Vorpommern-Greifswald: Hier gibt es Rabatte für Ehrenamtler

Freier Eintritt ins Museum, 20 Prozent Rabatt auf den Zimmerpreis eines Hotels oder eine Ermäßigung auf alle Erkältungspräparate in einer Apotheke: Mit der landesweit geltenden Ehrenamtskarte können Menschen, die sich bürgerschaftlich stark engagieren, attraktive Vergünstigungen erzielen. In der Hansestadt Greifswald gibt es derzeit 15 Unternehmen, Kultureinrichtungen oder Vereine, die Rabatte gewähren. „Im ganzen Land haben wir mittlerweile mit 160 Partnern eine vertragliche Vereinbarung geschlossen, seit die Ehrenamtskarte im August 2020 an den Start ging“, sagt Alexander Kujat, Sprecher des Sozialministeriums MV. Darunter befinden sich auch Krankenkassen, Autovermieter oder Bäckereifilialen mit mehreren Standorten. Nach Kujats Worten haben aktuell 2850 Personen die Ehrenamtskarte im Chipkartenformat erhalten. Lesen Sie auch Greifswald: Wenige Angebote für Ehrenamtskarte MV Ehrenamtsstiftung: „Für Vereine in MV wird 2021 einiges besser“ Fünf Stunden pro Woche Ehrenamt: „In unserem Landkreis besitzen zurzeit 265 Menschen diese Karte“, berichtet Anja Eberts, Projektleiterin der Mitmachzentrale Vorpommern-Greifswald. Sie ist beim Bürgerhafen Greifswald verankert und hat die Aufgabe, Ansprechpartner für Ehrenamtler zu sein, Kontakte zu vermitteln, zu vernetzen, Weiterbildungsangebote zu unterbreiten oder anderweitig zu beraten. Für Eberts ist die Anzahl der Kartenbesitzer ein erfreuliches Ergebnis. „Konnten wir in der Corona-Pandemie doch nicht so gut Werbung betreiben wie ursprünglich gedacht“, sagt sie. Nach Antragstellung ist es ihre Aufgabe zu prüfen, ob die Voraussetzungen zum Erwerb der Ehrenamtskarte gegeben sind. Dazu zählen beispielsweise mindestens fünf Stunden pro Woche bzw. 250 Stunden im Jahr ehrenamtliches Engagement – und das kontinuierlich in den vergangenen drei Jahren. Bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren ist ein Jahr ausreichend. Handelte es sich anfangs beim Personenkreis, der die Karte beantragte, noch um die klassischen Ehrenämter freiwillige Feuerwehr, Rettungsdienst und Technisches Hilfswerk, seien im Laufe der Monate auch andere aufmerksam geworden. Dazu zählen Menschen aus Sportvereinen, vom Tierschutz und ambulanten Hospizdienst, individuell Engagierte in sozialen Bereichen wie Seniorpartner in School, ehrenamtliche Mitarbeiter in der Kleiderkammer oder integrative Paten. Keine Bürokratie für Partner: Doch wo genau werden nun Vergünstigungen gewährt? In Greifswald gehört die Bernstein-Apotheke von Stefanie Dorow im Poeler Weg 10 zu den Partnern der ersten Stunde. „Ich weiß, was Ehrenamtler leisten. Deshalb unterstütze ich das Anliegen sehr gern, zumal es keine Hürden für mich gab, keine Bürokratie, keine Antragstellung“, sagt die 40-Jährige, deren Mann sich bei den Greifswalder Hengsten engagiert. Wenn Ehrenamtler kränkeln, können sie sich gern bei ihr melden, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Bei ihr gebe es zehn Prozent auf das gesamte Sortiment. „Also beispielsweise auch auf alle Wellness- und Erkältungspräparate. Ausgenommen sind rezeptpflichtige Medikamente“, so die Apothekerin, zu deren Team fünf Fachkräfte und zwei Botenfahrer gehören. Rabatt fürs Wurstpaket: Auch das Pommersche Landesmuseum, das Caspar-David-Friedrich-Zentrum und das Freizeitbad gewähren in Greifswald Vergünstigungen. Zu den derzeit 15 Partnern gehört ebenso die Greifenfleisch GmbH. Sie bietet im Werksverkaufsladen an der Wolgaster Straße einen zehnprozentigen Einkaufsrabatt für Ehrenamtler. „Deren Engagement ist sehr wichtig, denn sie halten das gesellschaftliche Leben hoch. Das wollen wir gern unterstützen“, begründet Geschäftsführer Bernd Dittmann die Partnerschaft des Unternehmens, das knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt. Bislang sei die Inanspruchnahme der Vergünstigung allerdings sehr bescheiden gewesen. Vielleicht helfe ja nun das Werbematerial fürs Schaufenster, das Anja Eberts am Montag auf ihrer Dankeschön-Tour bei einigen Partnern der Ehrenamtskarte vorbei brachte. Sie sollen Kunden auf den Rabatt aufmerksam machen – aber ebenso potenzielle Partner. Denn die werden weiterhin gesucht. Landesweit, damit aus den 160 Unterstützern bald mehr werden. „Es ist sehr beachtlich, dass sich innerhalb von nur acht Monaten so viele Unternehmen, Institutionen und Vereine zum Mitmachen bereit erklärt haben“, sagt Ministeriumssprecher Alexander Kujat. Besondere Anerkennung zolle er Gaststätten und Hotels. Sie hätten angesichts der Pandemie wahrlich andere Sorgen, erklärten sich aber trotzdem zum Mitmachen bereit. In Vorpommern-Greifswald gehört beispielsweise das Strandhotel Heringsdorf dazu. Auch kleine Museen, wie die Villa Irmgard in Heringsdorf oder das Otto Lilienthal-Museum in Anklam, stehen auf der Liste, die im Internet einsehbar ist. Potenzial gebe es dennoch mehr als genug. Partnerschaft bringt mehr Kunden: In Greifswald etwa fehlen zum Beispiel noch kommunale Einrichtungen oder Institutionen, die sich anderswo bereits zum Mitmachen entschieden haben. Die Stadtbibliothek, das St. Spiritus, das Theater Vorpommern, die Marketinggesellschaft oder Musikschule ... bislang Fehlanzeige. „Bedenken wegen eventueller Einnahmeausfälle kann ich nicht nachvollziehen. Vielmehr gibt es mit der Unterstützung der Ehrenamtskarte doch einen Imagegewinn. Wer Herz fürs Ehrenamt zeigt, wird das positiv spüren und im besten Fall sogar mehr Kunden oder Besucher begrüßen als ohne Partnerschaft“, argumentiert Kujat. Wenn ein Ehrenamtler das Angebot nutzt, etwa das vom Theater oder Museum, bringe er häufig noch eine Person mit. Unterm Strich sei es also eine Win-win-Situation für beide Seiten. Von Petra Hase