Zwei Tage Busstreik: Greifswalder werden langsam ungeduldig

Wer am Dienstag mit dem Stadtbus durch Greifswald fahren wollte, musste lange warten – wenn nicht sogar vergeblich: Die Busfahrer des Verkehrsbetriebes Greifswald sind in der Hansestadt erneut in einen Warnstreik getreten. Dieses Mal für zwei Tage. Auch am Mittwoch steht der Verkehr still. Es ist schon der fünfte Streik innerhalb der Tarifverhandlungen zwischen Busfahrern und Arbeitgebern. Die Forderungen der Busfahrer: 2,06 Euro mehr Lohn pro Stunde und eine Angleichzahlung von 100 Euro. Während in den vergangenen Streiktagen der Schülerverkehr durch Subunternehmen gesichert war, fuhren Dienstagmorgen keine Busse. Die Stadtwerke informierten darüber auf ihrer Internetseite. Zum einen wurde der Streik zu spät angekündigt, um für einen Ersatz zu sorgen, zum anderen wären die Subunternehmer emotionalen Druck ausgesetzt, durch Beleidigungen der Streikenden, informiert Pressesprecherin Steffi Borkmann. „Durch das Verhalten der Gewerkschaft eskaliert die Situation immer mehr zu Lasten der Menschen, die keine Mobilitätsalternative haben und auf den Nahverkehr angewiesen sind“, sagt sie. Verdi-Verhandlungsführer Karl-Heinz-Pliete bestätigt die späte Information über die geplanten Streiks. „Wenn wir es nicht so machen, würde die Wirkung verpuffen“, sagt er. Beschimpfungen gegenüber Busfahrern, die sich nicht an Streiks beteiligen, lehnt er hingegen strikt ab. „Die Kollegen anzusprechen ist in Ordnung. Alles andere geht gar nicht. Das sage ich den Leuten auch so deutlich.“ Doch für die Schulen hatte der Streik nur geringe Auswirkungen. „Bei uns haben alle Schüler zur Schule gefunden, die Eltern haben das gut organisiert“, sagt die Schulleiterin der Käthe-Kollwitz-Grundschule, Ute Prochnow. Busfahrer stehen zu ihren Forderungen: Knapp 20 Fahrer versammelten sich am Morgen am Bahnhof. Sie wollen ein Zeichen setzen und für ihre Forderungen einstehen, sagte Verdi-Gewerkschafterin Cornelia Görich. Die Busfahrer dürften keine Auskunft mehr geben, sagte einer der Streikenden achselzuckend. „Anweisung von oben.“ Die Arbeitgeber hätten sich in den vorherigen Verhandlungen wenig kompromissbereit gezeigt, steht auf dem Handzettel, der den Verdi-Mitgliedern ausgehändigt wurde. Um die Forderungen zu erreichen, müssten jetzt die Warnstreiks intensiviert werden. „Wir hoffen, dass am 3. März unsere Forderungen gehört werden, dass wir nicht erneut in Streik treten müssen“, so Görich. Gespaltene Meinung unter den Greifswaldern: Obwohl es der vierte Streik innerhalb weniger Wochen ist, zeigen sich viele Greifswalder noch immer verständnisvoll – jedoch merkt man, dass sich die Geduld einiger Leute langsam dem Ende entgegen neigt. „Natürlich haben die Busfahrer ein Recht darauf, zu streiken“, sagte Manuel Krampf. Er wollte sich mit einem Kumpel beim Elisenpark treffen. „Aber warum müssen die so oft streiken? Man kann sich doch bestimmt auch anders einig werden“, ist sich der Kfz-Mechaniker sicher. Vor allem denkt er beim Streik an ältere Personen, die nicht mehr gut zu Fuß und auf den Bus angewiesen sind. „Das ist doch echt blöd“, meinte er. Zum Elisenpark fuhr er letztendlich mit dem Fahrrad eines Freundes. Auch Salwa Mousa sagte, dass sie es verstehen könne, dass die Busfahrer ihre Arbeit niederlegen. Sie wollte vom Bahnhof zur Berufsschule mit dem Bus fahren. „Dann muss ich die Strecke zu Fuß gehen, ist nicht so schlimm“, befand die 36-Jährige und nahm den 45-minütigen Marsch gerne in Kauf. Auch eine ältere Frau, die an der Feldstraße auf den Bus wartete, hatte Verständnis. „Eigentlich wollte ich mich in der Stadt mit einer Freundin zum Kaffeetrinken treffen“, sagte die 83-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Von dem Streik habe sie nicht erfahren, dachte zunächst an eine Verspätung ihrer Verbindung. Für die Streikenden drückte sie Anteilnahme aus. „Wenn es halt sein muss, dann muss man für seine Rechte einstehen“, äußerte sie. Ihr Termin in der Stadt fiel ins Wasser, doch das sei nicht so schlimm, versichert sie. Mehrheit findet den Streik der Busfahrer in Ordnung: Bei einer Umfrage auf der Instagramseite der Greifswalder OSTSEE-ZEITUNG, ob die Follower vom Streik genervt seien, antworteten bis 57 Prozent der Teilnehmenden mit: „Nein, alles okay.“ Die Abstimmungsergebnisse wurden um 15 Uhr erhoben. Die anderen 43 Prozent seien jedoch genervt von den Streiks der Busfahrer. An der nicht repräsentativen Umfrage nahmen bis dato 117 Leute teil. Mit etwas Glück konnten die Greifswalder doch noch mit dem Bus durch die Stadt fahren: Die Busse ins Umland, nach Wolgast, Anklam oder Jarmen fuhren pünktlich nach Fahrplan ab und hatten einige Zwischenstopps in der Hansestadt. Auch am Mittwoch fahren die Busse des Landkreises. 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