Das ist ein Preisschock für Pendler

Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist auf Sparkurs beim Regionalverkehr — und lässt das jetzt auch die Zugpendler zwischen Stralsund und Greifswald spüren: 150 statt 125 Euro kostet seit dem 1. Januar eine Monatskarte auf dieser Strecke, gültig für Regionalbahnen und die Busse in beiden Städten. Ein Fünftel mehr als bisher. Rund 200 Pendler trifft diese Erhöhung, schätzt das Landes-Verkehrsministerium. „Mir war zum Heulen zumute, als ich das gehört habe“, sagt die Stralsunderin Michaela Köpke. Seit rund 20 Jahren arbeitet sie in der Greifswalder Ratsbuchhandlung, fährt fünf Tage pro Woche von Stralsund aus her. „So eine drastische Erhöhung hab ich noch nie erlebt“, sagt sie. Und keiner am Bahnschalter habe vorher Bescheid gewusst. Zum Fahrplanwechsel im Dezember zieht die Deutsche Bahn fast jedes Jahr einzelne Preise an, das ist nicht neu. „Aber bisher waren es zwei, drei Prozent“, sagt Michaela Köpke. „Warum diesmal so viel? Keiner von uns Pendlern versteht das, wir sind wütend.“ Zumal auf der Strecke noch immer dieselben ollen Bahnen rollten. Von den versprochenen neuen keine Spur. Das Verkehrsministerium des Landes steckt hinter der Erhöhung — und sieht sich in einer Zwickmühle. „Natürlich ist das nicht schön für die Leute“, sagt Sprecher Steffen Wehner. Aber leider sei der Anstieg nötig. Denn die Verträge, die das Land vor Jahren mit den Verkehrsunternehmen ausgehandelt hatte, um die Schienen in Mecklenburg-Vorpommern zu bedienen, waren ausgelaufen. Mit den neuen liege nunmehr das wirtschaftliche Risiko beim Land. Und vom Bund komme zu wenig Geld, als dass man wenig genutzte Strecken und Tarife großzügig subventionieren könnte. „Die Mittel, die wir für den Regionalverkehr bekommen, steigen jährlich nur um 1,5 Prozent“, erklärt Steffen Wehner. Die tatsächlichen Kosten wüchsen viel schneller. Kurz gesagt: MV fehlen Millionen für den Regionalverkehr. Das hat Folgen, auch in anderen Landesteilen. „Wir mussten gerade eine Teilstrecke der Südbahn stilllegen“, erklärt Wehner: „Zwischen Malchow und Parchim fahren jetzt nur noch Busse.“ Die Erhöhung für die Stralsund-Greifswald-Pendler sei dagegen moderat. „Dieser Tarif ist auch jetzt noch unschlagbar günstig“, sagt Wehner. Seine Rechnung: Gemessen an den Kilometern müsste das Monatsticket allein für die Zugnutzung 148,90 Euro kosten. Kämen 35 Euro für die Busse in Stralsund dazu, 37,50 für die in Greifswald. „Man spart mit dem Monatsticket also 70 Euro!“ Wer als Pendler die Stadtbusse gar nicht braucht, kann auch eine Monatskarte kaufen, die stattdessen in ICs und ECs gültig ist. Aber auch die kostet jetzt 150 Euro im Monat, nicht mehr 125. Pendlerin Christine Karrer-Hoffmann hat nochmal Glück gehabt, vorerst: „Ich habe ein Jahresabo für diese Monatskarte, das noch bis Juli läuft“, erzählt sie. Danach werde sie um die zusätzlichen 25 Euro pro Monat aber nicht mehr herumkommen. Eine Katastrophe, sagt sie. „Von meinen drei Kröten Gehalt bleibt mir sowieso schon weniger als Hartz IV“, und das bei einer vollen Stelle im Institut für Pathologie an der Universität Greifswald. Genau wie Michaela Köpke ärgert sich Christine Karrer-Hoffmann auch darüber, dass einerseits die Preise stiegen, andererseits von den versprochenen neuen Zügen nichts zu sehen sei. „Die alten Regionalexpresse sind furchtbar“, sagt sie. Dreckig, unbequem, eng. Und im Sommer auch noch stickig, weil die Klimaanlage fehle. Immerhin auf diesem Feld gibt‘s aber Hoffnung: „Das hat sich nur verzögert, weil die neuen Verkehrsverträge erst im Dezember ausgehandelt waren“, sagt Marcel Drews vom Fahrgastverband Pro Bahn. „In den nächsten Wochen müssten die neuen Züge kommen.“ So eine drastische Erhöhung gab‘s noch nie.“Michaela Köpke, Pend- lerin aus Stralsund Sybille Marx

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