Forstamt Poggendorf: So schonen Hans und Edda den Wald

Hans geh links, noch weiter liiinks. Hartmut Bischoff gibt unaufgeregt kurz, klare Anweisungen und Hans folgt akkurat. Hans ist ein sogenanntes Rückepferd. Ein Schwarzwälder Fuchs, der extra für die Arbeit im Wald ausgebildet wurde. An seiner Seite ist seine Pferdekollegin gleicher Rasse Edda. Kiefern sollen auf ehemaliger Fichtenfläche wachsen: Hans und Edda, Hartmut Bischoff und sein Helfer Daniel Triebel pflügen eine etwa 1,3 Hektar große Fläche im Forstrevier Barnekow nahe Franzburg des Forstamtes Poggendorf. „Diese Fläche mussten wir komplett beräumen“, erzählt Revierförster Björn Borchert. Die dortigen Fichten waren allesamt Opfer des Borkenkäfers und der Trockenheit. Auf der angrenzenden Fläche sind immer noch geschädigte und kahle Fichten zu sehen. Der Pflug, den Edda und Hans ziehen, gräbt lediglich relativ flache Furchen in den Waldboden und nicht die gesamte Fläche um. Borchert: „Wir setzen hier auf Naturverjüngung, aufgeforstet wird nicht. Wir wollen nur die oberste Rohhumusschicht, also vor allem die vielen Fichtennadeln, in einzelnen Reihen wegkratzen, um den Samen in Mineralböden die Möglichkeit zu geben, gut ins Leben zu starten“. Kiefern seien eine sogenannte Pionierbaumart, ergänzt Borchert. Bei genauem Hinsehen wird deutlich, dass das klappt. Kleine Kiefern machen sich breit. „Hier gibt es viele vitale Kiefern, die besser als die Fichten zur Klimaentwicklung und auf den Standort passen“, erklärt der Förster. Auch auf Birken und Ebereschen hofft der Förster. Geringer Aufwand, aber Geduld gefragt: Das Pflügen sei die einzige Maßnahme, die auf dieser Fläche angewendet wird, erzählt Björn Borchert. Die Pferde kommen zum Einsatz, weil sie im unwegsamen Gelände mit den vielen Baumstümpfen variabler einsetzbar sind als Maschinen und sich teilweise ihren Weg selbst suchen. „Wenn sie fertig sind, müssen die Forstleute nur noch warten. Die reifen Zapfen platzen im Frühjahr auf und die Samen fallen raus, wehen auf kleinen Flügeln durch den Wald. „Dann hört man das Knacken – hier hoffentlich sehr oft“, sagt Borchert. Die Keimzeit der Kiefern beträgt übrigens bis zu drei Jahre, informiert er weiter. „Wenn alles klappt, bekommen wir so mit geringem Aufwand einen stabilen gesunden Mischwaldbestand“, sagt der Förster. Ein Zaun sei übrigens nicht notwendig, auch wenn Reh & Co. ab und an beispielsweise an den Mini-Ebereschen knabbern. Ehrenamtlicher Bürgermeister am Pflug: Hartmut Bischoff arbeitet mit seinen Pferden selbstständig im Auftrag des Forstamtes Poggendorf, das allerdings auch selbst Rückepferde hält. Hans und Edda sind viel im Osten des Landes unterwegs. „Zwischen der Rostocker Heide und Rügen“, grenzt Bischoff sein Einsatzgebiet ein. Sein Helfer Daniel Triebel ist nicht immer dabei. „Aber hierfür braucht man einen zweiten Mann“, erklärt Bischoff, der die Zügel hält, während Triebel für den Pflug zuständig ist. „Ich habe auch ein Rückepferd erzählt Triebel. „Es lohnt sich aber finanziell nicht. Geld verdienen muss man leider mit anderer Arbeit“, sagt er, der außerdem ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Hugoldsdorf ist und sich für den ökologischen Waldbau einsetzt. Kontinuität fehlt: „Die reinen Holz-Rückearbeiten sind zeitlich sehr stark begrenzt, erklärt Hartmut Bischoff, warum die Einnahmen nicht kontinuierlich fließen. Zuletzt habe er mit seinen Pferden im Stralsunder Stadtwald im Juli gearbeitet. Im Sommer sei es sehr ruhig. „Ich würde gerne jemanden einarbeiten, der vielleicht mein Nachfolger werden möchte“, wünscht sich Hartmut Bischoff. „Meine Tätigkeit ist ja endlich“, sagt er. Es brauche eine gewisse Zeit, um sich in die Arbeit mit den Tieren im Wald einzufuchsen, begründet er, warum man dabei nicht von heute auf morgen voll einsteigen kann. Auch die Pferde selbst brauchen eine lange Ausbildung bis sie soweit sind wie die elf- und zwölfjährigen Hans und Edda. „Drei bis vier Jahre müssen sie schon lernen, wie sie sich im Wald bewegen sollen“, sagt der Fachmann. Doch dann hören sie aufs Wort, gehen auf Anweisung perfekt genau einen schritt nach rechts oder links, umrunden selbstständig Hindernisse und legen sich ordentlich ins Zeug. Familien ernähren unmöglich: „Aber leider kann man damit keine Familie ernähren“, fügt Bischoff an. Dabei werde die eigentliche Arbeit nicht schlecht bezahlt, sie sei nur nicht kontinuierlich möglich. Bischoff sieht deshalb Politik und Landesforst in der Pflicht, Rückepferde auch in arbeitsschwachen Zeiten in der Pflege im Wald einzusetzen, damit sie grundsätzlich im Land erhalten bleiben. Von Almut Jaekel