Dorfgeschichten aus Dorf Grabow: Was die Einwohner erzählen

Das Dorf Grabow ist ein Ortsteil der Gemeinde Süderholz. Ein kleiner Ort, wo die Menschen die Ruhe und Abgeschiedenheit schätzen. Die OSTSEE-ZEITUNG besuchte zwei Einwohner, die sich hier sehr wohl fühlen. Bis 1835 gehörte der Ort zu Klein Rakow: Grabow war noch bis 1835 Teil von Rakow, der zu Klein Rakow gehörte. Es gab ein kleines Gut und war somit ein selbständiger Ort. Mit der Bodenreform von 1945 verschwand das Gut vollständig, es entstanden einige kleine Neubauernsiedlungen. Nach 1960 wurden der Ort, die ehemalige Gutsanlage sowie die umliegenden Ländereien von der gegründeten LPG bewirtschaftet. Ausdruck moderner Landwirtschaft ist heute die schon von Weitem sichtbare Biogasanlage. Als Selbstversorgerin genießt Uta Kühner das ruhige Dorfleben: Vom Großstadtkind zur Selbstversorgerin, so könnte man den Lebensweg von Uta Kühner in Kurzform beschreiben. Aufgewachsen im Bundesland Hessen, im heutigen Main-Taunus-Kreis, verbrachte sie gerne ihre Ferien bei den Großeltern auf dem Dorf. Die Eindrücke von der Landwirtschaft, der Umgang mit Tieren – das gefiel ihr. „Und als ich das Buch von John Seymor, „Das Leben auf dem Land“, gelesen hatte, da stand für mich fest, dass ich irgendwann auf dem Dorf leben möchte“, erzählt die Frau mit dem langen Zopf. Bis es aber so weit war, arbeitete sie als Krankenpflegerin und in anderen Bereichen. Aber immer war das Interesse am Naturkreislauf und Geologie gegeben. „In Berlin habe ich mal eine Gemüseverkäuferin erlebt, die nicht wusste, wie das Gemüse wächst, was sie verkauft. Das hat mich schon verwundert.“ Seit rund 20 Jahren lebt sie mittlerweile auf einem ehemaligen Bauerngehöft in Grabow. Sie gibt ehrlich zu, dass das zu sanierende Haus sie und ihren inzwischen verstorbenen Lebenspartner überforderten. Aber Uta Kühner ist bescheiden und gibt sich als Selbstversorgerin zufrieden. Es gibt Ziegen, Wachteln und Gänse. Stolz ist sie auf den Ganter, der schon für 100 Nachkommen gesorgt hat. Vieles hat sie schon ausprobiert, von selbstgemachter Wurst bis Käse und natürlich Obst und Gemüse aus eigenem Anbau. Sie schwärmt von ihrem großen Garten und sehnt den Frühling herbei. Es ist ein wahres Eldorado für Wildbienen. „Ich habe elf Arten von Lehmwespen entdeckt. Das ist für mich ein spannendes und faszinierendes Thema. Ich Sorge dafür, dass die Wildbienen und Insekten ein großes Angebot bei mir finden“, erzählt die 53-Jährige. Klimaveränderungen machen die naturverbundene Frau nachdenklich. Lesen Sie auch Grimmens historische Gebäude: Diese prägen noch heute das Stadtbild Grimmens Straßennamen im Wandel der Zeit Die Kindheit an der Wolga verbracht: Witalij Holstein stammt aus Saratow, einer Stadt aus dem europäischen Teil Russlands. „Wir haben nur zwei Kilometer entfernt von der Wolga gewohnt. Mit meinem Bruder und Freunden haben wir jeden Tag an der Wolga gespielt“, erzählt der Mann, der im Alter von 13 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland kam. Das war 1992. In Niedersachsen hat er den größten Teil seines Lebens verbracht. Der gelernte Schlosser hat mit seiner Lebensgefährtin Erfahrungen im Haussanieren gesammelt. Dieses mit Gewinn verkauft und wollte noch einmal neu anfangen. Bei dieser Suche kam das Paar auch nach Grabow. „Als ich das Haus gesehen habe, dachte ich gleich: Dies ist mein Haus – hier will ich wohnen.“ Das war Mitte 2020. Seit November des vergangenen Jahres ist der gelernte Schlosser in jeder freien Zeit in Grabow. Das alte Bauerngehöft ist inzwischen total entkernt, das Dach ist wieder dicht und einige neue Balken sind bereits eingezogen. Es sind noch keine neuen Fenster drin, aber der 42-Jährige strahlt so viel Energie und Freude auf das künftige Leben in dem kleinen Ort aus. „Ich bin schon in Süderholz gemeldet. Deshalb kann ich auch trotz Corona hier sein und arbeiten.“ Seine Partnerin Regina arbeitet derzeit im Homeoffice zu Hause in Cloppenburg. Immer an seiner Seite ist Mischlingshund „Sam“. Der friedliche Hund genießt trotz Kälte den großen Bewegungsradius, den er hier hat. Schätze hat Witalij Holstein beim Aufräumen nicht gefunden. Nur ein paar Flaschen und DDR-Münzen. Seine Lebensgefährtin und er freuen sich auf ihren künftigen Wohnort. Sie haben viele Ideen, die sie im Haus und auf dem großzügigen Gelände umsetzen wollen. „Wir wollen so schnell wie möglich fertig werden. Und dann wird endlich geheiratet“, erklärt der neue Süderholzer. Von Roswitha Pendzinsky