Buchpräsentation aus Grimmen: Geschichten gegen das Vergessen

„Und ich duck mich zum Sprung“ heißt das jetzt veröffentlichte Buch, zusammengestellt vom Süderholzer Kurt Platz-Wächter. Die Dokumentation über den Herbst 1989 im ehemaligen Kreis Grimmen mit vielen Vor- und Nachgeschichten entstand aus mehr als 40 Gesprächen mit Zeitzeugen. „Das Buch ist ein Sammelband von einzelnen Geschichten gegen das Vergessen“, sagt Kurt Planitz-Wächter. Zu Wort kommen unter anderem Menschen wie Dorothea und der bereits verstorbene Heinz Wenzel, der ebenso nicht mehr lebende Bürgermeister Benno Rüster, der Arzt Volker Feiste, außerdem Dittmar Alexander und Christiane Latendorf und Karin Griwahn sowie vier ehemalige Mitarbeiter der Grimmener Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Hälfte bereits vergriffen: Obwohl es die limitierte erste Auflage nur auf Vorbestellung gab, ist etwa die Hälfte der 50 bisher gedruckten Bücher bereits vergriffen, erzählt der Autor. Eine derjenigen, die das Buch bereits gelesen hat, ist die ehemalige Grimmener Deutsch- und Geschichtslehrerin Bärbel Hohmann. „Danke für das Buch“, schrieb sie. „Es ist toll...habe heute schon den ganzen Tag darin geschmökert“, hatte sie dem 70-Jährigen geschrieben. Das Buch sei eine wahre Fundgrube für jeden Geschichtslehrer und für alle Heimatgeschichtsinteressierten sowieso. Bärbel Hohmann würdigt das Engagement des Süderholzers: Es sei sein Verdienst, dass er dran geblieben sei und die Zeitzeugen ermuntert habe, ihre Geschichten zu erzählen. Erst recht, weil viele von ihnen mittlerweile nicht mehr leben. „Und ich duck mich zum Sprung“ heißt ein Buch mit Zeitzeugengeschichten aus Grimmen und Umgebung – zusammengetragen vom Süderholzer Kurt Planitz-Wächter. Entstanden ist es aus mehr als 40 Einzelgesprächen. Die 1. Auflage umfasst lediglich 50 Stück mit je 180 A4-Seiten und kostet 20 Euro. Bestellen kann man das Buch bei Kurt Planitz-Wächter, Lärchengrund 10 in 18516 Süderholz oder unter E-Mail: kwickstep@t-online.de beziehungsweise Telefon 038332/71550. Bärbel Hohmann sei es übrigens gewesen, die dem jetzt erschienen Buch seinen Namen gegeben hatte, merkt Kurt Planitz-Wächter an. In einer Gedichtzeile hätte sie geschrieben „Und ich duck mich...“ Das sei Ausdruck ihres Unbehagens zum Ende der DDR gewesen, sagt Planitz-Wächter. Sie ist mit einem Gedicht aus dem Jahr 1989 im Buch auf Seite 93 verewigt, in dem sie beschreibt, wie sie sich die DDR eigentlich erträumt hatte. Das Sammeln begann 2008: Begonnen hatte das „Geschichtensammeln“ bereits im Herbst 2008 im Alten Pfarrhaus in Groß Bisdorf. Die zusammengewürfelte Gruppe mit Kurt Planitz-Wächter nannte sich Bürger-Medien-Initiative Vorpommern-Rügen – heute der Herausgeber des vorliegenden Buches. Bärbel Hohmann gehörte wie Kurt Planitz-Wächter in den Jahren um 2013 der Grimmener Arbeitsgruppe „Geschichten gegen das Vergessen“ an, die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hatte, weitere Geschichten zu sammeln. Auch damals schon wurden Geschichten von Zeitzeugen der politischen Wende öffentlich vorgestellt und weitere Erinnerungen gesucht. „Wenn niemand sagt, wie es damals war, werden andere kommen und unseren Kindern und Enkeln erzählen, wie es angeblich gewesen ist“, begründetet das Planitz-Wächter damals. Es folgten Ausstellungen, unter anderem in der Grimmener Volkshochschule, wo auch weitere Interviews geführt wurden. Unter anderem mit Anne Schick, damals Azubi für Kauffrau für Bürokommunikation. Sie selbst sagt: „Alles, was ich über die DDR weiß, weiß ich von meinem Opa.“ Ihre Geschichte kann ebenfalls im vorliegenden Buch nachgelesen werden. Lesen Sie auch Grimmen: neue Baustelle auf der B194 Corona-Ausbruch an Grundschule Grammendorf: Britische Mutation geht um Grimmen: So viele Bewerber um das Bürgermeisteramt gibt es Nicht nur aus der sogenannten „Wendezeit“ stammen die Geschichten im Buch. Ältere Zeitzeugen berichten aus der Kriegs- und Nachkriegszeit in und um Grimmen, von Kindheiten im Krieg und Flüchtlingen und vom Kriegsende in der Trebelstadt. Sehr detailliert und teilweise sehr persönlich wird der Alltag im Sozialismus beschrieben. 180 spannende Seiten: 180 Seiten voll mit spannenden und teilweise sehr persönlichen Geschichten von Menschen, die hier zu Hause sind oder waren, sind es geworden, die Kurt Planitz-Wächter zusammengetragen hat. „Die Geschichte wird immer von Siegern geschrieben, verdreht und hingebogen. Ist es falsch, sich gegen diese weitverbreitete Halbwahrheit zur Wehr zu setzen?“, wird am Buchende gefragt. Diese Sammlung sei der Versuch, genau das zu tun. Deshalb wurden die Geschichten ohne Ansehen der Person aufgeschrieben und chronologisch geordnet, kommentarlos nebeneinander gestellt und daraus ein Geschichtenbuch gemacht. Von Almut Jaekel