Aus vier Wochen wurden 55 Jahre

Wenn über Pferde gesprochen wird, dann leuchten die Augen von Hans-Karl Strasdas (80). Kein Wunder, hat doch der Zarnekower fast sein ganzes Leben mit den Vierbeinern zu tun gehabt. „Ich bin in Ostpreußen als Bauernsohn mit Tieren aufgewachsen. Mein Vater züchtete die bekannten Trakehner-Pferde“, erzählt der Senior. 1950 lernte er in der Landwirtschaft, kam 1960 aus Bad Doberan nach Zarnekow. Ehefrau Ingrid, heute 72 Jahre alt, kam aus Westpreußen in der Nähe von Bromberg nach Poggendorf. „1960 gab es den Aufruf der FDJ ‘Jugend aufs Land‘, und so kam ich nach Zarnekow. Allerdings wollte ich nach vier Wochen schon wieder weg“, erinnert sich Ingrid Strasdas. „Mir ging es genau so“, meint Hans-Karl Strasdas. Nun sind es schon 55 Jahre geworden, die das Ehepaar dort lebt. 1964 wurde geheiratet. Stolz ist das Paar auf Tochter Antje, Ärztin auf Rügen und gerade als Frau des Jahres im Landkreis gekürt, Tochter Heike, Ergotherapeutin, sowie auf die vier Enkel. „Damals wurde Hans-Karl sogar mein Chef, im Volkseigenen Gut Zarnekow/ Voigtsdorf“, berichtet Ingrid Strasdas, die im Büro arbeitete. Sie qualifizierte sich 1968 bis 1970 zum Buchhalterin für Landwirtschaft. In Zarnekow gab es die Rinderzucht — 1400 Kühe davon 60 Stammrinder — und in Voigtsdorf 50 anerkannte Staatsprämienstuten. Bis 1960 hießen sie Mecklenburger Warmblut, dann Edles Warmblut der DDR und nach der Wende wieder Mecklenburger Warmblut. Hans-Karl Strasdas qualifizierte sich 1974 in Berlin zum Tierzuchtleiter für den Hauptbetrieb, zu dem unter anderem Zarnekow, Voigtsdorf, Willerswalde und Klevenow gehörten. Bis 1990 arbeitete Ingrid Strasdas im Büro des VEG. Ehemann Hans-Karl ging 1991 in Frührente, wurde im gleichen Jahr berufen zum Verantwortlichen für Pferdezucht im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern. In Zarnekow hatte er eigene Pferde, mit denen gezüchtet wurde. 1997 erhielt Hans- Karl Strasdas den Tierzuchtpreis des Landes für seine Verdienste um die Pferdezucht. Heute ist er Ehrenmitglied des Pferdezuchtvereins Voigtsdorf-Griebenow.Nach der politischen Wende hatte sich die Familie das Haus in Zarnekow gekauft. „Eigentlich fühlen wir uns hier ganz wohl. Allerdings ist es sehr ruhig geworden. Eigentlich schade. Es gibt ja nicht mal mehr einen Raum, wo man sich treffen kann“, sagt Ingrid Strasdas. „Wir grillen auch mal zusammen im Dorf, ansonsten ist aber nicht viel los“, erzählt ihr Mann. Seit 30 Jahren hütet Ingrid Strasdas zwei wunderschöne Kakteen. „Alle drei Jahre werden sie beschnitten, dann erblühen sie wieder in voller Pracht“ , verrät die Seniorin. Walter Scholz

Zarnekow - Aus vier Wochen wurden 55 Jahre