Kandelin hat zwischen Treckertreff und Dorfladen viel zu bieten

Schon immer war Kandelin ein Dorf, indem die Menschen gern lebten, arbeiteten und einander geholfen haben. Einige der Anwohner, die dort geboren sind, leben noch heute dort. Andere sind zugezogen und lernten den Ortsteil der Gemeinde Süderholz lieben. Das Dorf weitete sich zu DDR-Zeiten und nach 1990 beträchtlich aus. Es war ein Vorzeigedorf, das durch die Arbeit in der Landwirtschaft bestimmt wurde. An der Wüsteneyer Straße entstand eine große Wohnsiedlung: Fleischerei, Bäckerei, Schule, Kindergarten, Gaststätte, Arztpraxis und kleine Handwerksbetriebe machten das Dorfleben komplett. In Kandelin hilft man einander: In den vergangenen Jahren hat sich der Ort verändert. Was jedoch geblieben ist, ist das Wohlgefühl der Einwohner in ihrem Dorf. Hier wird aktive Nachbarschaftshilfe gelebt. Der ehemalige Grimmener Manfred Steinhöfel wohnt seit 18 Jahren in der Bungalowsiedlung. Er fühlt sich dort wohl: „Hier hilft man sich, wenn Hilfe gebraucht wird, dann packt man schnell mit an“, sagt er. Das bestätigt auch Mario Bahls. Er wohnt in der neuen Wohnsiedlung, die in Richtung Schmietkow entstanden ist. Die Menschen in der Umgebung kennen ihn auch als „Max“. Unter diesem Namen ist der 50-Jährige als DJ unterwegs. Mit seinem Unimog haben ihn aber auch viele Leute sicherlich schon beim Treckertreffen in Kandelin gesehen. „Wir sind eine richtig eingeschworene Truppe. Auch unsere Frauen ziehen mit. Das macht richtig Spaß“, erzählt der junge Opa einer Enkelin begeistert. Aufgewachsen ist er im zwei Kilometer entfernten Zarnewanz. Kandelin kannte der 50-Jährige bereits aus seiner Schul- und Ausbildungszeit. Als Lehrling begann er bei der Agrargesellschaft, dem größten Arbeitgeber des Ortes, zu arbeiten – heute ist er noch immer dort. Seit 10 Jahren betreut er die Biogasanlagen, die dazu gehören. „Das Betriebsklima stimmt, die Arbeit hat sich durch moderne Technik verändert, neue Gebiete sind entstanden. Mir macht es nach wie vor Spaß“, erzählt Bahls beim Besuch im Büro der Biogasanlage. Trubel in der alten Gaststätte: Der Familienname Bahls taucht mehrfach in Kandelin auf. So war Ulrich Bahls einer der letzten Gastwirte. Mario Bahls, ist sein Neffe und erinnert sich gern an die Zeit: „Wir sind mit der Gaststätte groß geworden. Ich habe dort tanzen gelernt. Alle großen Familienfeiern wurden dort gefeiert – auch meine Hochzeit 1997. Dort gab es immer gutes Essen und die Eisschlange im Sommer riss nicht ab.“ Heute stehe die Gaststätte leer. Dabei würden sich viele Einwohner und Durchfahrende wünschen, dass in die Gasstätte wieder Leben einzieht. Auch das Ehrenamt kommt in Kandelin nicht zu kurz. Der einstige Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr hat den Staffelstab nach vielen Jahren an Markus Krohn abgegeben. Seine Kameraden erwarten sehnlichst den Ersten Spatenstich für das neue Mehrzweckgebäude. Damit werden sich nicht nur die Bedingungen für die Kameraden der Feuerwehr verbessern, es entstehen auch Räume, die von Vereinen oder privat genutzt werden können. Ähnlich wie das noch relativ neue Gebäude der Kandeliner Fußballer. Lesen Sie auch Dorfgeschichte aus Bremerhagen: Wieder in die Heimat gezogen Richtenberg: Frank Grape ist neuer Bürgermeister in der kleinsten Stadt von MV Kleine Einkaufsstelle mit breitem Sortiment: Jetziger Dorfmittelpunkt sind die Bäckerei “Sternback“ und „Illes Dorfladen“. Gerade zu dieser Zeit freuen sich die Leute, wenn sie mal einen Bekannten treffen, um einen kleinen Schnack, mit Abstand, zu machen. Seit ungefähr einem Jahr hat Arite Prax den Dorfladen von ihrer Mutter übernommen. Sie ist im letzten Jahr verstorben und hat ihn seit 2003 betrieben. Die Leute kommen gerne in die kleine Einkaufsstelle, die mit einem breiten Sortiment aufwartet. „Und was wir nicht haben, versuchen wir zu besorgen“, erzählt Ehemann Christian. Er unterstützt seine Frau und berichtet, dass sie bestellte Einkäufe auch nach Hause liefern. Das wird gerade jetzt während der Corona-Pandemie besonders von den Älteren angenommen. Der Dorfladen ist mittlerweile der einzige in der Gemeinde Süderholz. Ausgeliefert wird in alle umliegenden Dörfern. Zum Service gehört auch eine Paketstation. Von Roswitha Pendzinsky