Viel Geschichte und der Blick nach vorn

Die Oberbürgermeister von Stralsund und Greifswald zusammen an einem Rednerpult, das gibt es auch nicht alle Tage. „Die gemeinsame pommersche Geschichte bringt uns zusammen“, sagte im Rathaus der Greifswalder Amtsinhaber Arthur König (CDU), als er zusammen mit dem Stralsunder Stadtoberhaupt Alexander Badrow (beide CDU) die knapp 200 Gäste begrüßte. Mit einem Festakt erinnerten die Hansestädte gemeinsam an den Übergang Schwedisch-Pommerns an Preußen am 23. Oktober 1815. Mit viel pommerscher Geschichte ging es dann auch durch den Abend, der aber aus Sicht von Landesminister Christian Pegel (SPD) nicht nur Anlass zur Rückschau sein sollte, sondern auch ein Blick nach vorn. Und da sieht Pegel die Schweden und die Deutschen vor allem als Gestalter eines gemeinsamen Europas, „das wir nur dann erhalten werden, wenn wir aufeinander zugehen und uns kennenlernen“, so Pegel. Dazu gab es bei dem Empfang genügend Gelegenheit. Und die nutzten auch die Gäste aus Stralsunds schwedischen Partnerstädten Malmö und Trelleborg gern. Einen geschichtlichen Exkurs zu den Ereignissen vor 200 Jahren hatte zuvor in seinem Festvortrag der Historiker Prof. Kjell Åke Modéer unternommen, der unter dem Motto „Willkommen und Abschied. Schwedisch-Pommern als Spielball europäischer Politik“ Personen und Ereignisse in Erinnerung rief. Zu Beginn seines Vortrages würdigte der Schwede mit sehr viel Hochachtung den früheren Direktor des Stralsunder Stadtarchivs Prof. Herbert Ewe (1921 - 2006). Denn der habe ihn bei seinem Besuch in Stralsund direkt von seiner Amtsstube in die Schwedenzeit geführt. Dass es sich als Schwede in Stralsund auch nach dem Ende der Schwedenzeit sehr gut leben lässt, kann Per Rodahl nur bestätigen. „Ich freue mich so sehr, dass wir diese guten Verbindungen und Kontakte haben“, sagt der ehemalige Lehrer und Schulleiter, der zu den geladenen Gästen des Festempfangs gehörte. Bereits in den 1960er-Jahren, als er mit Reisegruppen Berlin besucht hat, sei er immer durch Stralsund gefahren, aber konnte nicht bleiben, erzählt er. Mit der Wende hat sich das geändert. Über Lehrer- und Schüler-Austausche mit dem Herder-Gymnasium wuchsen Verbindungen und Freundschaften. Rodahl gab Schwedisch-Unterricht und Einführungen auf den Gebieten Marketing und Wirtschaft. Und aus dem Pendeln zwischen den Ländern wurde schließlich ein fester Wohnsitz. Seit Anfang 2000 lebt Per Rodahl in Stralsund und hat es nicht bereut. Und wenn am Abend immer wieder auf die zahlreichen Zeugnisse der Schwedenzeit verwiesen wurde, dann passt dazu eine neue Publikation: Druckfrisch wurde am Vormittag Heft vier der Schriftenreihe „Stralsunder Denkmale“ unter dem Titel „Heuser, Buden und ander Architectura — Barocke Wohnbauten des 17. und 18. Jahrhunderts in Stralsund“ präsentiert. Die Autoren Michael Jager, Sabine Kahle, Gunnar Möller, Friederike Thomas und Dirk Schleinert haben darin ihre Erkenntnisse zur Bau- und Kunstgeschichte jener Zeit zusammengetragen. Marlies Walther

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