Am ersten Einheitstag in der Meisterschule gestartet

Es gab Zeiten im Berufsleben von Birger Hedtke, das musste der gelernte Kfz-Elektromechaniker bei der Reparatur von Baufahrzeugen ganze Kabelbäume von nur einer Farbe einziehen. „Wir hatten früher nur braunen Draht zur Verfügung und wenn da später mal ein Problem auftrat, dann haben sie mich Jahre später noch geholt, das zu lösen“, erzählt der heute 46-Jährige mit einem Lächeln im Gesicht vom Beginn seiner beruflichen Laufbahn. Früher, das war Ende der 80er-Jahre in der Zwischengenossenschaftlichen Bauorganisation (ZBO) Niepars. Hedtke hatte ausgelernt und reparierte Autodrehkräne oder schwere Lkw vom Typ Krasz. „“Autos — klar war das mein Traum, zu DDR-Zeiten einen Beruf mit Autos zu ergreifen. Schon mit 12 Jahren bin ich auf den Feldwegen rund ums Dorf alles gefahren, was Räder hatte.“ Doch er wollte schon damals mehr, als nur Kabelbäume in Lkw einziehen. „Noch zu DDR-Zeiten hatte ich mich bei der Handwerkskammer um eine Meisterausbildung bemüht, weil ich mich mit einem Handwerksmeister hätte selbstständig machen können“, sagt Hedtke und weiß noch, dass die Kammer ihn ablehnte. Er kam schließlich aus keinem Handwerksbetrieb und da wäre nur der Industriemeister in Frage gekommen. Doch dann kam die Wende und Kfz-Elektriker Hedtke bekam einen Anruf von der Kammer, ob noch Interesse bestehe. „Es bestand“, sagt er und legte los. „Mein erster Tag in der Meisterschule war am 3. Oktober 1990, dem ersten Tag der deutschen Einheit.“ Den Abschluss hatte er drei Jahre später in der Tasche, wovon heute ein großformatiger, gerahmter Meisterbrief über seinem Schreibtisch kündet. Anfang März dieses Jahres hat er ihn aufgehängt, in seiner eigenen Werkstatt im Gewerbegebiet am Grünhufer Bogen. Dazwischen lagen Jobs als Werkstattmeister in verschiedenen Kfz—Betrieben der Region und eine Ausbildung zum Kfz-Gutachter. Erfahrungen, die ihm bei einer Entscheidung helfen sollten. Denn Birger Hedtke musste nach seinem letzten Job von heute auf morgen überlegen: „Selbstständigkeit als Option zur den bisherigen Jobs?“ Es waren Freunde, die ihn bestärkten, seine Fähigkeiten und Talente auf eigene Rechnung an den Kunden zu bringen. „Mit meiner Frau zusammen habe ich einen Business-Plan aufgestellt, bin damit zu den Banken und war erstaunt, dass meine Vorstellungen auf positive Resonanz stießen.“ Vielleicht lag‘s daran, dass Hedtke seine eigene Kfz—Werkstatt auf einem typenoffenen Mix, mit drei Standbeinen geplant hatte. „Mechanik, Karosserie und Lackierung ergänzen sich gut“, weil auf jedem dieser Gebiete immer etwas zu tun ist, wenn eines gerade mal nicht nachgefragt ist“, sagt er und weiß: sein Plan ging auf. Zu Autoteam Hedtke gehören neben dem Meister noch vier Mitarbeiter. „Es läuft, denn es kommen nicht nur Privatkunden, auch Firmen lassen ihre Autos durchchecken oder reparieren. Die Rechnungen werden bezahlt“, sagt der Firmenchef stolz. Er weiß aber auch, dass das alles anfangs mit viel Zeitaufwand verbunden ist. „Man hat keinen Feierabend mehr“, hat er festgestellt. Doch er ist froh, in seiner Familie den wichtigen Rückhalt für das Abenteuer Selbstständigkeit zu haben. Kfz-Branche stark präsent Jahrzehntelang bis zur Pleite war die Volkswerft das Zugpferd der Stralsunder Wirtschaft. Doch das Wirtschaftsleben ist inzwischen deutlich bunter geworden. 3000 klein - und mittelständische Firmen haben ihren Sitz in Stralsund. In einer kleinen Serie spürt die OZ Menschen nach, die am Sund Arbeitsplätze schaffen. 40 Werkstätten im Bereich Kfz sowie Autohäuser gibt es nach Angaben der Kreishandwerkerschaft Rügen-Stralsund-Nordvorpommern alleine in Stralsund. Jörg Mattern

Stralsund - Am ersten Einheitstag in der Meisterschule gestartet