch keinen Schutz gegen Vandalismus. Kleinsportfeld für Arndtschule kurz vor Vollendung: Bereits seit dem Herbst können Schüler und Pädagogen der Ernst-Moritz-Arndt-Schule ihr grundlegend saniertes Schulgebäude wieder komplett nutzen. Bis zum Frühjahr soll nun auch die Kleinsportfläche wieder hergerichtet werden. Auf einem Teil standen die Container, die während der Bauzeit als Übergangslösung für Klassenräume genutzt wurden. Die Gartenbaufirma Wuttig richtet derzeit die Flächen her. Eine Fertigstellung aller Arbeiten inklusive der Beläge ist aber erst möglich, wenn längere Zeit die dafür nötigen Plustemperaturen herrschen. Die Gesamtkosten der Sanierung beliefen sich auf rund 6,5 Millionen Euro, davon werden 3,78 Millionen Euro über Städtebaufördermittel finanziert. Der bereits im Sommer 2017 begonnene Umbau gestaltete sich schwieriger und komplexer als ursprünglich gedacht. Probleme bei Materiallieferungen, eine unerwartete Schadstoffsanierung, Einschränkungen der Arbeitszeiten aufgrund des laufenden Schulbetriebs trugen zu Verzögerungen bei. Finanzierung Schulzentrum noch unklar: Während andere Großvorhaben noch laufen, plant die Stadt schon das nächste Megaprojekt mit einem geschätzten Volumen von 48 Millionen Euro: Entlang der Osnabrücker Straße soll das neue, inklusive Schulzentrum „Am Ellernholzteich“ entstehen. Seit Dezember wird das Areal beräumt. Hier standen bislang Parzellen von Kleintierzüchtern. Diese Arbeiten sollen bis Ende Februar abgeschlossen sein. Parallel dazu werden die Planungsleistungen europaweit ausgeschrieben. Anhand des ersten Vorentwurfs können dann die Kosten besser geschätzt und Fördermittel eingeworben werden. Das Zentrum soll aus einer dreizügigen Grundschule, dreizügigen Orientierungsstufe, zweieinhalbzügigen Regionalschule, Hort, dreigeteilter Sporthalle und Außenanlagen für Schule, Hort und Sport bestehen. Der Zeitplan sieht die Fertigstellung des Grundschulteils 2024 und des Regionalschulteils Mitte 2025 vor. Die Baukosten werden für den Grundschulteil mit Sporthalle und Außenanlagen auf ca. 29 Millionen Euro und für den Regionalschulteil auf ca. 19 Millionen Euro prognostiziert. Theatersanierung: Beginn noch völlig offen: Seit vielen Jahren schon redet die Greifswalder Politik über die Notwendigkeit, das Theater zu sanieren. Von außen noch recht ansehnlich, liegt im Innern des Hauses vieles im Argen. Im Oktober 2020 bekannte sich die Bürgerschaft der Hansestadt deshalb mit einem Grundsatzbeschluss noch einmal eindeutig zu dem Ziel. Zugleich soll der aus den 1950er Jahren stammende Anbau durch einen neubau ersetzt werden. Mit geschätzten 45 bis 50 Millionen Euro ein Mammutprojekt und das bislang teuerste Vorhaben der Stadt überhaupt –neben dem geplanten Schulzentrum. Gebaut wird auch in diesem Jahr noch nicht, aber die Stadtverwaltung bringt jetzt zumindest die Entwurfsplanung auf den Weg. Zugleich prüft sie Fördermöglichkeiten. Die Stadtparlamentarier hoffen, dass sich das Land mit 50 Prozent an der Grundsanierung beteiligt. Von Zusagen ist die Stadt allerdings noch weit entfernt. Völlig offen ist auch, ob es eine Ausweichspielstätte für die Bauphase geben wird. Die Idee eines Interimstheaters im Gewerbegebiet ist schon lange vom Tisch. Von Petra Hase