Grimmen - Im Frühjahr zu trocken — jetzt zu nass!

Rauf auf den Mähdrescher und dann ab aufs Feld. Die Ernte hat begonnen. Seit Freitag dreschen viele Landwirte der Region die Gerste. „Die Hälfte ist runter“, sagt Petra Schmidt von der Vorländer Agrar GmbH. In Zahlen heißt dies 75 Hektar. „Bis zum Wochenende legen wir nun eine Pause ein, weil wir gemerkt haben, dass dem Korn hier eine Woche noch gut tut“, erklärt die Landwirtin und schätzt nach ersten Eindrücken ein: „Es scheint so, als würden wir bei der Ernte der Gerste weniger verzeichnen können, als in den beiden Vorjahren und dies hat auch seine Gründe.“ Das Frühjahr war einfach zu trocken. „Die fehlende Feuchtigkeit bei der Einlagerung des Korns ist der Hauptgrund für den geringeren Ertrag“, sagt sie. Auch wenn die Gerste dann bald von den Feldern ist, gibt es bei den Vorländern viel zu tun. „Wir werden die Zeit bis zur Rapsernte nutzen, um beispielsweise die Wiesen zu mähen, aber erst einmal hoffen wir jetzt auf viel Sonne“, so Petra Schmidt. Einen Wunsch, den auch Siegrid Schlutt von der Agrargesellschaft Nehringen/Grammendorf teilt. „Unser Erntejahr startet erst mit dem Raps. Vor dem 21. Juli werden wir damit aber nicht beginnen“, erklärt die Buchhalterin des Unternehmens. Der Starkregen der letzten Wochen ist an den Feldern der Agrargesellschaft größtenteils vorbeigezogen, so dass hier keine Schäden entstanden sind. „Vielmehr denken wir, dass aufgrund des trockenen Frühjahrs die Ernte eher durchschnittlich ausfallen wird“, glaubt Siegrid Schlutt und nennt eine Gefahr, die jetzt noch für den Raps besteht. „Wenn es in den nächsten Tagen zu viel regnen sollte, könnte der Raps noch einmal austreiben, was nicht gut für die Qualität wäre“, beschreibt sie. Geduld ist eine wichtige Charaktereigenschaft, die ein Landwirt mitbringen muss — das weiß auch Hubertus Lass vom Ackerbaubetrieb Klevenow. „Wir haben noch nicht begonnen, die Gerste zu dreschen. Wir wollen bis zum Wochenende warten, wenn laut Wetterbericht mehr Sonne zu erwarten ist“, so der Landwirt. „Das können wir machen, weil wir relativ wenig Gerste haben und hier wirklich optimale Bedingungen abwarten wollen“, erklärt Hubertus Lass und ist optimistisch: „Da die Sonne momentan nur sehr sparsam scheint, könnte die Kraft ein wenig fehlen. Aber was ich bisher gesehen habe, sieht recht vielversprechend aus“, sagt der Landwirt. Und eine gute Ernte ist in diesem Jahr besonders wichtig. „Es gibt einen enormen Preiseinbruch. Um so wichtiger sind gute Ertragszahlen“, weiß Mathias Ringenberg von der Papenhäger Landprodukte GmbH. Bis zu 30 Prozent weniger bekommen die Landwirte in diesem Sommer für Getreide. „Letztes Jahr gab es für die abgelieferte Tonne noch rund 195 Euro. In diesem Jahr sind es nur noch rund 150 Euro“, erklärt Christian Ehlers, Geschäftsführer beim Bauernverband Nordvorpommern. Die Papenhäger haben am vergangen Wochenende bereits 80 Hektar gedroschen. „So wie es jetzt aussieht, könnte die Ernte der Gerste bei uns ein wenig überdurchschnittlich gut ausfallen“, glaubt Mathias Ringenberg. Weiter geht es dann, wie bei den meisten Landwirten, mit dem Raps und dem frühen Weizen. „Je nach Witterung beginnt dann der Stress, weil beide sehr zeitnah reif sind“, erklärt der Geschäftsführer der Papenhäger Landprodukte GmbH. Auch Hartmut Ruhtz von der Stoltenhäger Agrar Produktions- und Handels GmbH spricht von einem schleppenden Start in die Saison. „Wir sind zehn Tage früher dran, als im Vorjahr. Jetzt ist es aber zu nass und dadurch lässt sich die Gerste schlecht dreschen“, sagt er. Mit der Gerste geht es los Ursprünglich kommt die Gerste aus dem Vorderen Orient und dem östlichen Balkan. Die Gerste gehört zur Familie der Süßgräser. Es gibt sie nachweislich seit 15 000 vor Christus. Seit der Jungsteinzeit (5500 vor Christus) gibt es Gerste auch in Mitteleuropa. Im Mittelalter wurden immer mehr anspruchslose Sorten gezüchtet, die sehr als sicheres Tierfutter geschätzt wurden. Quelle: Elisabeth Schiemann: „Weizen, Roggen, Gerste. Systematik, Geschichte und Verwendung.“ Wir haben die Hälfte der Gerste bereits abgedroschen. Es scheint etwas weniger als in den Vorjahren zu sein.“Petra Schmidt, Vorländer Agrar GmbH Raik Mielke