Grimmen: Historische Gebäude die noch heute das Stadtbild prägen

Welche Gebäude prägen zum Teil seit über 100 Jahren das Städtebild Grimmens? In einem neuen Teil unserer Serie „Historisches aus der Trebelstadt“ erzählen wir die Geschichten einiger dieser Bauwerke. Wann wurden sie erbaut? Wie wurden sie in den Jahrzehnten genutzt? Und was tut sich heute in den historischen Bauten? Der geschichtsinteressierte Leyerhofer Wolfgang Marder stellte der OSTSEE-ZEITUNG hierfür zahlreiche Bild- und Textdokumente zur Verfügung. Das Kreishaus oder die „Villa des Landrats“: Als 1815 die Region zu Preußen kam, wurde nach einer gründlichen Landvermessung Grimmen Kreisstadt. Es dauerte jedoch noch einige Jahrzehnte bis die letzten Kreisbehörden von Loitz nach Grimmen verlegt wurden. Das erste Landratsamt befand sich in dem ehemaligen Gasthof „Zum schwarzen Adler“ in der Knochstraße. Der erste Landrat – von Mühlenfels – wohnte in dem „Hexenhaus“ Ecke Badstüberstraße und Buddelinerstraße. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde ein Landratsamt und die Villa des Landrats in der heutigen Bahnhofsstraße gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Gebäude der Kreisverwaltung Sitz der sowjetischen Kommandantur. Noch heute prägt das „Kreishaus“ das Bild der Trebelstadt. Das Bahnhofsgebäude wurde 1881 fertiggestellt: Am 1. Januar 1878 wurde der Eisenbahnstreckenabschnitt Demmin–Grimmen–Stralsund übergeben. Viele Grimmener Bürger und auswärtige Arbeitskräfte beteiligten sich am Bau, denn gewaltige Erd- und Steinmassen waren für die Aufschüttung des Bahndamms in den sumpfigen Wiesen zwischen dem Zweendamm und der Holthofer Chaussee erforderlich. Im Jahre 1881 wurde das Bahnhofsgebäude fertiggestellt. Vermutlich wurde es auf Pfählen gebaut. Das Mauerwerk ist 50 bis 60 Zentimeter dick. Eine beeindruckende Zahl: Im Jahr 1979 passierten täglich rund 75 Personen- und Güterzüge das Bahnhofsgebäude. Rund 170 000 Leute traten in Grimmen zu dieser Zeit jährlich ihre Reisen an. Das historische Postgebäude wurde 1898 fertiggestellt: Bis 1815 gab es in Grimmen keinen festen Sitz für die Post, obwohl bereits zu dieser Zeit die Postkutsche regelmäßig verkehrte und Postsachen beförderte. Schließlich wurde in jenem Jahr eine kleine Poststube eingerichtet, die sich zuletzt auf dem Marktplatz in der späteren HO-Fleischerei befand. Im Jahre 1897 stellte die Postkutsche in Zusammenhang mit der errichteten Eisenbahnverbindung den Betrieb ein. Ein Jahr später entstand das Gebäude der Deutschen Post. Ein bis heute erhaltenes und überaus prägendes Bauwerk der Trebelstadt. Bis auf die Verlegung des Haupteinganges auf die linke Seite hat sich in den vielen Jahrzehnten optisch nur wenig verändert. Zu Beginn der 1980er-Jahren arbeiteten im Grimmen Postamt 60 Personen. Täglich wurden zu dieser Zeit beispielsweise 6000 Briefe, 500 Pakete und 16 000 Tageszeitungen befördert. Lesen Sie auch Grimmens Straßennamen im Wandel der Zeit Grimmen: Denkmal für die Gefallenen der drei Einigungskriege Das Finanzamt in der Tribseeser Straße wurde 1923 übergeben: Auf einer Sitzung am 12. April 1922 beschloss der Kreistag den Bau eines neuen Finanzamtes. Im Jahre 1923 wurde das Gebäude in der Tribseeser Straße seiner Bestimmung übergeben. Der erste leitende Finanzbeamte war Höhr. Nach 1945 war in dem Gebäude die SED-Kreisleitung untergebracht. Um 1978 erfolgte der Umbau des Hauses. Nach der politischen Wende wurde es zunächst als Bürogebäude genutzt. Heute erstrahlt das „Haus Sandra“, ein Pflegewohnheim für ältere Menschen, in neuem Glanze. Hauptsitz der Kreissparkasse bis heute in der Bahnhofsstraße: Ein Gebäude, das immer noch die Grimmener Bahnhofsstraße prägt, ist die Sparkasse. Gegründet 1859, war sie lange Zeit eine öffentlich-rechtliche, mündelsichere Anstalt unter Haftung des Kreises. Verantwortlich war der jeweilige Landrat. Der Hauptsitz befand sich schon immer in der Hindenburg-, heute Bahnhofsstraße. Filialen befanden sich in acht Landgemeinden des Kreises. Noch heute ist es der Sitz der Grimmener „Sparkasse Vorpommern“. Der Wasserturm wurde 1933 erbaut: Im Jahre 1933 wurde der Grimmener Wasserturm durch die Firma Höhne erbaut und Anfang des Jahres 1934 seiner Bestimmung übergeben. Der Kessel hatte ein Fassungsvermögen von 150 000 Liter. Die Entleerung des Kessels erfolgte in zwei Stunden. Das Dach des Turmes wurde nicht vom Mauerwerk, sondern vom Kessel getragen. Ab 1960 wurde der Wasserturm nicht mehr genutzt. Bereits im Jahre 1988 begann der Umbau des prägenden Bauwerkes. Seit dem Jahre 2000 wird der sanierte Turm als Aussichtsturm, Stadtinformationszentrum und kultureller Veranstaltungsort genutzt. Von Raik Mielke