Ohne Volkshochschulen blieben viele Menschen stumm: Denn Sprachen gehören mittlerweile fest zum Angebot. Auch Integrationskurse, Sportangebote, Nähen und Fortbildungen im Klimaschutz zeigen, dass die Volkshochschule fast alle Lebensbereiche bedient. Mit einem Festakt wurde das 100-jährige Jubiläum der Bildungseinrichtung in Greifswald gefeiert. Die erste Greifswalder Vorlesung fand am 17. Juli 1919 statt. Damals ging es im Hörsaal der Uni um den „Gartenbau auf Grundlage der Bodenkunde“. Basis für die Gründung der Volkshochschulen war Artikel 148 der Weimarer Reichsverfassung.
VHS muss allen Bürgern offen stehen
„Neben Kursen zur Digitalisierung und Computern müssen die Volkshochschulen weiterhin auch Kurse wie Nähen und Stricken anbieten, um tatsächlich allen Bürgern offen zu stehen“, sagte Ines Poloski-Schmidt, Verbandsdirektorin der Volkshochschulen in Mecklenburg-Vorpommern. 680 Kurse fanden 2018 an der Volkshochschule Vorpommern-Greifswald statt. 7643 Bürger nahmen teil, der Großteil in Greifswald, wo jährlich bis zu 5000 Menschen lernen. Bis zur Kreisgebietsreform 2011 gab es drei eigenständige Volkshochschulen, seitdem nur noch eine mit den Standorten Greifswald, Anklam und Pasewalk.
„Unsere Satzung legt fest, dass wir an diesen drei Standorten vertreten sind. Wir sind guter Dinge, dass wir keine Angst haben müssen“, sagte Leiterin Ute Askri. Karin Peter, stellvertretende Leiterin des Kreisamtes für Kultur, Bildung und Schulverwaltung bestätigte, dass es keine Kürzungsabsichten gebe.
Gebäude in Greifswald und Pasewalk sind sanierungsbedürftig
Die größte Herausforderung seien die Gebäude und Räume, sagte Karin Peter. Innerhalb der Kreisverwaltung gebe es derzeit Überlegungen, das Greifswalder Gebäude in der Martin-Luther-Straße und das Pasewalker Gebäude an der Kürassierkaserne zu sanieren oder neue Standorte zu suchen, sagte Peter. Gespräche mit Vertretern der Städte Greifswald und Pasewalk würden derzeit laufen. Einen Zeitplan gebe es noch nicht. Dass Änderungen in Greifswald nötig seien, hätte eine Umfrage unter Kurs-Teilnehmern bestätigt. Der Standort in der Lutherstraße sei beliebt, aber fehlende Parkplätze und fehlende digitale Möglichkeiten würden beklagt. „Wir hoffen auf bessere Räume“, sagte Ute Askri. Zudem ist das Gebäude nicht barrierefrei.
Dahlemann lobt Polnisch-Kurse
Vorpommerns Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) würdigte in seinem Grußwort, dass die Volkshochschulen mit Polnisch-Kursen einen wichtigen Beitrag leisten, um den Kontakt zum Nachbarland Polen zu steigern. „Die Volkshochschulen sind den Kitas und Schulen hier einige Schritte voraus“, sagte Dahlemann. Als Vermittler von Sprache und Kultur seien die Volkshochschulen zudem unverzichtbar gewesen für viele Menschen aus dem arabischen Raum, die 2015 in großer Zahl auch nach Vorpommern kamen.
2018 bot die Kreisvolkshochschule immer noch 216 Deutschtests für Zuwanderer an sowie 46 Einbürgerungstests. 103 Deutschkurse, 76 Englisch-Kurse und 29 Polnisch-Kurse standen insgesamt auf dem Programm.
Neues Semester startet im August
Im Jubiläumsjahr wollen Lehrer der VHS Greifswald die ersten Vorträge aus dem Jahr 1919 in abgewandelter Form wieder aufleben lassen, sagte Ute Askri. Zu erleben sein werden sie am 20. September zur bundesweiten langen Nacht der Volkshochschulen. Das neue Semester mit vielen Angeboten startet im August. Alle Angebote finden Sie auf der Webseite der Volkshochschule (klicken Sie hier für den Link).
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