Grimmener Hausärzte wollen selbst gegen Covid-19 impfen

Die Impfung gegen das Coronavirus ist in der Arztpraxis von Andreas und Petra Kümmel in Grimmen ein immer wieder aufkommendes Thema. Denn die Patienten haben Fragen – zur Sicherheit, zur Wirkung und zur Durchführung der Impfung. Für viele der Menschen sind die beiden Hausärzte in diesem Fall die erste Anlaufstelle. Ihrer Meinung nach empfiehlt es sich, die Impfungen selbst in der Praxis durchzuführen. „Wir haben einen besseren Überblick über die Erkrankungen und wissen, wer am ehesten eine Impfung braucht“, sagt Petra Kümmel. Erst wenn Hausärzte ihre Patienten selbst impfen können, wird sich die Impfung auch flächendeckend umsetzen lassen können, sind die Mediziner sich sicher. Demzufolge sei die Schwelle, sich den Piekser abzuholen, geringer, wenn die Patienten den ohnehin geplanten Arzttermin mit einer Impfung verbinden können. Eine wichtige Voraussetzung sei jedoch, dass ausreichend Impfstoff vorhanden ist. Hohe Impfbereitschaft unter den Patienten: An den Patienten soll dieser Plan nicht scheitern. Die Impfbereitschaft sei in der Gemeinschaftspraxis hoch, so die Allgemeinmedizinerin. Fast jeder ihrer Patienten habe sich im vergangenen Oktober und November gegen die Grippe impfen lassen – das waren rund 2 500 Impfungen. Lesen Sie auch: Erste Hausärzte in Mecklenburg-Vorpommern bieten Corona-Impfung an Eine ähnliche Rückmeldung gäbe es auch zur Corona-Impfung. Einige der älteren Patienten von Andreas und Petra Kümmel haben bereits eine Einladung ins Impfzentrum erhalten: „Ein großer Teil fragt hier noch einmal nach, ob sie sich impfen lassen sollen. Oftmals können wir ihnen die Ängste im persönlichen Gespräch nehmen“, so die Ärztin. Jüngere Patienten oftmals skeptischer: Vor allem zwischen den älteren und den jüngeren Patienten gebe es klare Unterschiede. Für den Internisten lässt sich das auf die Mediennutzung zurückführen: „Die Jüngeren lesen mehr im Netz über eventuelle Nebenwirkungen“, sagt er. „Doch die Ängste sind zum Teil diffus, weil einfach zu viel in den Medien kursiert“, ergänzt Petra Kümmel. Zudem wüssten ältere Menschen, dass die Erkrankung für sie tödlich ausgehen könnte, während jüngere Patienten in der Regel mit weniger starken Folgen rechnen würden: „Obwohl das gar nicht so sein muss“, so der Mediziner. Corona bedeutet für die Ärzte einen Mehraufwand. Sie bieten täglich eine Infektsprechstunde an, um Patienten mit Symptomen von anderen Patienten zu trennen. Außerdem testen sie ihre Patienten vor Ort. Das heißt, Schutzmaßnahmen wie Handschuhe und Kittel ergreifen, die Abstriche ins Stralsunder Labor schicken und diese im Nachhinein mit den Patienten auswerten. Das Wartezimmer ist auf zehn Personen begrenzt, sie testen ihre Mitarbeiter wöchentlich und tragen den gesamten Tag über eine Maske. Nun soll noch eine weitere Impfung hinzukommen? Für Andreas Kümmel wäre das umsetzbar: „Vermutlich müsste man sich rein logistisch etwas neu organisieren, aber wir sind drei Ärzte in der Praxis und können uns gut aufteilen.“ Wie es im Detail funktionieren könnte, müsse man sehen, wenn der Impfstoff da ist. Weniger Erkrankungen durch Maske? Dass die beiden Mediziner erst später geimpft werden sollen, verstehen sie nicht: „Wir behandeln doch die Risikopatienten“, so Andreas Kümmel. Er habe sich dennoch bereits impfen lassen: „Ich wurde angerufen, nachdem ein Impftermin nicht wahrgenommen worden ist“, sagt er. Andernfalls hätte die Impfdosis entsorgt werden müssen. Lesen Sie auch: Impfzentrum ab Mitte Februar auch in Grimmen Denjenigen, die vorerst auch nicht geimpft werden, empfiehlt der Arzt ausreichend Bewegung, regelmäßiges Desinfizieren oder Waschen der Hände und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, wo es nötig ist. Die Maske scheint (neben der Impfung) den Hausärzten zufolge in den vergangenen Monaten sehr wirksam gewesen zu sein, denn die Erkältungs- und Grippesymptome seien trotz der kalten Jahreszeit stark zurückgegangen. In der Gemeinschaftspraxis habe es in diesem Winter keine Patienten mit Grippesymptomen gegeben. Von Lena-Marie Walter