Bauern holen Gerste vom Halm

Die Erträge der Wintergerste fallen besser aus als zunächst vermutet. Das ist die Schlussfolgerung von Christian Ehlers, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordvorpommern, nach den ersten Tagen, in denen die Landwirte das reife Getreide dreschen. Nach der langen Trocken- und Kälteperiode im Frühjahr ging er noch von einer wesentlich schlechteren Ernte aus. „Natürlich müssen wir erstmal abwarten, bis die gesamte Gerste von den Äckern ist“, sagt er. Aber der Regen nach den vielen trockenen Tagen habe die Ernte doch noch gerettet, vermutet er. Jedoch treffe das nicht für das gesamte Land Mecklenburg-Vorpommern zu. „Das ist regional sehr unterschiedlich“, weiß Ehlers. „Definitiv werden die Erträge aber schlechter als letztes Jahr sein. Ich hoffe, dass sie wenigstens im Durchschnitt liegen“, sagt Christiane Opitz, Geschäftsführerin der Landwirtschaftlichen Produktivgenossenschaft Grimmen-West und der Agrargenossenschaft Jessin. Auf alle Fälle werde sie finanzielle Einbußen haben. „Die Gerste hat einen zu hohen Feuchtigkeitsgehalt“, erklärt sie. Eine eigene Trocknung hätten die beiden Betriebe nicht. „Wir müssen die Gerste deshalb nach Grimmen zum Trocknen bringen und dafür zahlen. Am 17. Juli hatten ihre Mitarbeiter mit dem Gerste-Drusch begonnen. Rund 370 Hektar gilt es in den nächsten Tag insgesamt zu ernten. „Sechs Tage hatten wir dafür eingeplant. Aber schon am vergangenen Wochenende hat uns das Wetter einen Strich durch die Planung gemacht“, erzählt Opitz. Etwa viereinhalb Hektar pro Stunde schaffe ein Mähdrescher mit einem zwölf Meter breiten Mähwerk. „Er gibt dann zwischen 33 und 40 Tonnen Gerste“, berichtet sie. Soviel erntete die eine von zwei eingesetzten Maschinen von dem 105 Hektar großen Schlag an der B194 zwischen Grimmen und Leyerhof. Dienstagabend hatten die Mitarbeiter mit der Ernte auf diesem Feld begonnen. „Wenn alles gut läuft, ist der Schlag heute abgeerntet“, sagt die Landwirtin. Bis in die späten Abendstunden sind dafür die Mitarbeiter mit zwei Mähdreschern im Dienst. „Heute bekommen wir noch ein Vorführmodell, so dass wir schneller vorankommen“, erzählt sie. Denn die Zeit dränge. Ab dem 15. August würde der Raps gedrillt werden. „Aber bis dahin muss die Gerste geerntet, das Stroh abgefahren und die Ackerfläche vorbereitet sein“, erklärt Christiane Opitz. Deshalb habe sie auch beinahe stündlich einen Blick auf Wetterprognosen und das Regenradar. „Große Regengüsse können wir jetzt nicht mehr gebrauchen“, sagt sie. Bei Bremerhagen und Horst waren drei Mähdrescher des Bremerhäger Landgutes im Einsatz. Geschäftsführer Kersten Prütz ist erfreut über das gute Ergebnis beim Gerstendrusch. „Mit so guten Erträgen hätten wir nicht gerechnet. Auch das Stroh ist von guter Qualität. Das brauchen wir in der Mutterkuhhaltung und als Einstreu in den Hähnchenställen.“ Nicht ganz so gut werde es beim Weizen sein. „Das erste heiße Juliwochenende hat dem Weizen zu schaffen gemacht. Der hätte zu diesem Zeitpunkt noch Wasser gebraucht“, blickt Landwirt Prütz pessimistisch voraus. Ansonsten liege man im Zeitplan. Bis zum Rapsdrusch dauere es noch ein paar Tage. Dass die Landwirte erst zehn Tage später als üblich mit dem Dreschen beginnen konnten, sieht Bauernverbands- Geschäftsführer Christian Ehlers nicht als Problem. „Die Reife aller Kulturen hat sich in diesem Jahr nach hinten verschoben“, erklärt er. Somit überschneide sich auch nicht die Gersteernte mit der des Rapses. Für letzteres sehen die Ernteprognosen aber weitaus schlechter aus. „Die Erträge werden mit Sicherheit nicht so gut wie in den letzten zwei Jahren“, sagt Christian Ehlers. Der Grund ist die seit Ende des Vorjahres verbotene Beize. Diese verhinderte jahrzehntelang, dass Erdflöhe oder Kohlfliegen dem Raps schaden. Die Erträge sind regional sehr unterschiedlich.“Christian Ehlers, Geschäftsführer Bauernverband Nordvorpommern Anja Krüger und Roswitha Pendzinsky

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