Grimmen: Neuer Chef im SOS-Familienzentrum in Corona-Zeiten

Hannes Masloboy tritt in ganz große Fußstapfen: Er übernimmt die Leitung im Grimmener SOS-Familienzentrum, wenn sich Rita Claußen Ende Januar in den Ruhestand verabschiedet. Hannes Masloboy erscheint auf den ersten Blick das genaue Gegenteil seiner Vorgängerin zu sein: 30 Jahre jung, männlich. Doch beim genaueren Hinsehen merkt man – die beiden ticken gleich. Seit Anfang November ist der gebürtige Stralsunder ein Teil des SOS-Familienzentrums. „Früher wollte ich unbedingt in die Großstadt. „Als meine Lebenspartnerin in Hamburg Arbeit fand, studierte ich dort Sozialpädagogik“, erzählt er. Nebenbei arbeitete Hannes Masloboy bei einem Jugendhilfeträger im Grundschulbereich, bot Kurse an, war in der Hausaufgabenbetreuung aktiv. „Nach meinem Masterabschluss blieb ich dort und wurde Ganztagskoordinator für weiterführende Schulen“, berichtet der junge Mann. Masloboy kehrt in die alte Heimat zurück: Doch mittlerweile gehören zwei Kinder zur Familie. „Uns fehlte in Hamburg die Unterstützung der Großeltern, und immer nur Spielplatzhopping für die Kinder war auch nicht so toll“, schätzt Hannes Masloboy ein, warum der Wunsch, in die alte Heimat zurückzukehren, immer größer wurde. „Wir wollten auch nicht ständige Wochenendreisende sein, denn diese freien Tage verbrachten wir meistens sowieso hier.“ Lesen Sie auch: Grimmen in Zahlen: Trotz Baby-Boom ist die Stadt überaltert Als seine Lebenspartnerin dann einen Job bei der Rentenversicherung in Vorpommern antreten konnte – die Anstellung ging in Corona-Zeiten unproblematisch per Telefon – und Hannes Masloboy die Stellenanzeige als für den Leiter des Grimmener Familienzentrums las, dachte er. „Das passt, das traue ich mich.“ Solche Angebote in der Großstadt nicht gesehen: Es folgte ein erstes Telefonat mit dem Dorfleiter Hans-Peter Fromm. „Ich war so aufgeregt“, sagt der damalige Kandidat. Eine Woche später war er eingeladen ins Familienzentrum, lernte Rita Claußen und Hans-Peter Fromm kennen. Und der bisherige Wahl-Hamburger war erstaunt. Hier in diesem kleinen Grimmen gibt es so etwas, was er bisher in der Großstadt noch nicht gesehen hatte? Ein Familienzentrum mit so vielen Möglichkeiten, auch wenn das dem Gebäude von außen nicht anzusehen sei. Er habe gleich gemerkt, dass es passt. Aber zunächst folgte nicht die Einstellung, sondern zwei Wochen später ein erneutes Treffen vor Ort. Es ging um Arbeitsinhalte. „Und ab dann wusste ich ganz genau, wie groß die Fußstapfen sind, in die ich hier treten werde“, sagt der neue Chef. Die Zusage aus Grimmen bekam der junge Mann beim Einkaufen – und jubelte dann im Auto. Dann ging alles ganz schnell, nur vier Wochen waren für den Umzug nach Grimmen Zeit. „Aber gerade noch rechtzeitig, denn eine Woche danach kam der Lockdown in Hamburg“, erzählt er. In Grimmen angekommen: Noch schneller als der Umzug zunächst vonstattengehen musste, kam dann die Gewissheit. „Im SOS-Familienzentrum bin ich angekommen“, sagt er. Der Slogan „Wir sind Familie“ werde hier gelebt. Der Umgang miteinander sei herzlich und respektvoll. Emotional hätte ihn diese Zeit im Herbst stark ergriffen „Ich konnte mein Glück nicht fassen.“ In Hamburg sei man einer von vielen, hier in der Kleinstadt sei alles wesentlich privater, es gebe mehr Lebensraum, nicht nur Arbeitsraum. Das Familienzentrum ist ein Ort der Begegnung und der Hilfestellung in der Grimmender Otto-Krahmann-Straße. Kinder und Eltern sollen wohnortnah in ihrem Lebensumfeld erreicht werden. Ziel ist es, junge Familien, Schwangere, Alleinerziehende und Kinder zu unterstützen und zu stärken. Sie erhalten dabei fachliche Unterstützung in allen Fragen der Erziehung, Gesundheitsförderung und Freizeitgestaltung. Im Familienzentrum bietet sich die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und mit anderen in den Austausch zu kommen. Im Familienzentrum sind 12 Mitarbeiter tätig, dazu gehören auch geförderte Stellen und zwei Azubis. Außerdem wirken Ehrenamtler und Honorarkräfte mit. Im Gebäude haben zusätzlich Mitarbeiter des Bereichs Hilfen zur Erziehung ihr Büro. Wird mit dem neuen Chef im Familienzentrum nun alles anders? „Erst einmal bin ich froh, dass alles so ist, wie es ist: auf dem sehr hohen Vor-Corona-Niveau“, sagt Hannes Masloboy. Wenn es nach dem Lockdown dann endlich wieder so richtig losgehen darf mit Beratungen und Co vor Ort, Veranstaltungen und Treffen müssten die Angebote seiner Meinung nach mit Kraft wieder in Schwung gebracht werden. „Ich plane eine Art Auftaktveranstaltung“, sagt er. Und die Noch-Leiterin Rita Claußen ergänzt: „Wir merken ja, wie sehnsüchtig die Eltern darauf warten“ In dieser Woche schon wollen sie deshalb Eltern per Videotelefonie kontaktieren. „Denen fehlt dieser Austausch“, sagt Masloboy. Mit großen Ohren an den Eltern sein: Angebote hochfahren, einiges erweitern und neu schaffen und vor allem aus dem SOS-Familienzentrum in der Otto-Krahmann-Straße wieder einen Ort der Begegnung machen sind die Ziele für die erste Nach-Lockdown-Zeit. Und einen besonderen Tipp von Rita Claußen will Hannes Masloboy dabei berücksichtigen: Mit großen Ohren an den Eltern sein, ihre Ideen, Bedarfe und Wünsche umsetzen, nicht nur die eigenen Ideen. Ein Herzenswunsch des jungen Mannes ist es außerdem, die Digitalisierung auszubauen. Das lief schon in den vergangenen Monaten an, beispielsweise mit Onlinebastelangeboten oder einem Märchenerzähler per Internet. „Jetzt sollen aus den Aufnahmen Liveübertragungen werden“, plant er. Von Almut Jaekel