Die Geschichte des Grimmener Friedhofs seit 1550

In unserer Serie „Historisches aus der Trebelstadt“ blicken wir heute auf die Geschichte des „Alten Friedhofs“ in der Grimmener Bahnhofsstraße. Dieser wurde bereits um 1550 angelegt und in den verschiedenen Jahrhunderten immer wieder umgestaltet. Gemeinsam mit dem geschichtsinteressierten Leyerhofer Wolfgang Marder blicken wir auf die Historie dieses ganz speziellen Ortes der Trauer. Marder stellte der OSTSEE-ZEITUNG hierfür zahlreiche historische Bild- und Textdokumente zur Verfügung. So auch einen Zeitungsartikel aus der „Grimmer Kreis-Zeitung“ vom 21. November 1936. „Er ist zu einer wichtigen Kulturstätte unseres Ortes geworden. Wie viele Unbekannte und Fremde sind wohl den Sommer über zu ihm gekommen, um die Gräber und Grabinschriften der Ahnen zu sehen, zu lesen, im Lichtbild festzuhalten und im treuen Herzen zu bewahren.“ So beginnt der Artikel, welcher den schlichten Namen „Unser Friedhof“ trägt. Der älteste Teil der Grimmener Friedhofsanlagen entstand um 1550: Um 1550 wurde vor den Toren der Stadt ein neuer Friedhof angelegt – ein kleiner Platz, der zur Straße hin von einer Feldsteinmauer abgegrenzt wurde. Zunächst wurden hier nur die Verstorbenen der plebejischen Schichten beigesetzt, die Dienstboten, Dienstmädchen, Gesellen, Lehrlinge, Bettler und Arme sowie die Landarbeiter von Vietlipp, Grellenberg, Groß- und Klein Lehmhagen. Lesen Sie auch Roter Flitzer: Grimmener Polizei sucht den Besitzer dieses Fahrrads Luca-App statt Zettelwahnsinn in Grimmen: Diese Läden scannen die QR-Codes Es fährt kein Schulbus in Falkenhagen: Diskussion in der Gemeinde Die Gewerbetreibenden, Handwerksmeister und Ackerbürger mit ihren Familien hingegen fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Marienkirchhof. Besonders angesehene und wohlhabende Bürger wurden in der Marienkirche beigesetzt. Im Jahre 18733 wurde der Friedhof vergrößert: Im Jahre 1833 wurde der Friedhof in der Grimmener Bahnhofsstraße dann in westliche und nördliche Richtung vergrößert. An der Straßenfront wurden Pappeln gepflanzt und ein hölzernes Eingangstor geschaffen. Als 1853 allein in zwei Monaten über 200 Einwohner der Stadt der verheerenden Cholera zum Opfer fielen – zu dieser Zeit fanden im Jahr normalerweise um die 100 Beerdigungen statt – musste die Friedhofsanlagen erneut vergrößert werden. Die Wege wurden mit Kies befestigt und diverse Anpflanzungen vorgenommen. Das westliche Eingangstor wurde gemauert und fortan bestand die Möglichkeit der Wasserentnahme auf dem Gelände, um die Grabpflanzen gießen zu können. Brand vor dem Tribseeser Tor zerstörte die gepflanzten Pappeln: In dieser Zeit gab es vor dem Tribseeser Tor einen Großbrand, von dem auch die Scheune vor dem Friedhof erfasst wurde. Durch die enorme Hitze wurden die Pappeln so arg beschädigt, dass sie entfernt werden und durch andere Bäume ersetzt werden mussten. Auch das hölzerne Eingangstor verbrannte. Seit 1870 wurden vermehrt größere Grabdenkmale aus Mamor und Eisen gesetzt und die Grabstellen mit Gittern gestaltet. Zudem wurden Familiengruften angelegt. Zuerst waren die Gräber durchweg mit Rasen versehen – später wurden sie mit Efeu und vielfach mit hochstämmigen Rosen bepflanzt. „Manche Grabsteine stehen im Prunk der Erzeugnisse der Kunstindustrie, andere sprechen mit ihrem Efeu und letztem Blumenschmuck bescheiden und doch so innig von still fortwirkender Liebeskraft der noch lebenden Geschlechter“, heißt es in dem Artikel. Schließlich im Jahre 1883 entstand das massive östliche Eingangstour. Das 20. Jahrhundert auf dem Grimmener Friedhof: Im Jahre 1952 wurde auf dem Friedhof die neue Feierhalle gebaut. Die dafür verwendeten Feldsteine wurde aus dem Abriss der Mauer gewonnen, die den Friedhof zur Straße abgrenzte. In den 1960er-Jahren entstand auf der Grundlage der damaligen Friedhofsverordnung und nationalen Friedhofsgestaltung hinter dem Stadtwald an der Straße nach Bartmannshagen ein neuer Friedhof mit einer Feierhalle. Seither wurden auf dem „Alten Friedhof“ nur noch Urnenbestattungen vorgenommen. Wie der namenlose Autor des Artikels bereits im Jahre 1936 sehr bildlich beschrieb, ist der Grimmener Friedhof bis heute ein Ort des Wiederkehrens und der Erinnerung. „Für unsere Familien- und Sippenforschung, für unsere Ahnenpflege und unseren Nachkommenstolz sind die alten, oft verwehten und vergessenen Gräbermale so teures Familiengut, dass manches von ihnen unter Familienschutz gestellt werden könnte.“ Von Raik Mielke