Grimmen: Kniffliger Transport der Nordmanntanne

Der Weihnachtsbaum für den Grimmener Marktplatz hatte in diesem Jahr einen kurzen Anfahrtsweg. In der Straße Am Röhrhorn stehend, war er also nicht einmal einen Kilometer vom Zielort entfernt. Doch in der Rangliste der kniffligsten Transporte einer Grimmener Weihnachtstanne steht diese Tour wohl ziemlich weit oben auf der Liste. Die OSTSEE-ZEITUNG begleitete den aufwendigen Transport, traf den Besitzer des Baums und holte mit spannenden Randgeschichten die Nordmanntanne ins Zentrum der Stadt. Aber der Reihe nach. Aller Anfang ist schwer: Zentimeter für Zentimeter zum Baum: Dienstagmorgen, acht Uhr, drei Grad Celsius Außentemperatur. In der Stralsunder Straße staut sich der Verkehr. Zwei Beamte des Grimmener Polizeireviers stoppen die Autos. Die Drehleiter der freiwilligen Feuerwehr steht mit Warnblinklicht quer auf der Straße. Die orangefarbenen Leuchten der Fahrzeuge des Stadtbauhofs erhellen die Stralsunder Vorstadt. Der meterlange Kran des hiesigen Unternehmens Kran Lange versucht rückwärts in die Straße Am Röhrhorn zu rangieren. „Da geht der Blutdruck hoch. Uns war von Beginn an klar, dass dies eine schwierige Aktion wird. Aber wir schaffen es“, sagt Birgit Woytke von der Stadt. Lesen Sie auch: Grimmen: So gefährlich ist es für Fußgänger auf den Gehwegen Und schwierig ist wahrscheinlich genau die richtige Beschreibung. Denn der Kraftfahrer des Krans hat alles in allem vielleicht einen Spielraum von zwei Zentimetern, um das gigantische Gefährt in die Zielstraße zu bewegen. Nach zehn Minuten ist es dann vollbracht und der Kran steht vor dem Eigenheim von Heinz Rydzewski. Auch die Feuerwehr ist in Position. „Und es gab eben nur eine Position, die uns die Arbeit an dieser Stelle ermöglicht. Ich habe mir dies bereits am Montag genau angesehen“, sagt Feuerwehrmann Sven Friedrich, der das Fahrzeug mit der Drehleiter an diesem Morgen fährt. Durchatmen und ran an die Nordmanntanne. Heinz Rydzewski: „Auf einmal schoss die Tanne in die Höhe“: Diese steht direkt neben dem Einfamilienhaus von Heinz Rydzewski. Der 86-Jährige lebt seit 1997 in dem Eigenheim. „Ich glaube, wir hatten die Nordmanntanne noch im selben Jahr gepflanzt“, sagt er und beschreibt: „Es galt ganz einfach, das Grundstück zu gestalten. In den ersten Jahren wächst so eine Tanne ja recht langsam. Aber auf einmal ist sie in die Höhe geschossen.“ Dass er sich nach 23 Jahren nun von seinem „Bäumchen“ verabschieden muss, ist für den Rentner aus der Trebelstadt kein großes Problem. „Inzwischen nimmt die Tanne viel Licht weg und in dieser Höhe ist sie dann in Sachen Pflege auch schwer beherrschbar. Es ist doch schön, dass sie nun auf den Marktplatz kommt und dort ihre Aufgabe als Weihnachtsbaum erfüllt“, sagt Heinz Rydzewski und verfolgte die Arbeiten auf seinem Grundstück. Ein gezielter Schnitt – dann hing sie am Harken: Die Fällarbeiten liefen dann gewohnt routiniert und schnell ab. Ein gezielter Schnitt durch den Stamm der Nordmanntanne und schon hing der Weihnachtsbaum-Koloss am Harken des Krans. Verladen, festgezurrt und schon konnte es nach rund 45 Minuten auf zum Grimmener Marktplatz gehen. Eine Tour von vielleicht 600 bis 800 Meter. Aber diese Mini-Strecke sollte insbesondere dem Kranfahrer noch einmal alles abverlangen. Denn aus der Straße Am Röhrhorn hinauszukommen, erwies sich als genauso schwierig wie zuvor das Reinmanövrieren. Zehn Minuten lang ging es Zentimeter für Zentimeter und Stück für Stück aus der Seitenstraße hinaus. Aber mit Erfolg und ohne Schäden! Nach einer Runde über den städtischen Parkplatz in der Stralsunder Straße ging es dann mit Polizeischutz durchs Stralsunder Tor und direkt auf den Markt. Dort schwebte der Baum ein letztes Mal am Harken des Krans an seinen gewünschten Ort. In den nächsten Tagen wird der Baum geschmückt: Zehn Meter hoch thront die Tanne nun im Zentrum der Stadt. Die Beleuchtung und einige Kugeln kommen in den nächsten Tagen an den Baum. Zudem ist die Innenstadt in dieser Zeit immer wieder kurzzeitig gesperrt, da allerorts die Weihnachtsbeleuchtung installiert wird. „Wir haben uns in diesem Jahr zu dieser Vorgehensweise entschlossen, damit die zuständige Firma, unkompliziert die Innenstadt mit den verschiedensten Leuchtelementen dekorieren kann“, erklärt Birgit Woytke. Von Raik Mielke