Ribnitz-Damgarten - Endspurt beim Raps — Preise sind allerdings im Keller

Es staubt, es stiebt. Gleich drei Mähdrescher sind auf dem Feld nahe Bartelshagen I im Einsatz. Klaus Slomski, Hans-Joachim Kirstein und Lothar Schmidt lenken die schwere Technik über den Acker — im Auftrag der Agrargenossenschaft. Die bewirtschaftet 2950 Hektar Ackerland plus 550 Hektar Grünland. Jetzt, in der zweiten Julihälfte, ist nicht nur die Gerste komplett geerntet, sondern auch die Rapsernte läuft auf Hochtouren. Der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Bartelshagen I, deren Sitz in Kuhlrade ist, Wilfried Lentschow, hat in seinem Landwirtsleben schon 30 Ernten eingefahren. Dass der Raps so früh geerntet werden kann, ist aber auch für ihn eine Besonderheit. Auf 730 Hektar des Unternehmens steht die Ölfrucht, schon mehr als die Hälfte ist geerntet. Wobei die drei Mähdrescher am Tag etwa 140 Hektar schaffen. Insgesamt sind es 2400 Hektar Druschfläche bei der Genossenschaft — das heißt, jeder Mähdrescher bringt etwa 800 Hektar. Das gute und trockene Wetter kommt da genau richtig — wobei die Witterung nicht das einzig Positive in diesem Jahr ist. Der Feuchtigkeitsgehalt beim Raps liegt auch gut, teils bei fünf Prozent. Die Erträge beim Raps, schätzt Lenschow ein, seien dieses Jahr wohl eher mittelmäßig. Im Gegensatz zur Gerste, wo sie bei etwa 82 Dezitonnen je Hektar liegen, ein sehr guter Wert angesichts der leichten Böden. Übrigens vermarkten die Bartelshäger das Gros der Gerste, von etwa 300 Hektar, als Braugerste. Das heißt, sie wird an eine Rostocker Mälzerei geliefert — und schließlich zu Bier verarbeitet. Mehr als 30 Mitarbeiter beschäftigt die Agrargenossenschaft. Als „Gemischtbetrieb“ bietet sie ganzjährig Arbeit. Auch Geflügelschlachtung gibt es hier. Für die Tierproduktion wesentlich: aktuell sind auch dafür rund 3000 Ballen Stroh vom Feld zu holen. Die Bartelshäger sind jetzt beim Endspurt der Ernte. Genauso wie andere Landwirtschaftsbetriebe der Region. „Ich hoffe, wir werden mit dem Raps heute fertig“, erzählt Toralf Groth gestern mittag. Der Geschäftsführer der Adap Landhof Pantlitz konnte ebenfalls nach der Gersten- nahtlos in die Rapsernte übergehen. Früher als sonst sei der reif gewesen. Auf rund 90 Hektar baut das Unternehmen Raps an. Frank Hartmann hat den Raps ebenfalls fast komplett vom Feld. Der Wustrower bringt ein Thema ins Spiel, das die Landwirte derzeit stark beschäftigt. Was nützen gute Erträge, „wenn die Preise eher im Keller sind“, sagt er. Beim Kreisbauernverband Nordvorpommern, der seinen Sitz in Grimmen hat, ist die Problematik bekannt. Immerhin könne man, was die Erträge bei der Gerste betrifft, sehr zufrieden sein. „Der Durchschnittswert liegt bei 88 bis 90 Dezitonnen je Hektar“, erläutert Evitta Schlender. Wobei die Werte total schwanken würden, auch innerbetrieblich. Von 70 Dezitonnen bis über 100. Beim Raps, sofern schon Zahlen vorliegen, seien die Landwirte größtenteils zufrieden, fügt Evitta Schlender hinzu. Zurück nach Bartelshagen I. Wenn die Rapsernte beendet ist, ernte man Vermehrungsgras, erzählt Wilfried Lenschow. Auf rund 100 Hektar Fläche betreibt die Genossenschaft Grassamenvermehrung. „Und dann hoffen wir, dass der Weizen soweit ist...“, sagt der Landwirt. Peter Schlag