Clubbesitzer aus MV fürchten das Sterben ihrer Branche

Es ist eine dünne Suppe, die die Gastronomen und vor allem Veranstalter seit nunmehr einem halben Jahr auslöffeln müssen. Eine Suppe, die sie sich nicht selbst eingebrockt haben und selbst gesunde Unternehmen in den Ruin treibt. „Seitdem die Corona-Pandemie über Deutschland hereingebrochen ist, gilt für viele unserer Branchen-Segmente ein Berufsverbot“, bringt es Mecklenburg-Vorpommerns Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) auf den Punkt. Pure Verzweiflung und Existenzängste: Lars Schwarz spricht von purer Verzweiflung und Existenzängsten, wenn er an Gespräche mit Betroffenen aus MV denkt. Ihre Liste ist lang: Veranstalter, Club-Besitzer, Tontechniker, Bühnen- und Messebauer, Schausteller … „Sie brauchen eine Planungssicherheit für das kommende Jahr und müssen wissen, wann und wie es weitergeht. Die quälende Ungewissheit geht nicht nur ins Geld, sondern auch an die Nerven und Substanz.“ Viele Selbstständige hätten nach den Monaten, in denen ihre Einnahmen gen null gehen, die Fixkosten jedoch weiter gezahlt werden müssen, bereits ihre privaten Konten überzogen. Für sie kämpft Lars Schwarz nun auch an der politischen Front. Vorschläge wurden abgelehnt: Hygienekonzepte wurden in einer Taskforce erarbeitet, zu der etliche Veranstalter des Bundeslandes gehören. Sie stellten ihre Ergebnisse vor wenigen Tagen nicht nur Vorpommern-Greifswalds Landrat Michael Sack, Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder und Landtagsabgeordnete Ann Christin von Allwörden vor, sondern auch der Landesregierung in Schwerin. Doch der Erfolg sei eher mäßig gewesen, berichtet der Präsident: „Unser Vorschlag war, dass wir die Veranstaltungsbranche genau wie die Hotelbranche stufenweise und unter strengen Regeln wieder öffnen und damit den Teilen unserer Berufsstandes, die bislang keine Perspektive haben, eine zu bieten.“ Immerhin habe die Wiederbelebung der Hotels und Restaurants so gut geklappt, dass sie zwar auf keine normale, aber auf eine gute Saison zurückblicken können. Lesen Sie auch: Chef vom Greifswalder Club Rosa: „Wie soll ich im Halbdunkeln Hygieneregeln überwachen?“ Veranstaltungen unter freiem Himmel mit bis zu 500 Gästen und in geschlossenen Räumen einer Kapazitätsgrenze von 50 Prozent, das sind die mehrheitlichen Wünsch der Veranstalter. „Aber die Landesregierung möchte an diesem Punkt mit Vorsicht agieren. Heißt: Bis zum Ende des Jahres werden keine Tanzveranstaltungen stattfinden. Das müssen wir akzeptieren“, sagt Schwarz. Veranstaltungen ohne Tanz funktionieren nicht: In der vergangenen Woche traf die Landesregierung die Entscheidung, dass in Clubs und Diskotheken zwar Alkohol ausgeschenkt werden dürfe, jedoch ein Tanzverbot besteht. „Tanzen ist ein grundlegendes Element, das uns fehlt. Eine Veranstaltung ohne wird nicht funktionieren. Das ist, wie Fußball spielen ohne Ball.“ Um die Betreiber wirtschaftlich am Leben zu halten, fordern der Dehoga-Präsident und die anderen Mitarbeiter der Taskforce nun wirtschaftliche Hilfe. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Veranstalter, die ohne ihr Verschulden in diese Situation geraten sind, nach der Krise noch existieren.“ Besonderes Augenmerk soll auf diejenigen gerichtet werden, die besonders hart von der Pandemie betroffen sind. „Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz“: Der Bund sprang bereits mit finanziellen Hilfen ein. Doch diese waren schnell aufgebraucht. Zu Beginn der Pandemie konnten die Betroffenen eine Soforthilfe beantragen. Danach gab es eine finanzielle Übergangshilfe. Nun hofft der Dehoga-Präsident, dass die sogenannte Übergangshilfe bis zum Jahresende verlängert wird. „Die Landesregierung wird diese dann im besten Fall durch ein Winterkonjunkturpaket ergänzen“, sagt Schwarz, der weiter erklärt: „Miete, Pacht, Leasing- und Bankraten – all das müssen die Veranstalter trotzdem weiter zahlen. Sie brauchen dringend eine schnelle und zielgerichtete Hilfe.“ Niemand werde alleingelassen. „Wir sitzen alle im selben Boot und werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, verspricht der Dehoga-Präsident. Auch der Süderholzer CDU-Kommunalpolitiker und Team-Mitglied von BT-Events aus Greifswald, Tobias Lembke, kämpft in der Taskforce gegen das Sterben von Clubs und Diskotheken. „Es müssen mindestens 90 Prozent der Fixkosten und auch Azubi- und Unternehmerlohn von Land und Bund bezuschusst werden“, fordert er: „Uns wurde unverschuldet ein Berufsverbot auferlegt. Unsere erarbeiteten Konzepte sind ausgeklügelt. Wir müssen wenigstens eine Chance bekommen, zu beweisen, dass diese funktionieren.“ Lesen Sie auch Mehr als 1200 Frauen und Männer um Grimmen ohne Job So schön wird die neue Schule in Miltzow Süderholz wirbt für Erhalt der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern Von Carolin Riemer