Knast-Gelände soll verscherbelt werden

Die Stralsunder Stadtverwaltung hat gemeinsam mit der Landesregierung einen bemerkenswerten Immobiliendeal eingefädelt: Für mehr als eine Million Euro soll das Gelände, auf dem sich der Offene Vollzug des Gefängnisses auf der Franzenshöhe befindet, den Besitzer wechseln. Bislang gehören dieses Grundstück und das Gebäude darauf der Hansestadt Stralsund. Laut OZ-Informationen muss die Landesregierung als Betreiberin der Justizvollzugsanstalt für die Nutzung der Immobilie pro Jahr 70000 Euro Miete an die Stadtverwaltung überweisen — eine sichere und langfristige Einnahmequelle für die Stadt. Nun haben sich beide Seiten plötzlich auf einen Komplettverkauf der 5573 Quadratmeter großen Fläche sowie des Gebäudes, einem ehemaligen Lehrlingswohnheim, geeinigt. Konkret soll der Kaufpreis 1,2 Millionen Euro betragen. Das Finanzministerium bestätigt die Pläne. „Der Ankauf ist kurzfristig vorgesehen“, sagt Sprecherin Andrea Wiemeyer. Hintergrund sei, dass das Gebäude seit 2008 im unsanierten Zustand für den offenen Vollzug genutzt werde und die Stadt es an das Land für diesen Zweck vermietet habe. Wiemeyer: „Zur Sicherung der Investitionen des Landes im Zusammenhang mit der Sanierung und dem Umbau des Gebäudekomplexes ist der Erwerb der Liegenschaft erforderlich.“ Bisher sollen notwendige Umbaumaßnahmen mit der Miete verrechnet worden sein. Klartext: Wenn das Land in den vergangenen Jahren beispielsweise 50000 Euro in den Erhalt des offenen Vollzuges gesteckt hat, sind die Mietforderungen vonseiten der Stadt gesenkt worden. Die Bürgerschaft hat dem Verkauf bereits hinter verschlossenen Türen zugestimmt, obwohl dieser spätestens nach 18 Jahren zu einem schlechten Geschäft für die Hansestadt wird. Von jetzt an gerechnet wäre mit einer Jahresmiete von 70000 Euro ab diesem Zeitpunkt mehr Geld in die chronisch klamme Rathauskasse geflossen als 1,2 Millionen Euro. Zudem dürfte der Verkaufserlös angesichts des gigantischen Haushaltslochs der Stadt von insgesamt 113 Millionen Euro jetzt allein in den Schuldenabbau fließen. Unter den Stadtvertretern gibt es deshalb inzwischen Kritik an dem Grundstücksgeschäft. Einige befürchten, dass die Landesregierung Druck auf die Stadt ausgeübt haben könnte. Die Stadtverwaltung ließ eine OZ-Anfrage zu diesem Thema bis gestern unbeantwortet. Bislang war im Rathaus aber immer betont worden, dass Grundstücke im Besitz der Hansestadt lediglich verpachtet und nicht verkauft werden, um so langfristige Einnahmen zu sichern. Auch im Fall des schon seit Jahren schwelenden Grundstücksstreits zwischen der Insel Hiddensee und der Stadt Stralsund gilt dieser Grundsatz als unumstößlich. Einige Hiddenseer würden ihre Grundstücke, die der Hansestadt gehören, gern kaufen. Ihnen werden von der Stadt aber lediglich Pachtverträge angeboten — mit Preissprüngen von bis zu 1300 Prozent. Benjamin Fischer

Stralsund - Knast-Gelände soll verscherbelt werden