Tierrettung Greifswald: Kommt nun doch Vertrag mit Stadt zustande?

Anfang vergangener Woche gab die Tierrettung auf ihrer Facebook-Seite offiziell bekannt, für die Hansestadt Greifswald nicht mehr zuständig zu sein. Grund dafür ist eine neue Fundtierverordnung des Landes, die die Pflege und Versorgung aller Tiere an die Kommunen und Gemeinden übertragen hat. In Greifswald sollen sich das Ordnungsamt und die Berufsfeuerwehr um in Not geratene Tiere kümmern. Um diese zu entlasten, bereitete die Tierrettung der Stadt ein Angebot. Dieses sah vor, dass der Verein lediglich die Einsätze in Rechnung stellt, die außerhalb der Öffnungszeiten des Ordnungsamtes in Greifswald stattfinden. Die Verwaltung jedoch sah keinen Bedarf. Das löste in dem sozialen Netzwerk eine Welle der Empörung aus. Innerhalb weniger Tage liefen über 700 Kommentare unter dem Beitrag der Tierrettung ein. Bürgerschaft muss über finanzielle Mittel abstimmen: Nach der öffentlichen Kritik lenkte die Stadt nochmals ein und bat die Tierrettung Ende vergangener Woche um ein Gespräch. „Es gibt weiterhin offene Fragen, die geklärt werden müssen. Wir sollen uns dazu äußern, wo wir Lücken sehen“, sagte Einsatzleiter Klaus Kraft nach dem Online-Meeting. Eine solche sieht die Tierrettung beim Ordnungsamt. Dort fehle es an entsprechender Ausrüstung. Dass die Verwaltung erneut das Gespräch mit den Ehrenamtlichen gesucht hat, begrüßt der Einsatzleiter: „Generell sind wir mit einem freundlichen Konsens auseinandergegangen. Es war nicht unsere Absicht, auf Facebook einen Shitstorm loszutreten, und wir wollen auch niemandem zu nahetreten. Aber das Thema ist von öffentlichem Interesse.“ Finanzieller Ausgleich gegenüber den Spendern: Der Oberbürgermeister könne sich indes eine Zusammenarbeit mit der Tierrettung vorstellen, weitere Gespräche seien bereits vereinbart: „Wir hatten ein gutes und konstruktives Gespräch. Die Vertreterinnen und Vertreter des Vereines legten dar, welche Defizite nach Ansicht des Vereines beim Umgang mit Fundtieren in Greifswald bestünden. Der Verein stellte darüber hinaus vor, welche Leistungen er auf dem Gebiet der Universitäts- und Hansestadt anbieten könnte.“ Für eine solche Zusammenarbeit ist jedoch eine vertragliche Regelung notwendig. Ob dafür Mittel bereitgestellt werden könnten, darüber müsse die Bürgerschaft abstimmen. Bislang finanziert sich der Verein größtenteils über Spenden. Bei dem Angebot, das der Verein der Stadt unterbreitet hat, gehe es nicht darum, sich finanziell zu bereichern, sagt Klaus Kraft. „Wir wollen einen Ausgleich schaffen, dass eben nicht nur die Spender die Einsätze bezahlen. Bei Wildtieren oder artgeschützten Tieren stellen wir nie eine Rechnung. Es geht lediglich um die Fundtiere.“ Regelung für herrenlose Tiere muss gefunden werden: Ohne vertragliche Regelung mit der Tierrettung bleibt die Zuständigkeit beim Ordnungsamt und bei der Berufsfeuerwehr. Doch können sie verletzte Tiere überhaupt notversorgen? Ja, heißt es aus dem Rathaus. So verfüge die Berufsfeuerwehr über Kollegen, die Erfahrung im Umgang mit Wildtieren aufwiesen, sagt Stadtsprecherin Andrea Reimann. „Im Falle geretteter Vögel kooperiert die Berufsfeuerwehr aufgrund der dortigen Fachexpertise mit dem Tierpark der Stadt. Im Falle nur leicht verletzter Haustiere erfolgt die Kooperation in der Regel mit dem Tierheim“, so die Sprecherin. Bei geretteten Wildtieren werde der städtische Wildtiermanager hinzugezogen. Lesen Sie auch Verwahrlost, angefahren und liegen gelassen: Greifswalder Tierrettung nimmt Katze auf Tierische Einsätze in Greifswald: Da steht ein Pferd auf dem Hof „Wann immer notwendig, wird im Einzelfall auch die Hilfe eines Tierarztes in Anspruch genommen, um eine adäquate Versorgung von verletzten Tieren sicherzustellen“, erklärt Reimann. Gesunde Fundtiere, die sich in keiner Notlage befinden, fallen jedoch grundsätzlich nicht in die Zuständigkeit der Berufsfeuerwehr. Herrenlose Tiere wie diese werden den Fundsachen zugeordnet. Sind die Ämter also geschlossen, muss sich ein Finder selbst um das Tier kümmern, es möglicherweise auch mit nach Hause nehmen. Besonders dafür müsse die Verwaltung Regelungen schaffen, die eine durchgängige Versorgung von Fundtieren sicherstellt, heißt es in einem Statement von der Greifswalder Tierschutzpartei. Daher sprechen sich die Mitglieder deutlich dafür aus, dass die Stadtverwaltung eine vertraglich geregelte Kooperation mit den Tierrettern vereinbart. Von Christin Lachmann