Der Raps ist vom Halm, der Weizen folgt

Gerste, Weizen, Raps — Das ist nicht die Erntefolge der Stoltenhäger Agrar Produktions- und Handels-GmbH, sondern die Rangfolge der Erträge, wie sie Geschäftsführer Hartmut Ruhtz für seinen Betrieb einschätzt. „Insgesamt wird es wohl eine durchschnittliche Ernte“, sagt der Landwirt. Derzeit dreschen seine Mitarbeiter den Weizen von den Äckern. In 14 Tagen soll die Getreideernte für dieses Jahr Geschichte sein. „Wenn das Wetter mitspielt“, lenkt er ein. Bis jetzt sei in dieser Hinsicht alles gut gelaufen. „Am Sonnabend hatten wir den Raps von den Feldern und konnten am Sonntag nahtlos in die Weizenernte übergehen“, erzählt er. Die Erträge beim Raps hätten ihn ein wenig überrascht. „Ich hätte weniger erwartet“, gesteht er. Insgesamt seien sie gar nicht so schlecht, aber eben auch nicht gut. Und eine Rekordernte wie im letzten Jahr habe er auch nicht erwartet. Mittelprächtig würden derzeit auch die Preise für Weizen sein. „Die hängen vom Export ab. Unser Weizen wird nach Nordafrika verschifft“, erklärt Ruhtz. Und dort würde zunächst das Korn aus Ländern wie Russland und der Ukraine importiert werden. Erst dann folge Deutschland. Während die Mitarbeiter der Stoltenhäger Agrar Produktions- und Handelsgesellschaft den Raps bereits vom Halm haben, sind die Mähdrescher der Papenhäger Landprodukte GmbH noch bei der Ernte der Ölfrucht. „Etwa 250 Hektar Raps haben wir noch stehen“, verrät Mathias Ringenberg (36), der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Christian sowohl den Papenhagener Betrieb als auch einen Landwirtschaftsbetrieb in Alt Negentin bei Greifswald leitet. Damit hängt das Unternehmen aber keineswegs zeitlich hinterher. Denn auch circa 180 Hektar Weizenfelder seien schon leer. Und in zwei Tagen sollen auch die restlichen Rapsschläge bei Schönenwalde, Hoikenhagen und rund um den Papenhagener Wirtschaftshof abgeerntet sein. Mit dem Ertrag ist er nicht ganz zufrieden. „Es wäre mehr drin gewesen“, ist sich der Papenhagener sicher. „Vor allem der Raps hat eine große Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit der Agrarbetriebe in der Region“, sagt Christian Ehlers, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordvorpommern. Der Deckkungsbeitrag sei relativ hoch. Das heißt: Verluste in anderen Bereichen, etwa bei der Tierhaltung, könnten damit ausgeglichen werden ebenso wie die Auflagen durch das sogenannte Greening. Nach einer neuen Regelung müssen Landwirte fünf Prozent ihrer Flächen als ökologische Vorrangfläche stilllegen. Die laufenden Kosten, etwa für die Pacht, fallen trotzdem an. Im Kreis Vorpommern-Rügen ist im vergangenen Jahr auf 48000 Hektar Ackerland Raps angebaut worden, der jetzt geerntet wird. Das entspricht 26 Prozent der gesamten Ackerfläche des Landkreises. Mehr nimmt nur Weizen mit 77000 Hektar ein. Probleme hatten die Landwirte vor allem mit Schädlingen. Das ursprüngliche Verfahren zur Bekämpfung von Schädlingen — das Beizen — ist verboten worden. „Durch das Beizverbot haben wir locker Verluste von zehn bis 15 Prozent“, sagt Landwirt Mathias Ringenberg. Anders habe es bei der Wintergerste ausgesehen. „Die Erträge waren dank des Regens im Mai und Juni relativ gut“, berichtet der gebürtige Bayer und verweist im gleichen Atemzug auf die alte Bauernregel: „Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun' und Fass.“ Anja Krüger und Robert Niemeyer

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