Verwahrlost, angefahren und liegengelassen: Greifswalder Tierrettung nimmt Katze auf

Eine schreckliche Entdeckung mussten Passanten zwischen Leist und Karrendorf machen. Vor ihren Augen schleppte sich eine Katze über die Straße. Die Hinterbeine nachziehend, verwahrlost, verkommen und schwer krank. Die Finder riefen die Tiernotrettung an, schnell war klar, dass die Katze so schnell wie möglich ärztliche Hilfe braucht. „Die Katze ist zirka drei bis fünf Jahre alt“, beschreibt der Leiter der Tiernotrettung, Karl Kraft. „Der abgemagerte Zustand deutet darauf hin, dass sie schon lange unendeckt unterwegs ist. Es wirkt ein bisschen, als ob sich die Katze den Findern zeigen wollte.“ Gänzlich unbekannt kann die Katze nicht sein, denn sie trug bei ihrem Fund ein abgewetztes blaues Halsband und war nach Angaben der Tiernotrettung „lieb und zutraulich“. Wem gehört die „Glückskatze“? Wer weiß, wie lange das Tier schon unterwegs ist, das Team geht davon aus, dass dass die Katze angefahren worden ist. Nach einem ersten Check bei der Tierarztpraxis Quandt und Bracke wurden Lähmungserscheinungen diagnostiziert, ein Grund zum Einschläfern sei das aber noch nicht möglich auch, dass diese Erscheinungen wieder zurückgehen. In jedem Fall muss die dreifarbige „Glückskatze“ Aufgepäppelt und weiterhin medizinisch versorgt werden., „Wir suchen nach dem vorhergehenden Besitzer“, sagt Klaus Kraft von der Tierrettung. „Wer etwas über die Herkunft des Tieres weiß, wird gebeten, sich unter der Nummer 0151/21 44 62 69 zu melden.“ Derzeit ist die Katze bei einer Neurochirurgin untergebracht, die sich liebevoll um den tierischen Patienten kümmert. Lesen Sie auch Greifswald: Waschbär steckt im Kamin fest Greifswald: So geht es der ausgesetzten Jack-Russel-Hündin jetzt Wolgaster Polizei rettet Schwan von Peenebrücke Tierrettung in ganz Vorpommern unterwegs: Für die Tierrettung Greifswald geht ein ereignisreiches Jahr zuende. Der Einsatzbereich des Vereins hat sich vom Landkreis Vorpommern-Greifswald auf den Landkreis Vorpommern-Rügen erweitert, mittlerweile helfen 33 ehrenamtliche Mitarbeiter dabei, Tiere aus Notsituationen zu befreien. Und das rund um die Uhr. „2019 hatten wir 583 Einsätze“, sagt Kraft „2020 waren es bisher 1174. Wir können auf dauer nicht mehr alles ehrenamtlich machen. Einsätze, zum Beispiel für das Ordnungsamt, müssen wir moderat abrechnen. Viele Sachen „am Wegesrand“ oder Fälle mit Wildtieren seien ohnehin.“ Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern unterschiedlich: Man setze auf Kooperation, bei vielen Ordnungsämtern sei man dankbar und gesprächsbereit, bei anderen nicht so, da würde man immer noch denken, alle Leistungen und Transporte seien kostenfrei. „Wenn das Ordnungsamt daneben steht und zuguckt, während wir einen Hund einfangen, ist das nicht so witzig. Vor allem wenn dann die Rechnung abgelehnt wird“, sagt Kraft. „Auf der anderen Seite haben die Mitarbeiter dort nicht mal die richtige Ausrüstung. Mit der Leine könnten sie maximal einen Chihuahua einfangen...“ Einige Ordnungsämter der Region sind allerdings sogar auf die Tiernotrettung zugekommen, um einen „festen“ Vertrag für ihre Dienste auszuhandeln. Kraft erklärt den Hintergrund: Die Fundtierverordnung des Landes sieht vor, dass die Kommunen 24 Stunden für die Meldung von Fundtieren zu erreichen sind und diese in eine Auffangstation bringen können. Von Anne Ziebarth